Werbung fürs indizierte Original oder eine Einstufung des Publikums als dumm? Vor dem Remake von „Freitag, der 13te“ erklärt eine Texttafel, dass es keine exakte Neuverfilmung des Stoffes von 1980 ist.
Marcus Nispel, dessen Schaffen bisher nur Neuverfilmungen alter Stoffe umfasst, verwurstet hier nämlich gleich Motive der ersten drei „Freitag, der 13te“-Filme. Aus dem ersten stammt die Enthauptung von Jasons Mutter, die hier die Eröffnung bildet, aus dem zweiten ein Jason (Derek Mears) mit Jutesack über der Rübe, außerdem steht in seinem Refugium ein Rollstuhl und in „Freitag, der 13te Teil 2“ war ja ein Rollstuhlfahrer ermordet worden. Allerdings eignet sich Jason nach kurzer Jutesackphase die traditionelle Hockeymaske an – so wie in „Und wieder ist Freitag, der 13te“.
Auf die Mutti-Meuchel-Exposition lässt Nispel ganz dreist noch eine weitere 20minütige Exposition folgen, in denen eine Teenie-Gruppe zum Crystal Lake eiert, die Legenden über ermordete Jugendliche ignoriert und folgerichtig verhackstückt wird – nur ein Schicksal bleibt ungeklärt. Wenn dann noch 20 Minuten erst die Credits erscheinen, dann ist bereits die dramaturgische Misskonzeption zu spüren: Als Einleitung eines solchen Films viel zu lang geraten und allenfalls gut, um noch ein paar Vornewegopfer einzubauen.
Das verschwundene Opfer ist die Schwester von Clay Miller (Jared Padalecki), der nun im Hauptfilm nach ihr sucht, während die Polizei sie schon abgeschrieben hat. Gleichzeitig turnt noch eine weitere Truppe von verzogenen Gören am Crystal Lake herum...
„Freitag, der 13te“-Fans propagieren ja gerne, ein Teil der Reihe brauche nur dumme Teens und blutige Morde, was auch der neueste Teil, der auch als Sequel und weniger als Remake funktioniert, bieten möchte – leider schwächer als wirklich jeder Vorgänger. Da machen auch die paar besseren production values kaum etwas her, sie nehmen dem Film sogar eher noch einen Billigcharme – selbst dreckige Höhlenverstecke sehen hier noch sauber geleckt aus, aber das ist man von Nispel ja gewohnt.
Allerdings kann der Mann ja sonst halbwegs brauchbare Unterhaltungsfilme abliefern, hier aber scheint er dem verkorksten Script gar nicht erst entgegenwirken zu wollen. „Freitag, der 13te“ von 2009 ist das einfallsloseste Slasher, den man sich nur vorstellen kann, in jeder Sekunde unendlich vorhersehbar – selbst die Ecke, aus der Jason als nächstes angreift, kann man voraussagen. Hieraus hatten viele Vorgänger, vor allem der dritte Teil, Kapital geschlagen, denn während sich die Rahmenhandlungen der „Freitag, der 13te“-Films kaum voneinander unterscheiden, so peppten die besseren Exemplare den Plot mit spannenden Mordszenen, Witz oder einfallsreichen Kills auf.
Mit ersterem ist es dann Essig, aber auch das Creative Killing kommt im neuen „Freitag, der 13te“ reichlich kurz. Allenfalls der Axtmord kann man mit seiner überraschenden Härte noch als Achtungserfolg gewertet werden, das weggeschröggelte Schlafsackopfer ist ungewöhnlich, aber weniger interessant und sonst ist die übliche Melange aus Erstechen, Durchbohren und ähnlichen Scherzen angesagt. Handwerklich sind die Effekte auf erwartungsgemäß hohem Niveau, aber das entschädigt kaum für den Rest vom Film.
Hauptknackpunkt sind nämlich Figuren und Dialoge – alles bereits in den Vorgängern schon keine Stärken, aber hier so schlecht, dass man sich fast schämen muss. Die partysüchtigen Kiddies sind allesamt dermaßen unsympathisch, dass man Jason den Sieg gönnt, gerade verzogene, reiche Schnösel ist als überzogene Hassfigur jenseits von Gut und Böse. Bei den Damen wird meist das Silikon ins rechte Licht gerückt, sogar noch in kreuzdämlichen Dialogen („Ey, deine Titten sind so geil“ fällt in einer Szene dreimal) abgefeiert – das wäre selbst bei Exploitation niveaulos, aber dafür sieht „Freitag, der 13te“ dann zu schick aus. Ganz aus ist der Ofen dann, wenn man sich noch bewusst postmodern gibt und die Teens über ihr Verhalten reflektieren; damit ist dann selbst Naivität als Entschuldigung für das Maß an Primitivität unmöglich. In der deutschen Fassung zimmert eine grottenschlechte Synchro („Bullshit“ wird zu „Blödscheiß“) mit „Krass, Mann, Alter“-Dialogen den letzten Sargnagel an dem vergeigten Aufguss.
Passend dazu hat man die Bagage an Jungvolk gecastet. Man ist ja schon gewohnt, dass US-Filmteenies alle Dauerkunden in Fitnessstudio und Beauty Salon sein müssen, aber selbst da schießt „Freitag, der 13te“ noch den Vogel ab. Die Mädels sind alle mit Silikon gepimpt, die meisten Jungs haben derartige übertrainierte Oberarme, dass die Arme vom Körper abstehen. Bei soviel Training war für Schauspielunterricht kaum Zeit, weshalb die Bagage selbst vom maskierten Jason an die Wand gespielt wird.
Nispels Remake ist eine Vollkatastrophe immensen Ausmaßes, die noch nicht mal naiven Retro-Charme mit ihren zu gewollten Anspielungen verströmt. Langweilig, primitiv und schlecht gespielt – ein paar halbwegs gelungene Effekte und ein, zwei gelungene Sequenzen verhelfen dem Film dann immerhin noch 2,5 Punkten meinerseits.