Review

<!--StartFragment -->So unbeholfen wie der Titel, der vom eigentlich geplanten Woman of Investigation über Lady Cop zu dem Zusatz Lady Cop & Papa Crook wanderte, und auch die inhaltliche Änderung des Filmes von einem Actionthriller zu einer teils Schlingelanekdote, teils Entführungsdrama mit Katz-und-Mausspiel bekannt gab, so unbeholfen ist letztlich auch die Mischung dessen. Angesichts der bisherigen Reputation des Autoren- und Regisseurteams bestehend aus Alan Mak und Felix Wong, die mit der Infernal Affairs Trilogie als ewigen Leumund und dem unterschätzten Confession of Pain als weitere konsolidierende Autorität gestützt, auch hierbei im Vornherein viel Aufsehen und Hoffnung auf Mehr erregten, verwundert die zeitweilige Gangart der Handlung nämlich schon.

Sei es aufgrund der Verpflichtung der ehemals box office queen Sammi Cheng als anvisiertes Comeback in einer der zwei Hauptrollen [ursprünglich beide für einen Mann geschrieben], oder durch ein Abzielen auf einen sicheren Publikumserfolg, mehrmonatige Scherereien mit der chinesischen Zensur, folgerichtiges re-shooting, oder doch eigene Intervention im Kampf gegen gefürchtete Schematik: Die Stimmung des bisweilen stattlich Inszenierten wird gerade zu Beginn zu oft von einer bemüht lustigen Gesprächigkeit, viel krampfhaft amüsantem Spiel und einer auf ergötzlich getrimmten Atmosphäre zerlegt, die erst den Rückfall auf den eigentlichen Ausgangspunkt benötigt, um mit einer dramatisierenden Steigerung endlich zur Formulierung überlegener und selbstsicherer Ruhe und somit auch zur eigentlichen Zielvorstellung zu gelangen.
Für eine sensuelle Impression und der Feierlichkeit eines epischen Tones ist es dann zu spät.

Letztlich stellt man sich selber die Hindernisse in den Weg, selber das Bein, zerrt gleichzeitig an gegensätzlichen Polen, die eine deutliche Verstärkung der positiven Attribute immer wieder ausbremsen. Man beginnt mit einer Razzia, einer Verfolgungsjagd, den ersten Toten des Tages aufgrund eines Verkehrsunfalls samt anschließender Explosion. Und schaltet direkt zu einem Frauenabend, bei dem sich die anwesenden Damen natürlich über nichts Anderes unterhalten als die Männergeschichten; bevor die emotional Belastete im Bunde nach dem Erzählen ihres traurigen,[drollig gemeinten] Werdeganges ein aufdringliches und ebenso unwürdiges Gigolotrio verhaftet.

Die Ladies Night war nämlich Tarnung und Mittel zum Zweck zugleich, Senior Inspector Maureen Szeto Mo-lin [ Sammi Cheng ] hat tatsächlich seit zehn Jahren mit dem angehenden, aber nie etwas vollbringenden und so stetig scheiternden Skulpturkünstler Michael [ Convoy Chan ] einen Loser in Perfektion daheim, der sie auch eher "Mami" nennt und sich bei ihr ausweint, als die ebenfalls eine Dekade alten Kondome endlich mal zu verbrauchen. Auch die einstmals angekündigte Hochzeit stehen diesem allgegenwärtigen Versagen auf zwei Beinen im Weg; schlimmer kommt es nur, als doch einmal vorehelicher Sex praktiziert und die auch sonst hibbelige Madam in Uniform natürlich gleich schwanger wird. Aufgekratzt schnurrige Kabeleien zwischen den Geschlechtern später:

Drei Monate nach einer missglückten Polizeifahndung in Green Bay, China, bei der Captain Zhao Tianhe [ Dong Yong ] neben Darren Sum [ Kenny Wong ], den Fahrer eines Ölschmugglers auch die zufällig anwesende Frau und Kind des Zivilisten Xu Ban Shan [ Gordon Cheung ] als Tote zu beklagen und die Fährte zum Hintermann John Fok [ Eason Chan ] verloren hat, schöpft er aufgrund einer Eilmeldung aus HK neuen Ansporn. Foks sechsjähriger Sohn Jimmy wurde direkt von der Schule entführt, der Erpresser verlangt genau 80 Millionen Dollar; Geld, dass Fok aufgrund eines geplanten Wiedereinstieges in den Schwarzhandel zufällig abzählbereit daheim hat. Die eingeschaltete Ermittlerin Sr Insp Szeto vermutet deswegen einen Insiderjob und nimmt Foks Haus samt seinen gerade anwesenden Familienmitgliedern und Geschäftsteilhabern Uncle Wing [ Joe Cheung ], Uncle Shing [ Felix Lok ], Ron Fok [ Wilfred Lau ] und Horace [ Ricky Chan ] als vorläufiges Hauptquartier unter Beschlag. Während sich Horace mit Szetos Assistenten Vincent Lee [ Chapman To ] um Jimmys zu vernehmende Lehrerin Fiona Chan [ Kate Tsui ] in die Haare kriegt und Gangster und Polizei sich trotz gleicher Motivation eh missmutig angehen, vermutet Fok den Triaden Donald Ng [ Patrick Tam ] als Auftraggeber des Kindesraubes. Ungefragt schaltet sich Captain Zhao in die zunehmend angespannte Situation ein. Sein Tipp liegt auf Xu, der allen Grund zur Rache hätte.

Nun hat dies schon trotz einigem einfältigen Geplänkels und Ansätzen von veritablem Zickenkrieg die meiste Zeit den Charakter eines The Big Search, wie der Originaltitel wörtlich übersetzt lautet, erreicht bei der Figurenzeichnung und der mit einhergehenden Gemütslage aber nie die Angespanntheit der zugrunde liegenden Situation. Die Privataffäre der Polizistin, dessen Freund sie auch wie im Nachhinein festgestellt mehrmals hintergangen hat, und die Misslage von Foks Illegalität und der verlorenen Unberührtheit seiner geliebten Familie, incl. der erneut schwangeren Ehefrau Yammy [ Michelle Ye ], büßt durch manche triviale Züge und dem Einlass von Weitläufigkeiten ihren exzeptionellen Pathos und den effektvollen Hintergrund ein. Die Einmaligkeit von Verlust und Leid, die noch die vorherigen Produktionen auszeichnete, wenn dort auch bis zum Anschlag des Nötigen hinaus bis zum Möglichen evoziert, wird hier statt weiterhin physischer und psychischer Impressionen im Widerspiel einer dies verscherzenden Ironie im verirrten Klamauk überlassen. Wenn es wenigstens Tragikomödie wäre, oder Satire, oder Schwarzer Humor, der die Fixierung des Gegenüber von Cops VS Robbers auf kleinem Rahmen löst und die Proportionen der gemeinsamen und doch nicht miteinander abgestimmten Zusammenarbeit wider Willen relativiert, würde man den verpatzten Chancen dieser zu so viel mehr qualifizierenden Zäsur gar nicht groß weiter nachtrauern.

Denn Alles Andere, was nicht vom Abglanz der Lächerlichkeit beschienen wird, ist soweit tadellos und eine Sammlung auserlesener Szenen, die sich bloß nicht in die Autorität und die ersten Schritte zu einer Vollkommenheit hin wagen. Hat auch nicht mehr viel gemein mit dem eher distanzierten Standpunkt des seelischen Bewusstseins, dass sich trotzdem zum Maß aller Dinge herausstellt, aber profitiert von einer reizvoll beiläufigen Modifizierung des schon oft angesprochenen Parallelisierens von Gesetzeshüter und Kriminellen, die hier sogar als Einheit auf Zeit fungieren müssen. Gewinnt durch eine menschlichere Praxis, spezifische Eigenarten der Personen, mehr Bewegung, auch in manchen für den kurzen Augenblick größeren Actionszenen, einer Handvoll gut aufgelegter Darsteller samt Cameoauftritten, und den theoretisch vorhandenen, nur halt nicht genutzten Verbindungs- und Ausrufungswörtern.

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