Normalerweise zeige ich mich deutschen Filmproduktionen gegenüber eher abgeneigt, wie manch (oder viele) andere der asiatischen Filmwelt, doch jeder Nörgler, auch ich muss zugeben, dass diese Abneigung doch eigentlich recht grundlos ist, denn gute Filme finden sich in jedem Land.
Wenn man mal von den auffällig vielen Sexfilmchen alá "Popp dich schlank", "Sex up", "29 und noch Jungfrau" oder "Mädchen Mädchen"
absieht, bleiben da dann immernoch Perlen wie "Bang Boom Bang" oder der zwar nicht ganz so geniale, aber trotzdem gute "Kein Pardon".
Dieser macht mit seinem breit grinsenden Hape Kerkeling auf dem Cover zunächst mal keinen all zu vielversprechenden Eindruck, und die Atmosphäre, die sich durch den Film zieht hat mir auch nicht so recht zugesagt, doch man sollte das Werk in seinem Gesamtkontext beurteilen.
Denn erfreulicherweise wird hier eine interessante Geschichte geboten, die durchaus zum Nachdenken animiert.
Damit das auch wirklich hinaut, bot uns Hape Kerkeling mit seinem Peter Schlönzke die optimale Identifikationsfigur; tollpatsichig, aber symphatisch und mit einer Vorliebe für eine bestimmte Comedy-Show, die auf gar keinen Fall verpasst werden darf. Das kennt sicherlich jeder von uns.
Entsprechend wird der Moderator geliebt und verehrt, es gibt wohl keine großartigere Prominenz als Herrn Heinz Wäscher (Heinz Schenk).
Das sieht der Rest von Peter's Familie genauso, und ist geradezu vernarrt in den TV-Moderator.
Dessen Zahntabletten-Verpackung in Händen zu halten, ist als ob man den Heilen Gral mit dem Blut Jesu in Händen halten würde.
Dieser Pulk von vernarrten alten Leuten ist völlig aus dem Häußchen, als Peter bekannt gibt sich bei der Show als Aushilfskraft für eine ganz noble Sache zu bewerben.
Selbstverständlich kriegt er gegen alle Erwartungen auch diesen Job, und darf schließlich die ehrenvolle Aufgabe übernehmen, das Kabel der Kamera zu halten, und dem Kameramann auf Schritt und Tritt hinterher zugurken. Immerhin bekommt er die Chance, wenn auch sehr indirekt, mit Herrn Wäscher zusammenzuarbeiten.
Doch das Showbusiness zeigt hinter den Kulissen sein wahres Gesicht, und das ist die Gesellschaftskritik, die sich in diesem Film finden lässt.
Der Moderator ist gar kein so netter, symphatischer alter Mann der sein Publikum liebt.
Nein er ist ein alter widerlicher Sack, der sich mit 25-jähriger Berufserfahrung mittlerweile keinen Fehler mehr bewusst ist, da die Jury ohnehin dem restlichen Personal die Schuld an Wäscher's Fehler gibt, und dieser scheucht nun jene in alle 4 Himmelsrichtungen gleichzeitig.
So geschieht es auch mit Peter, der von Heinz geschickt wird um Zahntabletten zu besorgen, während dieser völlig genervt zwei kleinen Grundschülern ein unfreundliches Interview gibt.
Kaum hat er eine hübsche Blonde an der Hand, die fast seine Enkelin sein könnte, vergisst er auch schon wieder, was er zu Peter gesagt hat, und weiß plötzlich von nichts; Peter steht nun ohne Entschädigung für seine Investition gesehen zu haben doof da, und merkt allmählich welch fieser Sack Herr Wäscher doch ist.
Das bekommt auch Peters Familie am Esstisch zu hören, als diese ihn an seinem Geburtstag mit Fragen zu Heinz regelrecht durchlöchert, und obendrein auch noch die furchtbare Ohrwurm-Theme der Show abspielt, bis Peter vollkommen der Kragen platzt.
Doch immerhin ist Peter im Business aufgestiegen (wenn auch durch dummen Zufall), und darf fortan Im Hasenkostüm auftreten, und Herrn Wäscher während der Opening Performance umkreisen.
Zur Jubiläumsshow bekommt Peter die Aufgabe dem Moderator vor dem Publikum einen Brief auszuhändigen.
Vollkommen genervt von dem Job und gedemütigt vom Personal hat Peter doch glatt vergessen den Brief in sein Hasenkörbchen zu stecken. Peter steht vor dem Moderator, der ungeduldig den Brief in Händen halten will, das Publikum murmelt skeptisch vor sich hin, und Peter's Puls ist auf 210.
Da bricht auch schon in Herrn Wäscher das alte Ekel aus, wie es die Angestellten bereits hinter der Bühne gut kennen, doch diesesmal wird er gedisst.
Peter setzt den Hasenkopf ab, und macht Herrn Wäscher zu Sau, wie es in den 25 Jahren noch keiner tat. Denn Wäscher ist derjenige, der laufend Fehler macht und sogar das Publikum hinter den Kulissen beschimpft.
Nach diesem wuterfüllten Gefühlsausbruch der besonderen Art sucht Peter auch schon das Weite, denn mit der Show hat er einfür allemal abgerechnet.
Doch die Telefonleitungen brennen, das Publikum verfiel in begeisterten Applaus, und da wird Peter erst gar nicht laufengelassen. Nun soll er der neue Moderator werden, denn er hat mit seinem 2-minütigen Auftritt Witz und charismatische Screenpräsenz bewiesen (gut gemacht Hape!).
Und so sollte es auch geschehen.
Ein Jahr ist vergangen und Peter ist bereits dicke im Geschäft; den Job des Moderators bewältigt er mittlerweile als Voll-Bluts-Profi, und ohne es zu ahnen ist er schließlich genau zu demselben Ekel geworden wie einst Wäscher.
Niedergestelltes Personal wird prompt angeschrien, die dümmsten Fehler werden von ihm nicht bewusst aufgenommen (denn jemand anders ist Schuld), und Autogramme werden nicht persönlich, sondern von Verwandten/Bekannten gegeben.
Denn Peter hat wichtigeres zu tun, z.B. lange ausschlafen, die Freundin ignorieren oder sich dümmliche Sketch-Ideen einfallen lassen, die von Einfaltsdödel Dirk Bach verlangen, als clownartige Tunte aufgestylt vom Schrank zu springen. LoL
Doch am Ende, wenn Zuschauerquoten sinken, die Freundin abhaut, und der Job ansich auch keinen Spass mehr macht, sieht Peter die Fehler ein und wird schließlich wieder zu einem besseren Menschen...
Und da sollte mal jeder drüber nachdenken, wie einem zu viel Macht und das Vertrauen von Fans zu Kopfe steigen könnte.
Die Message ist klar: Das Showbizz macht aus uns Monster.
Doch jeder kann sich bessern.
Mit dieser Kernaussage in der flott inszenierten Handlung hat man damit also alles richtig gemacht, und dem Zuschauer einen unterhaltsamen Film beschert.
Die Geschichte wird ohne unnötige Abschweifungen erzählt, konzentriert sich auf das wesentliche, und sekundäre Teile, wie etwa die Liebesbeziehung wird geschickt in den Hauptplot eingefädelt, und lässt damit keinen Grund zur Kritik.
Die Schauspieler sind alle durchweg gut, wobei Kerkeling mit seiner Performance herausragen kann, schließlich ist es an ihm, das Publikum durch den Film zu begleiten;
und mit seinem Schauspiel und der symphatischen Rolle schafft er das allemal.
Das einzige was dabei gestört hat, war die Atmosphäre, die eben...typisch deutsch war. Dank der (alten) Nebendarsteller, und deren Gelaber, das sie verzapfen, lässt der Film eben seine deutsche Mentalität raushängen, und hinterlässt eben eine Atmosphäre in der ich mich nicht so ganz heimisch fühle.
Doch das soll kein Grund sein dem Film weniger als 8 Punkte zu geben ;)