Review

Nachdem der erste filmische Ausflug in das "3 Fragezeichen"-Universum eher mäßig ausgefallen war - oder eher ernüchternd aufgrund der in den Augen der Filmemacher wohl nötigen Veränderungen, erhoffte sich der gestandene Fan von der Fortsetzung natürlich die Möglichkeit, begangene Fehler und gewisse Schwächen beim zweiten Versuch auszubügeln.
Tatsächlich hat man an dem Filmmodell von "Justus, Peter und Bob" gearbeitet - allerdings gleich auch noch andere Fehler begangen, die den Fall des "verfluchten Schlosses" nicht eben angenehmer zu konsumieren machen.

Die Darsteller sind derweil älter geworden und (wie es in der Pubertät so üblich) ein bißchen gewachsen, so daß sie in die großen Schuhe optisch auch etwas besser hineinpassen (die 3 ??? waren in meiner Vorstellung immer mindestens 13 Jahre alt, nicht ca. 11 wie im ersten Film). Nick Price, der den Peter spielt, hat sogar einen enormen Wachstumsschub durchgemacht und kann seine "sportliche" Rolle des ziemlich abergläubigen Tolpatschs besser ausfüllen. Cameron Monaghan hat als sommersprossiger und rothaariger Bob an Profil gewonnen und Chancelor Miller, die Denkfabrik Justus, sieht inzwischen wie ein grüblerischer Jimmy "Pop" Ali aus, optisch hatte die Fortsetzung damit eindeutig gewonnen.

Gute Voraussetzungen für ein neues Abenteuer, schließlich hatte man, rein nominell eines der Highlights der Serie erwählt. Das "verfluchte Schloß" lehnte sich eindeutig an die Folge "...und das Gespensterschloß" an und war als Hörspiel eine enorm gruselige Folge rund um das schloßähnliche Anwesen eines vergessenen Stummfilmgruseldarstellers namens Stephen Terrill. Doch dem Film würde es um die Hitchcock-Bezüge mangeln, die die frühe Serie ja immer noch hatte und die später ausgemerzt wurden - jedoch blieb das Versprechen eines atmosphärischen Abenteuers.

Der Auftakt erweckt dann auch den Anschein, als hätte man die Schwächen des Vorgängers ausgemerzt: kein übermächtiges Actionhäppchen zu Beginn, stattdessen ein bißchen Backstory rund um die verstorbenen (verunglückten) Eltern von Justus, der seine Geburtstage nicht feiern will. Dann ein Einbruch samt leicht slapstickartiger Verfolgungsjagd auf dem Schrottplatz und ja, sogar etwas nachvollziehbarer Recherchearbeit mittels eines latent unheimlichen Videos der verstorbenen Erzeuger, die auf das unheimliche Anwesen des Titels hinweist.
Das aber findet sich nicht mehr in den Hügeln Kaliforniens, sondern gleich in Nevada - dort aber auch nicht in einem Wüstencanyon, sondern in einer waldigen Umgebung. Das wird aber ausgeglichen durch den Einbau von Morton, dem Chauffeur des Rolls Royce, dessen Benutzung die drei Detektive gewonnen haben und der freundlicherweise in der Film- wie in der Audiofassung von Andreas von der Meden gesprochen wird.

Sobald unsere drei Helden jedoch ihren ersten unheimlichen Rundgang durch das spukige Gebäude antreten, wirds uneinheitlicher. Zwar stimmt die Atmosphäre und auch die Gruseleffekte sind stimmig jugendgerecht, aber die Implikation der unvermeidlichen weiblichen Figur ist diesmal unglücklicher. Sheriffstochter Caroline wirkt viel zu jung, zu altklug und zu spinnert, um wirklich einen "love interest" abzugeben und wieder mal rückt damit Bob in den Vordergrund, der sich in der Folge in einigen oberflächlich prekären Situationen mit dem Mädchen wiederfindet, die dem wütenden Vater den Eindruck vermitteln, daß von den dreien nichts Gutes zu erwarten ist. Justus, eh der mürrische Grübler ohne jeden Spaß, rückt noch weiter in den Hintergrund und wird zum halbnöligen Eckensteher und nicht zum Superhirn, das man hier aus ihm hätte machen können, seine deduktiven Ergebnisse kommen später dann auch praktisch aus dem Nichts.

Von da an häufen sich die Negativpunkte leider nur noch. Von der unheimlichen Gestalt im Hintergrund, bei der man davon ausgeht, daß der Hausbesitzer nach 100 Jahren noch leben soll bis zur geheimnisvollen Apparatur, die in der Lage sein soll, Diamanten künstlich herzustellen, gerät das Skript immer abenteuerlicher, unwahrscheinlicher und abstruser. Auch die Hörspiele hatten teilweise gewagte Skripts, fußten aber immer auf einer logischen und nachvollziehbaren und schlußendlich einigermaßen realistischen Auflösung. Das "verfluchte Schloß" verrennt sich jedoch in wissenschaftlichen Mumpitz und wird schließlich zum Science-Fiction, die in den letzten paar Minuten auch noch eine brachiale Wendung hin zum Ausgangs-Plotpoint erfährt, ohne daß die Erkenntnisse die Figuren auch nur ein Stück weiterbringen würden. Stattdessen entwickelt man sich erneut zu drei veritablen McGyver-Figuren, die jenseits von Hohn, Spott und Physik ihren Hintern vor einer gewaltigen Explosion in Sicherheit bringen müssen.

Selbst wenn man das noch schlucken könnte, leidet der Film an einer akuten Nebendarstelleranämie und neben dem knurrigen Sheriff und seiner medial-beknackten Tochter gibt es überhaupt keine Nebenfiguren, Verdächtigen oder roten Heringe bis auf eine frühzeitige Zeitungsmeldung, die sogar jeder grenzdebile Achtjährige für einen Wink mit dem Zaunpfahl halten würde. Am Ende stehen, wie praktisch am Anfang auch, Justus Jonas grausamer Schwur, seine Eltern zu rächen und gottseidank die letzte von diesen High-School-Pennälerszenen mit dem Uniformierten und seiner zu beschützenden Tochter.
"Das verfluchte Schloß" ist schlußendlich leider nur ein Sammelsurium überflüssiger Szenen, die die emotionale Palette abdecken, aber erzählerisch kaum von der Stelle kommen - besonders detektivisch versiert muß man dafür nicht sein, aber Baxmeyer ergeht sich sowieso lieber fast ein halbes Dutzend mal an ausgedehnten Wanderszenen im nahen Forst, weil man damit im Sonnenlicht die Laufzeit strecken kann. Die gereiften Darsteller werden verschenkt, genauso wie die Figur des Morton, der auftaucht, um dann bis zur letzten Szene zu verschwinden (angesichts der Absprachen ein Wunder, daß er nicht verhungert und verdurstet ist).

Zum finalen Trilogieschluß sollte es dann aber nicht mehr kommen, denn so überragend war der Kinokassenerfolg nun wirklich nicht - weswegen Justus Jonas immer noch seiner Rache harrt. Aber wie sollte er auch, denn für Jugendliche gibt es Kreativeres und Komplexeres zu sehen und Fragezeichenfans sehen sich in der Bearbeitung eher brüskiert.

Also warten wir noch fünf Jahre und dann liebe Filmemacher, hört auf mit dem Scheiß und dreht den Superpapagei, den Karpatenhund, die schwarze Katze, den Phantomsee, den seltsamen Wecker, den tanzenden Teufel, den lachenden Schatten, den grünen Geist und die flammende Spur so ab, wie es sich gehört. Notfalls gern als TV-Serie. Und alle sind glücklich. (4/10)

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