Wenn ein neuer Freitag der 13. an einem Freitag dem 13. im Kino läuft, dann sind wir dabei, das ist prima. Auch wenn es ein Remake von Marcus Nispel ist, der unter der auch hier vorherrschenden Produktionsfuchtel von Michael Bay die Neuauflage des Texas Chainsaw Massacre weitgehend belanglos vergeigt hat. Nun ist die Figur Jason ein Sonderfall. Als später insbesondere charismatisch durch Kane Hodder verkörpert und in die Fanherzen geschlossener maskierter Killer wurde er in eine Reihe unfreiwilliger Remakes geworfen, die seinerzeit noch ohne ihn begonnen hatte, auch wenn man hier und dort noch Legenden vernimmt, Freitag der 13. sei doch der Film, wo der Mörder mit der Hockeymaske die Kettensäge schwänge.
Ja, die unverhofft beim Publikum einschlagenden Filme wurden stakkatoartig fortgesetzt und boten tatsächlich immer das gleiche: Heranwachsende, Teenager, junge Erwachsene, abstrakt umgesetzte Adoleszenzprobleme der angestrebten Zielgruppe zwischen flügger Selbständigkeit und elterlicher Kontrolle. Sex, Drogen, die Versuchungen der weiten Welt, das sie einholende, richtende Unheil, kaum noch wie in vielen Thrillern der Jahrzehnte zuvor, aber doch unscharf den Mord als sinnbildliche Penetration in den unreifen Cocktail mischend. Wo der Amerikaner dabei durch die Gewalt schon fast eine Ersatzbefriedigung für ausbleibende sexuelle Deutlichkeit sucht, stößt sich die Moral unserer Breiten an diesem ungestümen Happening. Trotzdem durfte sich das Remake unter dem Hinweis, nicht mit dem rechtlich im Vertrieb eingeschränkten Original gleichen Titels identisch zu sein, in der r-rated Fassung ungekürzt in die deutschen Lichtspielhäuser schmuggeln.
Anstatt sich an die ab dem 5. Teil mehr oder minder absurden bis stellenweise deutlich unterhaltsamen Fortsetzungen zu halten, sollte es um die auf vier Episoden erstreckte Grundhandlung gehen. Es ist dabei nicht sonderlich abwegig, einen so großen Bogen zu spannen, unterscheiden sich diese doch nur durch wenige Details. Der Leitfaden für das Freitag der 13. Remake ist dabei aber wirklich nur als grob zu bezeichnen. Ein kurzer Rückblick ins Jahr 1980 und dann ist der Film und mit ihm der Antiheld des kreativen Sterbens im Heute angelangt. Vom Sackgesicht zur Hockeymaske wird sich ungefähr an einen Ablauf gehalten, ansonsten wird deutlich eine stilistische Lücke zu Freddy vs. Jason geschlossen, man gibt sich also sehr zeitgenössisch.
Opfer dürfen in mehreren Wellen anrücken. Jugendliche, die per Satellitennavigator auf die Pirsch gehen, ihre im Guerillaverfahren angepflanzte Ahornplantage auszuheben, ein besorgter Bruder, der auf Vermißtensuche geht und ein Trupp Partywütiger tummeln sich am Crystal Lake. Im Grunde ist alles beim Alten. Es wird gefickt, gekifft und gestorben. Doch etwas ist anders als vor fast 30 Jahren. Die Brüste sind aus Silikon. Anzüglichkeiten heben sich vielleicht marginal ab, bewegen sich jedoch weiter in Grenzen, die der hier freizügige Europäer weniger zu schätzen weiß, als es vermeintlich verklemmte Teenager in den USA tun. Es fällt weiter eine maskulin-voyeuristische Kameraführung auf.
Die sich im sexuellen Bereich abspielenden plumpen Pointen ernten ihre Lacher zumeist beim erwarteten Publikum, während sich echte Selbstironie leider ein wenig zurück hält. Insbesondere der Anfang nervt durch ein unscharfes Wackel-Fiasko, bei dem im Dunkeln schon auf der großen Leinwand wesentliche Details verloren gehen. Glücklicherweise fängt sich das Freitag der 13. Remake im späteren Verlauf, um mit einem Spagat Fans der Serie durch teils erstaunlich langes Draufhalten und ein paar witzige Kills zu unterhalten, die im Kino berechtigt Applaus ernteten.
Im Vergleich zum völlig überzogenen Jason X können diese wenigen Lichtblicke nur nicht darüber hinwegtäuschen, daß sich einerseits am ursprünglichen Konzept zu wenig geändert hat, um eigentlich herausgewachsene Fans weiter an die Voorhees Figur zu binden. Andererseits können zaghafte Ansätze, die versuchen Jason in ein zu wenig eigeständig formuliertes Hinterwaldjägerklischee zu drücken nur wenig überzeugen. Es blitzt ein wenig mehr Intelligenz im Bösewicht auf, was leider nur bedingt Auswirkungen auf den Verlauf hat und im Einklang mit der Hintergrundgeschichte auf nebulöse Art wenig Durchleuchtung erfährt.
Im Westen nichts Neues sozusagen, auch Freitag der 13. ist ein Remake, welches man prinzipiell nicht benötigt hätte. Ohne große Erwartung an die Materie geschritten kann der Film mit einem recht flüssigen Feuerwerk allerdings zumindest für gute Unterhaltung sorgen. Positiv wirkt dabei die wenig schablonenhaft befolgte Vorlage. Eigentlich müßte man von einem eigenständigen Teil sprechen, der sich nur bedingt auf bereits aufgestellte Regeln bezieht. Der Vorteil ist sicherlich, daß man sich mit und ohne Kenntnis der Serie orientieren kann. Ob die angekündigte Alternativfassung für deutlich größere Begeisterungsstürme sorgen kann, bleibt abzuwarten. In der Kinofassung bleibt Freitag der 13. dem Großteil der filmischen Umsetzungen treu, indem Jason nicht weit außerhalb des Durchschnitts schlachtend ausgereizt wird. Genau das Richtige also für die spätpubertären wie anspruchsfreien 90+ Minuten. Mehr beileibe nicht.