„So glücklich war ich noch nie“ ist der letzte Satz von Hauptdarsteller Frank (Devid Striesow) im gleichnamigen Film. Damit verrät man auch nichts, denn die Situation in der er es sagt ist aberwitzig und nicht vorhersehbar und man kann die Handlung des Films daraus nicht ableiten. Überhaupt ist die Geschichte des notorischen Trickbetrügers und Schwindlers Frank der aus dem Gefängnis kommt, bei seinem Bruder Peter (Jörg Schüttauf) einzieht und die Prostituierte Tanja (Nadja Uhl) aus dem Puff freikaufen will nicht auf ein bestimmtes Ende hin konstruiert sondern es geht in der Tragikkomödie um den Weg dorthin.
SO GLÜCKLICH WAR ICH NOCH NIE steht auf den festen Beinen des extrem facettenreichen Spiels von Devid Striesow. Er spielt den zurückhaltenden Frank der anderen Menschen immer wieder eine andere souveräne Person vortäuscht, den bornierten Geschäftsmann der keine Zeit und viel Geld hat, den Musikbranchen-Manager, den Edelwohnungsmakler, den Finanzhai, der eben mal in 3 Tagen aus 4000 Euro 20.000 macht. Er springt in diese farbigen Persönlichkeiten von einer auf die andere Sekunde und explodiert förmlich in diesem ganz anderen Charakter mit anderem Namen und in einem unglaublichen Redeschwall macht er eine schier unglaubliche Wandlung durch die sehr intensiv, aber auch extrem witzig ist.
Diese Situationen sind so spontan und skurril und voller Situationswitz das wir öfters lachend unterm Tisch gelegen haben was bei Filmen selten vorkommt. Es ist natürlich nicht jedermanns Witz, aber wem er gefällt der wird sich sehr amüsieren. Frank Knöpfel ist ein krankhafter Lügner und in der Person ist diese Tragik gut zu spüren. Er ist nur glücklich wenn er betrügt und in eine andere Rolle schlüpft. Da werden Gedanken an die Figur des klassischen Felix Krull wach. Devid Striesow konnte schon in u.a. dem Film DREI als undurchsichtiger Charakter glänzen und alle Register seines Könnens ziehen. In SO GLÜCKLICH WAR ICH NOCH NIE übertrifft er sich meines Erachtens selbst und stellt eine Idealbesetzung für die Rolle dar.
Aufgrund dieser so außerordentlich sympathischen Darstellung eines Trickbetrügers ertappt man sich dabei zu jeder Zeit zu dem Hochstapler Frank zu halten und mitzufiebern ob er die neue, noch skurrilere Lüge auch durchhält. Sein Verhalten und was er in den einzelnen Figuren sagt ist auch Gesellschaftskritik pur. Die Nebenrollen sind mit Jörg Schüttauf, Floriane Daniel und Thomas Thieme auch exzellent besetzt. Einzig Nadia Uhl als Prostituierte spielt diese zum einen etwas klischeehaft und farblos, und zum anderen viel zu glatt und perfekt und bringt auch das Leiden das in dieser Person steckt nicht rüber. Zusammenfassend stellt sich SO GLÜCKLICH WAR ICH NOCH NIE als Tragikkomödie mit exzellentem Drehbuch und Schauspielern heraus die ich ohne Vorbehalt empfehlen kann.
7,5/10 Raben....äh,....Punkten