Marcus Nispel ist immer für ein Remake unter der wachsamen Fuchtel von Michael Bay ("The Rock") zu gebrauchen. Erst der unterhaltsame "Texas Chainsaw Massacre"-Relaunch, nun die zweite neu-aufgelegte Kultreihe um den unkaputtbaren Metzelmann Jason Vorhees. Anstatt allerdings den ersten "Freitag"-Film aus dem Jahre 1980 für sich allein neu auf die große Leinwand zu bringen, geht man diesmal andere Wege und nimmt gleich die ersten drei Filme der Reihe und rührt das Ganze frisch an. Handlungsseitig gibts da keine Probleme, denn schon die Originale hatten im Prinzip nie eine Handlung - abgesehen von der Mini-Evolution in Sachen Killerpersönlichkeit von Mama Jason über den Sack-über-Kopp-Jason bis hin zum eigentlich prägenden Hockeymaskengesicht.
Dies geschieht im nun vorliegenden Nispel-Werk allerdings praktisch beiläufig und will fast schon unnötig erscheinen. Etwas ungewöhnlich dagegen: Im Grunde präsentiert der Film die selbe Schlachtpalette zweimal direkt hintereinander, unterbrochen durch den eingeblendeten Titel. Ein munteres Campergrüpplein wird zunächst einmal am alt-ehrwürdigen Crystal Lake dezimiert, anschliessend spielt sich einige Monate später das gleiche mörderische Spielchen (mit etwas größeren Laufzeitanteilen) noch einmal ab, im Einklang mit einer Suchaktion nach den Vermissten des ersten Ausflugs.
Mann könnte nun spotten, dass für eine echte durchgehende, sich allmählich zuspitzende Handlung offenbar einfach kein Skript vorhanden war, aber letztlich muss man auch bedenken, dass wir es hier mit einem "Freitag der 13." zu tun haben. Da ist unverfrorene Einfältigkeit, Klischeesulerrei und stupides Killen an der Tagesordnung - Spannung und mitunter Atmosphäre waren und sind dabei stets eher sekundär. Ein leicht fader Beigeschmack bleibt dennoch...
Vom Standpunkt eines waschechten "Hirnaus"-Partyfilms gesehen funktioniert Nispels Remake zum Glück auch ohne greifbare Story und sorgsam aufgebaue Spannungsmomente. Hier wird eher zum Holzhammer gegriffen und ein Kill nach dem immer gleichen Muster des plötzlich von hinten auftauchenden Jason reiht sich munter und mit viel Gepolter an den Nächsten.
Langweilig wird die 2009er-Version der Kultreihe daher nicht - auch wenn ich ein wenig die Ideenlosigkeit in Sachen Kills in der vorliegenden R-Rated-Fassung kritisieren möchte. Da hatte die Reihe schon deutlich Innovativeres in ihrer langen Historie aufzubieten, man denke nur an die legendäre, humorige Schlafsackszene oder den kreativen Einsatz von Gartenwerkzeugen. 2009 gibt man sich da leider etwas zurückhaltend und meist darf nur die allseits bekannte Machete wenig spektakulär ihre Wirkung am Teenie-Schlachtvieh unter Beweis stellen. Daneben fliegt dann mal ne Axt oder ein großer Nagel wird durch den Hals gerammt, abgetrennte Gliedmaßen etc. gibts nicht zu sehen. Ein finaler Gorekracher, wie man ihn aus verschiedenen jüngeren Genrefilmen wie "Hills have Eyes 2" kennt, fehlt dann dummerweise auch noch (in dieser Fassung). Da ist man in Zeiten des modernen Terror/Folter-Kinos schlicht Derberes gewohnt heutzutage, wenn gleich die "Original-Freitage" auch keine Goregranaten waren. Gerade bei einem Partyfilm wie diesem hätte da vom Standpunkt aktueller Genreverhältnisse gesehen gern mehr kommen dürfen. Denn den einstmals bezeichnenden Trashcharme der 80er Jahre kann die Neuauflage trotz vieler Bemühungen nicht wirklich aufbauen. Aber noch ist ja Hoffnung auf die bereits großspurig angekündige Unrated-Fassung, dass sich in diese Richtung noch etwas tut, um dem Streifen eine echte eigene Note und idealerweise einen etwas runderen Gesamteindruck zu verpassen...
Aber ich möchte nicht zu sehr meckern. Insgesamt macht die Neuauflage von "Freitag der 13." einiges her und lässt auch aufgrund der herrlich doofen, bevorzugt nackt und dumme Sprüche der Marke "Warum liegt hier Stroh?" klopfende Klischee-Teeniedarsteller brauchbares "Camp Crystal-Lake"-Feeling aufkommen. Ein netter Atmosphäre-Bonus ist hierbei auch das alte, halb verfallene Camp aus vergangenen Zeiten, das im Laufe des nächtlichen Gemetzels auch mal als Schauplatz herhalten darf. Aber auch generell gibt es eine ganze Reihe gut gemeinter Anspielungen auf die alten Filme, so dass Fans garantiert ihren Spass am Vohersagen zahlreicher Szenen haben werden.
Technisch gibt sich Marcus Nispel wie schon beim "Chainsaw Massacre" aus dem Jahre 2003 keine Blöße und liefert einen rundum solide inszenierten Horrorstreifen ab, der im Gegensatz zu den schmodderigen Originalen natürlich deutlich (aber nicht störend) "geleckter" aussieht und trotz vordergründigem Teeniehumor insgesamt nur wenig selbstironisch rüberkommt. Die einen werdens mögen, die anderen wohl weniger. Als Kompromiss ließe sich feststellen: Zeiten ändern sich halt und somit hat man sich schnell an die rustikale Gangart und auch an diverse Farbfilterreien sowie Schnittorgien des neuen Jahrtausends gewöhnt.
Zufrieden kann man schließlich auch mit den namenlosen Jungdarstellern sein. Überfordert war hier zweifelsohne niemand, jeder erfüllt aber seinen Zweck als Lämmlein für die Schlachtbank und ist auch für den ein oder anderen (natürlich niveaulosen) Lacher zu gebrauchen. Schade natürlich, dass Kane Hodder nicht mehr dabei ist, aber da der neue Jason auch schneller laufen kann und nun zudem ein unterirdisches Domizil bezogen hat, ist ein solcher "Generationenwechsel" durchaus in Ordnung.
Fazit: Kein Überfilm, kein Revival der einzigartigen 80er und erst recht kein Spannungsfilm, aber Freunde der Reihe werden defintiiv ihren garantiert anspruchslosen Spaß haben. Eine nochmal blutigere Unrated-Fassung könnte dem rundum soliden, neben liebgewonnenem Altbewährtem auch neue, "moderne" Aktzente setzenden Remake gerne noch den 8. Wertungspunkt beschehren! Wie schon beim "Texas Chainsaw Massacre" kann ich aber auch jene Stimmen nachvollziehen, die die Neuinterpretation einer Genreikone nicht gutheißen wollen. Nispels Film hat schon hier und da seine liebe Mühe mit dem arg simplen, nicht gerade durchdacht wirkenden Plot und auch der "schnelle" und somit in "Scream"-Zeiten fast schon zu "gewöhnliche" Killer Jason ist natürlich streitbar.