Review

Freitag der tausendsechszigste...
Der Horror der Neuzeit besteht aus dem Horror der alten Zeit. Wenn irgendwelchen verwöhnten Drehbuchautoren in Hollywood die wertvollen Ideen ausgehen, holt immer einer ne' alte Kiste aus dem Keller, wühlt ein bisschen drin rum und findet was, womit sie was anfangen können. Vor knapp zehn Jahren fand man in der Kiste das Kleid einer Dame und ein Messer - "Psycho" wurde für die neue Kultur nochmals verfilmt. Ein paar Jahre später fand man eine Kettensäge: Das Texas Chainsaw Massacre erlebte eine zweite Geburt. Vor drei Jahren kramte man eine weiße Maske aus dem bunten Allerlei, und Michael Meyers schlitzte sich wenig später in einer Neuauflage durch Haddonfield.
Nun fanden die Autoren eine Eishockeymaske.

Nach dem eher schlechten "Jason X", dem mittlerweile zehnten (!!) Teil der "Friday"-Franchise, war es ruhig geworden um den deformierten Jason Voorhees. Eine lustige Metzelei zwischendurch mit Freddy Krueger, um der alten Zeiten willen, und dann war erstmal Schluss. Fans warteten wohl begierig auf die nächsten Sequels, weil ja mal irgendwer meinte, man wollte mit Freitag dem 13ten so lange weiter machen, bis man eben beim dreizehnten Teil angekommen ist. Die Rechnung ging aber nicht auf, und ehe man sich versah, erschien am Horizont das gefürchteteste Dou aller Horrorfans: Marcus Nispel und Michael Bay.

Nispel hatte zusammen mit Bay schon "Texas Chainsaw Massacre" mitsamt Leatherface neu verfilmt. Das Ergebnis ging gerade noch so durch. Aber man hätte gewarnt sein sollen, denn nun schienen die beiden Eierköppe Blut geleckt zu haben. Plötzlich stand Jason auf ihrer Abschussliste. Mit Nispel als Regisseur und Bay als Produzenten fertigten sie einen weiteren Neuanfang einer Kultreihe an. Ein Remake sollte es werden, keine weitere Fortsetzung. Mitunter sprachen sogar manche davon, dass hier die Vorgeschichte von Jason erzählt werden sollte. Irgendwie hat das aber wohl nicht geklappt.

Das einzige, was direkt aus dem Original von 1980 übernommen wurde, ist die Köpfung von Pamela Voorhees, Jasons Mutti. Was damals in einem durchaus spannenden Finale geschah, wird hier in eiligen Rückblenden erzählt. Mit der Neuerung, dass nach Mutters Tod ein Knabe aus dem Gebüsch kommt, die Machete seiner Frau Mutter in die Hand nimmt und Rache schwört. So sieht es dann auch aus, denn mal eben wird ein Sprung von mindestens zwanzig, fünfundzwanzig Jahren gemacht. Wir lernen eine Gurkentruppe kennen. Neben den Mädels auch zwei Typen, die den Ausflug nur geplant haben, um ein bisschen grünen Wunderstoff zu pflücken. Nun, sie finden das Zeug und freuen sich einen Ast, doch ein gewaltiger Kerl mit Kissenbezug über der Birne lässt die Party platzen.
Huch? Danach - nach zwanzig Minuten - kommt der Vorspann.

Wieder eine Gruppe debiler Teenies, diesmal sind die auf dem Weg zum Crystal Lake zwecks Party im Haus eines Kumpels, genauer gesagt dessen Vaters. An der Tanke lernen wir die alle bereits mal ein bisschen genauer kennen. Da hätten wir Goldlöckchen, der sich wie Richi Rich aufspielt, dessen nette Freundin, bei der man sich dauerhaft fragt, warum sie mit dem blonden Arschloch liiert ist; zudem eine dauergeile Barbie mit dicken Melonen (die später noch zum Einsatz kommen) und zwei lustige Kerlchen, optisch unterteilt in den Schwarzen, der ein Rap-Label gründen will und den kiffenden Asiaten. Natürlich sind die beiden die Loser der Gruppe ohne Freundin. Oha.

Dann wäre da noch der stille Mopedfahrer, der unsere jetzige Truppe eher zufällig an der Tanke trifft. Der ist auf der Suche nach seiner Schwester (von der ersten Gruppe des Films) und verteilt nun eifrig Suchblätter. Er und Richi Rich kommen sich in die Haare wie zwei Bulldoggen. Warum auch immer.
Später quartiert man sich im großzügig ausgestatteten Haus am See nieder, einige koppeln sich ab und werden beim Wasserski übel von Jason überrascht, der mit Pfeil und Bogen aus gefühlten zweihundert Metern einen zielsicheren Kopfschuss hinlegt und der Dame seine Waffe in den Schädel rammt. Endlich passiert mal was.

Der Mopedfahrer und die Freundin vom goldgelockten Idioten gehen gemeinsam auf die Suche nach der verschwundenen Schwester. Sie finden ein altes Haus und verstecken sich, weil sie Schritte hören. Jason kommt um die Ecke spaziert und schmeißt eine kopflose Leiche auf den Boden. Unsere beiden Schützlinge bekommen es mit der Angst. SIe können fliehen und teilen ihren Freunden mit, dass da draußen ein Irrer rumläuft, blablabla und trallala, die alte Leier, wie wir sie schon aus sämtlichen Vorgängern kennen. Der Reihe nach werden die alle ermeuchelt, mal mehr, mal weniger blutig.

Am Ende finden die letzten Überlebenden (Moped und Richi Rich's Freundin) auch noch die vermisste Schwester in einer unterirdischen Anlage, wohl eigens von Jason ausgehoben und geschmackvoll eingerichtet. Erneut wird geflüchtet, die Freundin stirbt, und unser Geschwisterpaar macht es sich zur Aufgabe, Jasons eins auszuwischen. Das passiert relativ unspektakulär mit der Machete in den Brustkorb, danach schmeißt man die Leiche in den See (wie intelligent), und in bester Hommage an das Original kommt Jason aus dem Wasser geschossen. Halleluja.

Was sollte das nun? Anstatt ein nettes Remake zu machen, entschlossen sich Nispel und Bay mal eben zu einer kompletten Neuauflage. Das Ergebnis ist ein merkwürdiger Mutant, der keine wirkliche Handlung hat und bewusst Stilmittel aus den ersten drei Friday-Filmen vermischt und sie in den Backofen schiebt. Da rennt Jason erstmal mit Kissenbezug rum, ganz wie in Teil 2, später findet er dann seine charakteristische Hockey-Maske, ganz wie in Teil 3. Dieses Reboot mutet eher wie eine wahllose Plünderei an, ein unglücklich zusammengeklebtes Best Of mit einigen aufgesetzten Szenen, damit die Fans im Kino auch ja jubeln.

Die Gruppe bunter Teenies könnte diesmal zudem nicht nerviger sein, da sie unglaublich viel Screentime bekommen. Da wird Bier aus alten Sportschuhen gesoffen, man dröhnt sich gemeinsam die Birne voll, in der beklopptesten Szene treiben es Richi Rich und die blonde Barbie wie die Irren. Da darf man einige pädagogisch wertvolle Dialoge erwarten: "Deine Nippel sind perfekt plaziert!" - "Du weißt was eine Frau hören will!"
Dagegen tritt Jason relativ selten in Erscheinung, am Ende waren es vielleicht zusammen gezählt zehn Minuten. Der Rest gehört den Jugendlichen und hunderten "Hast-du-das-auch-gehört?" Szenen im Wald und im Haus. Ich penn gleich ein.

Aber das schlimmste: Nie, aber auch wirklich nie kommt das gewisse "Friday"-Gefühl auf, das selbst der futuristische "Jason X" noch inne hatte. Jason kommt nicht rüber wie Jason, sondern wie irgendein wahlloser, geistig leicht debiler und verformter Ureinwohner, was man besonders in der letzten Zeit tausendmal in Filmen gesehen hat, vor allem "Wrong Turn" und Konsorten. Die Neuerungen zum Original, wie z.B Jasons unterirdischer kleiner Keller, sind absolut leb- und stillos. Das wirklich einzige, was ein bisschen, aber auch nur ein ganz kleines bisschen Stimmung erzeugt, sind die Morde zum Anfang, und wenn Jason in der Nacht auf einen zugepoltert kommt - das hat schon was.

Aber es kann einfach nicht sein, dass ein Remake, Reboot, was auch immer, nicht im geringsten die Luft der Vorgänger atmet, sondern einfach wie ein lebloser Klotz daherkommt, den man mögen will, es aber nicht schafft. Der neue "Friday" ist unkreativ, langweilig und arbeitet die Liste altbekannter Fakten ab, bietet hier und da ein bisschen Blut und hat leider überhaupt keinen richtigen Humor. Und gerade der war bei Jason immer wichtig, um Fans und normale Zuschauer bei der Stange zu halten. Ergo ist "Freitag der 13" ein Film, den es nicht hätte geben müssen, ein dämliches, aber lustiges Sequel der alten Reihe wäre dreimal besser gewesen.

Und demnächst kommt Freddy Krueger neu in die Kinos, auch wieder von Michael Bay.
Mr. Bay: Ich mag sie nicht.

Fazit

Absolut sinnfreie, weil inhaltlich komplett überholte Neuauflage des Klassikers von 1980, der auch schon nicht das Gelbe vom Ei war, aber selbst gegen das Remake wie ein Meisterwerk anmutet.

2,5/10

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