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Dreizehn Semester. Sechseinhalb Jahre. Im Leben eines jungen Menschen unter dreißig (bekannt unter dem Modebegriff „Twentysomething“) ist eine solche Zeitspanne lang, da sie sich mitten in der vielleicht wichtigsten Orientierungsphase seines Lebens befindet; in beruflicher wie privater Hinsicht. Nicht selten mündet dieser Abschnitt in eine gewisse Orientierungslosigkeit, die schnell in Lethargie oder panische Zukunftsangst ausarten kann. Auch diejenigen, die das Privileg eines Hochschulstudiums genießen, bleiben von alledem nicht verschont. Ganz im Gegenteil ist die Versuchung, sich in ein sorgenfreies Partyleben zu stürzen und den Lernstress aufzuschieben recht groß, auch nach Einführung der Studiengebühren. Die meisten finden hierbei den gesunden Mittelweg, andere bleiben zwischen Klausuren, Praktika und Wohnheimpartys auf der Strecke.

„Schauen sie nach links und rechts. Rein statistisch gesehen werden sie die beiden Kommilitonen beim Diplom nicht wiedersehen.“

Mag man die Worte des Professors zu den Erstsemestern auch als hart empfinden, so spiegeln sie doch die Realität wider. Leistungsdruck und die immer höheren gesellschaftlichen Erwartungen sind in Frieder Wittichs Debütfilm aber nicht von allzu großer Bedeutung.

Es sind die menschlichen Seiten des Studierendendaseins, die hier in den Vordergrund treten. Um dessen unterschiedliche Facetten darzustellen bedient sich der Regisseur bei der Wahl seiner Charaktere zunächst bekannten Stereotypen, die sich wie folgt beschreiben lassen:
1. Dirk, der Überflieger: Ehrgeizig, eifrig jeder Vorlesung beiwohnend, potentieller Kandidat für ein Einserdiplom, bezahlte Abschlussarbeit und zukünftiger Topverdiener.
2. Bernd, der Langzeitstudent: Faul, in den Tag hineinlebend, das Studienziel schon lange aus den Augen verloren, irgendwie trotzdem glücklich und keine Gedanken an die Zukunft verschwendend.
3. Aswin, der Austauschstudent: Kaum der Landssprache mächtig, aber clever genug, sich durchzuboxen. Exoten-Sympathiebonus bei den Mitstudenten.
Last but surely not least wäre da noch die Hauptfigur Moritz, genannt Momo, der sozusagen die Schnittmenge aus den drei oben genannten darstellt: Er verliert kurz nach Studienbeginn den Anschluss an die Überflieger, zieht mit dem lebensfrohen Bernd zusammen und bekommt Lernhilfe vom zunächst unbeholfen wirkenden, aber freundlichen Aswin. Doch auch die Begegnung mit seiner großen Flamme Kerstin, die besagten Mittelweg gefunden hat, kann ihn nicht vor den Niederungen aus Angst und Selbstzweifeln bewahren.

Erfrischenderweise gelingt es dem Regisseur trotz der alles andere als originellen Grundkonstellation eine solide Coming-of-Age-Komödie abzuliefern, die immer wieder für die eine oder andere Überraschung sorgt und seine zwar oberflächlichen, aber zutiefst sympathischen Protagonisten nie der Lächerlichkeit preisgibt. Das ist insofern bemerkenswert, als dass es hier durchaus eine Menge zu lachen gibt; meist in Form von perfekt getimter Situationskomik, die nie aufgesetzt oder zu gewollt wirkt, sondern immer in die jeweilige Szene hinein passt. Verglichen mit vielen aktuellen Komödien (sowohl einheimischen als auch transatlantischen) ist man damit um mehr als eine Nasenlänge voraus.

Auch die Schauspieler agieren bis in die kleinsten Nebenrollen überzeugend. Neben Hauptdarsteller Max Riemelt kann hier vor allem der in London lebende Amit Shah überzeugen, der mit seinem anfangs tapsigen Aswin jede Menge Sympathiepunkte sammelt. Die weiteren Darsteller spulen zumeist ihre stereotypen Verhaltensmuster ab, können diesen simpel gehaltenen Charakteren aber trotzdem ein glaubwürdiges Gesicht verleihen.

Der Film besticht des Weiteren durch seine authentische Darstellung der Studienzeit: Bibliotheken, Hörsäle und Prüfungssituationen bekommt man hier ebenso zu sehen wie schäbige WG-Zimmer, Studipartys und Sommergrillen im Stadtpark. Das Flair der Unistadt Darmstadt, die sich hier als exzellenter Drehort erweist, ist jederzeit spürbar. Auch wenn mancher Aspekt etwas überzeichnet erscheint, werden insbesondere die Zuschauer, die diese Zeit miterleben durften und dürfen, das ein oder andere Deja-vu erleben.

„13 Semester“ ist ein überaus erfrischender Beitrag zum jungen deutschen Kino, der dank seiner unverkrampften Darsteller, gelungener Situationskomik und erfreulich dezenter Herangehensweise an Themen wie Zukunftsangst und Lebensplanung mehr positives zu bieten hat, als man es anfangs erwartet. Allein diese Feststellung hat echten Seltenheitsheitswert und rechtfertigt den Kinobesuch allemal. Auch für Nichtakademiker.

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