Ein Krimi? Ja, schon - aber das ist völlig egal. Warum der Film funktioniert und von Anfang bis Ende spannend ist, hat mit dem Agatha-Christie-Element nichts zu tun. So steht der Mord auch keineswegs am Beginn der Geschichte.
Das Phaszinosum von "Gosford Park" besteht vielmehr in der detailreichen, quirligen Lebendigkeit des Betriebs in diesem Herrschaftshaus der 30er Jahre in Great Britain. Die Herrschaften lassen sich genüßlich-faul bedienen und die Bediensteten wuseln zielsicher und tatenreich umher, gleichzeitig bedacht nicht im Weg zu sein. Die Inszenierung ist erstaunlich, denn jeder scheint seine Rolle exakt zu kennen, die Darsteller spielen nicht Geschäftigkeit, sondern kennen ihre Funktion im sozialen Kosmos dieses Hauses und üben diese aus. Die Kamera bewegt sich dabei natürlich durch die Räume, fängt nicht alles, was geschieht unbedingt im Zentrum des Bildes ein, vieles geschieht beiläufig, gerade noch am Rand des Bildes oder als Satz bereits aus dem Off gesprochen. Und wie alle guten Filme (und sogar die schlechten) sollte man "Gosford Park" unbedingt im Originalton erleben: der Film spielt mit Oxford-Englisch, schottischem und amerikanischem Englisch, was für die soziale Dimension des Films sehr wichtig und bei einer Synchronisation zwangsläufig nicht mehr erkennbar ist.
Am Ende scheint man eine Historische Wirklichkeit verstanden zu haben: ach, so funktoniert also ein Ameisenstaat!