Review

Der mehr oder minder irrelevante Nachzügler, diesmal gemeinsam von Paramount und New Line Cinema produziert.
14 Personen… ach, ist ja auch egal.
 

Neustart. Mal wieder, könnte man sagen, denn spätestens seit „Jason goes to Hell“ erfand sich die Reihe mit jedem Film neu, schickte ihren Protagonisten in andere Körper, ins Weltall und schließlich sogar ins Duell der Horrorgrößen.
Und auch der nun vorliegende Film ist keine offizielle Fortschreibung der Voorhees-Saga, sondern ein, wie man so schön sagt, „Re-Imagining“. Was euphemistisch ein Remake mit frischen Ideen umschreibt. Im vorliegenden Falle heißt das: Handlungsort und Hauptcharakter bleiben bestehen, das Geschehen wird allerdings in die Gegenwart verlagert. 

Und Jasons berühmte Mami, mit der an heutigen Kinokassen leider kein Geld mehr machbar scheint, wird schon direkt während der Eingangscredits abgefrühstückt, um ihrem berüchtigten Sohn Platz zu machen, den das ganze Hormongewusel in seinem Wäldchen einmal mehr kirre macht und ihn zur Machete greifen lässt. So weit, so bekannt. Neu sind in diesem Zusammenhang Jasons kleine Vorkehrungen, die er rund um seine Hütte getroffen hat, und die ein seltsam neues Licht auf seinen Charakter werfen. Wirkte er zuvor stets wie die personifizierte Verwahrlosung, scheinen ihn, ganz Post-9/11-Redneck, plötzlich Dinge wie „private Sicherheit“ umzutreiben. Will er vor ungebetenem Besuch gewarnt werden? Sollte er möglicherweise in Nispels Version gar Angst vor seinen Mitmenschen haben? 

Es wäre zumindest ein reizvoller Ansatz, der dem ohnehin einiges an Storyverkrampfungen gewöhnten Jason eine interessante neue Facette abgewonnen hätte. Tatsächlich aber dient ihm das präparierte Gelände nur dazu, schneller an Ort und Stelle sein zu können, was seinem patentiert-blitzartigen Auftreten zwar eine realistische Erdung verleiht, leider aber auch ein faszinierendes Element der Serie zunichte macht: Crystal Lake gehörte seit der Eröffnungssequenz des allerersten Teils dieser unheilvollen Macht, die von Mutter und Sohn ausging. Sie bewegten sich ungehindert der Gegebenheiten frei in diesem verfluchten Areal, jederzeit und unbarmherzig zuschlagend. Dieses eindeutige fantastische Horrorelement herauszunehmen, rückt die Neuversion eher in die Richtung klassischer Thriller, muss aber eben auch als Teil des „Re-Imaginings“ gesehen werden. 

Ganz klassische Wege beschreitet der Film dafür im Storyverlauf, der die übliche Gruppendezimierung vorsieht und diese lediglich mit einer Rahmenhandlung rund um ein Geschwisterpaar und dessen unheilvolle Verbindung zu Jason ausschmückt, was aber (soviel sei verraten) für keinerlei Ausschläge auf der Originalitätsskala sorgt. Da weiß schon eher die Pre-Title-Sequenz zu gefallen, die einen kleinen Film im Film darstellt und so geballt die Klischees der Serie aufrollt, als wollte Nispel uns damit sagen: „So, das war das, und jetzt kommt der frische Wind!“ 

Nur kommt dieser halt nicht. Der Regisseur versucht sich hier wie bei „Texas Chainsaw Massacre“ augenscheinlich an einem Kompromiss zwischen seiner patentierten Werbeclip-Ästhetik und dem schmutzigen Look des Originals. Was aber dort noch für ansprechende Bilder sorgte, sieht im vorliegenden Fall eher nach gelangweiltem Dienst nach Vorschrift aus. Jason kommt traditionell gekleidet daher und tut das, was er immer tut. Und auch ihn quält scheinbar die Routine, denn bis auf wenige Ausnahmen wurden seine Opfer von ihm selten so schnell und unspektakulär abgehandelt.
Die Originalität und Selbstironie, die in Ableger wie „Jason X“ floss, sollte man hier nicht erwarten, was auch nicht schlimm wäre, wenn der Gegenentwurf dementsprechend fesselnd geriete.

Doch wie seinem Wikingergekloppe „Pathfinder“ vermag Nispel auch „Freitag“ keinen vernünftigen Spannungsbogen zu verleihen, wirft scheinbar den Autopiloten an, der die Geschichte mit sicherer Hand, aber fernab jeder Inspiration oder Suspense abwickelt. Jason wirkt zu keiner Sekunde bedrohlich (mit seinem dicken Hals höchstens angemessen wütend), und auch das Ikonenhafte seines Charakters wird überhaupt nicht ausgespielt, wie es Ronny Yu in „Freddy vs. Jason“ noch so gut gelang.
Das Beste am Ganzen sind erstaunlicherweise die Dialoge, die ein Destillat erprobter Teenieslasher-Phrasen darstellen und dann immer wieder genuss- und humorvoll gebrochen werden, so wenigstens einen Hauch von origineller Modernität in die glanzlose Vorstellung bringen. 

Von den bisher immer recht unterhaltsamen Bay-Horrorremakes (TCM, Amityville, Hitcher) ist „Freitag“ das Schwächste, knüpft qualitativ nahtlos an die späte Paramount-Ära an und liefert einen immerhin soliden Slasherbeitrag mit eingeschränktem Nostalgiefaktor.
Die hohen Wellen, die Rob Zombie mit seiner „Halloween“-Version schlug, sind hier nicht zu erwarten, damit verhalten sich die Remakes immerhin kongenial zu ihren Originalen. Nun lässt sich natürlich argumentieren, dass man hier sowieso nicht zuviel erwarten durfte, es ja auch schon hätte kommen sehen müssen. Nur muss man sich dann fragen: Wird ein schwacher Film dadurch besser?
Zumindest in dieser Hinsicht ergibt Minus mal Minus wirklich nicht Plus.

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