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Aus einer mehr additiven Aneinanderreihung komischer und gruseliger Handlungselemente entwickelte sich Anfang der Achtziger eine Synthese mit charakterisierendem Etikett, die für ein gutes Jahrzehnt immer wieder neue Varianten und Wiederholungen provozierten. Das Subgenre der jiangshi, des hopping corpses, des Chinesischen Vampirs hatte seinen Ursprung zwar bereits in den Dreißigern mit Midnight Vampire, The Three-Thousand-Year-Old Vampire oder Vampires of the Haunted Mansion begründet, gelangte allerdings erst unter der Aufsicht von Produzent Sammo Hung zur abermaligen Aufmerksamkeit im Bewusstsein der Gesellschaft. Hung initiierte, beteiligte sich an und reinkarnierte so die mittlerweile tote Materie kontrollierter Abstinenz mit Encounter of the Spooky Kind, The Dead and the Deadly, Mr. Vampire, der eine stattliche Gilde von sowohl Fortsetzungen als auch Modifikationen und ripoffs in Trittbrettfahrermanier folgten. Derlei karnevalesk heitere Aufführungen populären Brauchtums in mitschaffender Phantasie sind heutzutage mangels anarchischer Verwirrung und karikaturistischer Überzeichnung wieder weitgehend aus dem Tageslicht verschollen und werden abseits massenkompatibler Anreize höchstens und auch dort eher selten im B - bis C - Film mit entsprechenden, auch optisch und inszenatorisch aus dem Leben geschiedenen Ergebnissen durchwärmt.

Erst 2007 sollte nach Angaben der Initiative der einstmals so beliebte Stoff aus der Totengruft hinaus an die Öffentlichkeit gezerrt und die burleske Kontrastperspektive möglichst ohne weitreichenden Substanzverlust instand gesetzt werden. Die Auffrischung, wenn auch nicht gleich die Ehrenrettung erfolgte allerdings nicht von dem zwar angekündigten, aber bis heute nicht über die Planung hinausgegangenen Meet Mr. Vampire [ Alternativtitel: V for Vampire ], sondern erst ein weiteres Jahr darauf durch Wong Jings The Vampires Who Admires Me; welcher trotz seiner sichtlichen Begrenzung sogar für wenige Tage mit folgerichtigem Echo auf der großen Leinwand lief. Das Plädoyer für die Regeneration ehedem geliebter Verfremdungseffekte ist entsprechend dessen weit entfernt von einer originell oder auch sonstwie schöpferischen Neuformulierung und hält sich sowohl in der Akzentsetzung als auch der Auffassungsgabe weitgehend zurück, vertraut dafür aber den einstig so bewährten Ideen über skurril absurde Possensituationen und der ebenfalls klassischen Didaxis der Einheit von Raum, Zeit, Handlung und Gattung. Besetzt mit einem Gutteil wenig bekannter oder sowieso in der Funktion von Nebenrolle und Randerscheinung gefangener Darsteller verlagert man das Geschehen nicht bloß auf eine abgeschottete Insel und dort zumeist in die nächtliche Dunkelheit, sondern gleich in die Vergangenheit mit. Eine Wiederholung in Selbstüberzeugung, aus Verzweiflung zurück zur Aktion:

Der von Elternhaus gut situierte King [ Samuel Pang ] möchte auf Anraten seines Photographen Roman [ Sam Lee ] das laufende Werbeshooting mit dem taiwanesischen Supermodel Chelsea [ Natalie Meng Yao ] auf das Grundstück seiner weiträumigen Villa verlegen lassen, welches sich außerhalb wuselnder Zivilisation auf einer nahezu unbewohnten und somit auch friedlichen Insel befindet. Als die begleitende Statisterie durch die herrische Agentin Kimchi [ Winnie Leung ] von der Ortsänderung erfährt, ist die transzendental empfängliche Macy [ J. J. Jia ] gar nicht begeistert; düstere Vorahnungen und Warnungen stecken auch ihre ebenfalls engagierte Beste Freundin BiBi [ Pui On-Kei ] an. Tatsächlich wurde Kings Bediensteter Victor [ Cheung Ka-Lun ] während dessen Abwesenheit bei einem nächtlichen Schäferstündchen auf dem Friedhof von einem vor sechzig Jahren begrabenen Vampir gebissen und verbreitet den Virus unter der restlichen Bevölkerung. Die Dorfpolizisten Uncle Faye [ Ha Yue ], Sha Dan Wei [ Roger Gwok ] und Mann [ Siu Fei ] scheinen trotz des Eintreffens ihrer schießwütigen Chefin Madam Sarah Chui [ Jo Kuk ] der ungewohnten Übermacht ausgeliefert.

Wie meist bei Produzent und Autor Wong Jing, der übrigens mit der früher akuten Vampirwelle trotz marktsicherem Instinkt erstaunlicherweise kaum etwas zu tun und schaffen hatte, ist auch hierbei die Regietätigkeit eines seiner Handlanger weniger entscheidend als vielmehr der Umgang mit Aufgabenstellung und Grundmelodie, auf der Basis von Konventionen. Wong, der sich zuletzt mit bunt-albernen Komödchen über Wasser gehalten, seinen Ausstoß quantitativ und qualitativ merklich zurückgefahren und scheinbar nur mit dem Leitgedanken der möglichst preiswerten Reproduktion beschäftigt hat, mutmaßt auch hier auf eine recht statische Nachahmung von Bewegungen. Der schon fast therapeutische Effekt des Geschehens ergibt sich aus der auf den überzeitlichen Wertmaßstab zurückgreifenden Einengung, eine einfach gehaltene Aufführung im allgemeingültigen Stil langgezogener Passagen, deren man das gegenwartsnahe Produktionsdatum überhaupt nicht und zu keiner Sekunde ansieht. Agieren schon die Schauspieler mimisch beschränkt wie eh und je und ist auch die Tricktechnik weit entfernt von Progressivität, so verhält sich auch die ausführende Regie von Cub Chien in archaisch starrer Gestaltungsform, in derer nur das Andenken besserer Tage gefeiert wird. Wie in einer Reise zurück in die Zeit mythischer Vorgeschichte wird die Handlung in kluger Unterwürdigkeit auf eine Abstraktionsebene der Ähnlichkeitsrelation gehoben, die eindeutig mit den rezipierenden Kenntnissen und den über die Jahre erlangten Sinnbildungsprozessen arbeitet. Willing to repeat past triumphs.

Das hat man Alles schon mal besser, in merklicher Begeisterung für das Abergläubische und stärkerer Leidenschaften für die Wirkung höherer Mächte gesehen, doch auch wenn die Lebhaftigkeit der Einbildungskraft weit von der ursprünglichen Beschaffenheit entfernt ist, werden Erinnerungen wach. An die Originale und die späteren Bearbeitungen wie Mortuary Blues, Vampire Settle on Police Camp oder auch den reichlich verspäteten Nachzügler The Era of Vampires, welche allesamt und eingeschlossen Pú Songlíngs Geschichte „The Resuscitated Corpse“ aus der „Strange Tales of Liao Zhai“ Anthology zu konstruieren anmuten:

[ trans. Herbert A. Giles, 3rd edition, 1916, p. 378-380.]

So wird auch hier im Urteil der Verdammnis gewundert und erschreckt, die rasche Flucht vor dem Unheimlichen und sich bald als untot herausstellenden Wesen eingelegt, eine Hasche durch Gemäuer und das freie Feld, die erst nach der fehlenden Aussicht auf ein Entkommen die nötige Gegenwehr erfordert. Das Spiel von Verteidigung und Angriff als Motor für allerlei cartoonhafte Faxen auf volkstümlich physischem Niveau, kreatürlicher Grimassen und schon theatralisch bemühtem Slapstick in frugaler Ästhetik; die Rechtfertigung des nicht wirklich Komischen, aber immerhin auch nicht nervendenden Tollerei kommt durch eine spürbare Daseinsfreude der männlichen und eine offenherzige Zeigefreudigkeit der weiblichen Anwesenden. Farbe ins Geschehen bringen neben etwas Herumsudelei mit [CGI] Filmblut nämlich vor allem die Damen, die sich in einem deutlich spürbaren Spottbild auf die Leibwäsche-Romanze La Lingerie gerade anfänglich stetig nur im entzückenden Büstenhalter präsentieren.

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