1974 wurde "Stoppt die Todesfahrt der U-Bahn 123" mit Walter Matthau und Robert Shaw in den Hauptrollen gedreht.
Als ich den Streifen Jahre später im dt. TV sah, war ich angenehm überrascht, er bot gute schauspielerische Leistungen, war spannend und zeigte den zerknautschen Walter Matthau in einer Rolle fernab all seiner genialen Komödienauftritte.
Vor einigen Jahren gab es für mich ein Wiedersehen und ich durfte feststellen, dass der Streifen zwar immer noch deutlich über dem Durchschnitt heutiger Filme liegt, er aber inszenatorisch mit heutigen Produktion kaum mehr mithalten kann.
Vor ein paar Wochen entdeckte ich im Urlaub auf dem Spielplan des örtlichen Multiplex-Kinos u.a. "The Taking Of Pelham 123" mit Denzel Washington und John Travolta in den Hauptrollen. Da mich echt interessierte, was ein Regisseur wie Tony Scott aus der bekannten Geschichte macht, löste ich ein Ticket und trat ein ins eisige Halbdunkel des Kinosaals. Nicht viel Publikum anwesend, stellte ich fest. Während die thailändische Nationalhymne gespielt wurde standen alle auf, ich auch und danach ging`s auch schon los....
Ryder (John Travolta) kidnappt mit einigen Komplizen die U-Bahn Pelham 123. Er fordert 10 Millionen Dollar Lösegeld, die ihm innerhalb einer Stunde übergeben werden sollen. Für jede Minute Verspätung bei der Lösegeldübergabe will er eine seiner Geiseln töten und verhandeln will er bloß mit Walter Garber (Denzel Washington), der in der U-Bahn Zentrale tätig ist.
Soweit so gut, das Grundgerüst der Handlung ist dasselbe wie beim Original. Was wurde jetzt letztendlich der heutigen Zeit angepasst bzw. geändert?
Da wäre zum einen mal etwas mehr Action. Damit meine ich die Szenen, in denen das Lösegeld per Auto und schliesslich per Motorrad durch New York transportiert wird. Hier gibt`s ein paar Crashs zu sehen, die wohl ein Zugeständnis aus heutige Kinopublikum sein sollen, aber insgesamt total unnötig sind.Insgesamt wird auch mittels einer teilweise etwas hektischen Schnittechnik versucht die vorhandene Action noch etwas atemloser erscheinen zu lassen. Die waren jetzt nicht sehr überraschend, ist doch Tony Scott bekannt dafür, diese Technik teilweise auch exzessiv einzusetzen.
Ein weiterer Punkt, der gegenüber dem Original geändert wurde ist Garbers Background. Matthau hatte damals keinen. Denzel Washington wurde jetzt Bestechung beim Kauf von U-Bahn-Waggons ins Drehbuch geschrieben. Dies dient anfangs zwar dazu seine Beziehung zu Ryder etwas zu rechtfertigen, lenkt den Zuschauer auch auf eine kleine, falsche Fährte um aber am Ende ziemlich wirkungslos zu verpuffen als quasi im vorbeigehen Travoltas wahre Beweggründe offengelegt werden.
Also spätenstens hier dürften die meisten schon mitbekommen haben, dass die Neuerungen nun nicht unbedingt der Bringer sind und dieses Remake nicht im geringsten rechtfertigen.
Und wenn man nun noch die Basics des Originals mit denen der Neuinterpretation vergleicht schneidet Tony Scotts "Pelham" auch nicht sehr viel besser ab.
Die Darsteller Travolta und Washington sind dabei noch ganz ordentlich. Travolta hat offensichtlich auch Spaß an seiner Rolle, darf er doch in so ziemlich jedem Satz das böse "motherf....." Wort benutzen. Washington ist ebenfalls ganz passabel, wenn man aber bedenkt, dass es sich hier um einen mehrmaligen Oscar-Preisträger handelt, dann kommt man schon etwas ins grübeln.
Washington trifft hier übrigens erneut mit Regisseur Tony Scott zusammen, der es in fünf gemeinsamen Filmen bisher noch nicht geschafft hat mehr als eine gerade mal ordentliche schauspielerische Leistung aus ihm herauszukitzeln.
Bedenkt man nun noch den etwas knautschigen Charme eines Walter Matthau im Original, dürfte klar sein, dass Washington hier deutlich den kürzeren zieht! Vielmehr wird er hier anfangs als übergewichtiger Sesselfurzer dargestellt, der dafür aber am Ende des Streifens wie bekloppt durch New York spurtet..
Zu den beiden Lead-Actors gesellen sich dann noch John Turturro als "Negotiator" und James Gandolfini als Bürgermeister in Nebenrollen. Beide sind zwar ganz gute Schauspieler, aber wenn das Drehbuch solche Leuten keine ordentlichen Charaktere vorgibt, sind sie schlichtweg für die Katz. In diesem Sinne hat es Turturro am übelsten getroffen. Er darf zwar mal kurz mit Ryder verhandeln, was allerdings den Tod einer Geisel zur Folge hat und fortan dient er nur noch als Aufbau-Hansel für Washington.Gandolfini`s Rolle ist zwar nicht wirklich besser, aber immerhin schafft er es seinem Bürgermeister wenigstens etwas Charakter zu geben.
Wenn man mal betrachtet, dass das Grundgerüst der Story seit gut 35 Jahren steht und hier größtenteils übernommen wurde, müßte man den Drehbuchautoren eigentlich den Stuhl vor die Türe stellen. Eigentlich alles was neu hinzugekommen ist ist entweder unnötig, unsinnig oder schlichtweg blöd!
Fazit: Ohne Kenntnis des Originals unterhält der Streifen sicherlich, zwar nur oberflächlich, aber mehr scheint das heutige Massen-Publikum ja auch nicht zu wollen. Langeweile kommt auch keine auf, also alles im grünen Bereich und trotzdem etwas enttäuschend!Wie eingangs erwähnt ist das Original zwar nicht mehr zeitgemäß, der eindeutig bessere Film ist es trotzdem!! (Bewertung im Vergleich zum Original 5 von 10 Punkten, ohne den direkten Vergleich 6,5 von 10 möglichen Punkten)