So, gerade flimmert der Abspann des Films über die Mattscheibe, und ich will meinem Eindruck Worte verleihen...
In den letzten zwei Jahren habe ich Star Trek komplett gesehen, die Originalserie, die animierte Serie, die Filme, TNG, DS9, Voyager und Enterprise, also ja, ich bin ein Fan, und damit logischerweise nicht die Hauptzielgruppe (ich seh mir den Film sowieso an, der Film muss die Leute erreichen und begeistern, die das NICHT machen). Als Fan habe ich das Gefühl, ein "Recht" auf Star Trek zu haben, und zwar so, wie ich mir das vorstelle. Ist natürlich objektiv betrachtet Unsinn, aber nach all der Zeit und dem Geld, das ich in ST investiert habe, will ich Ernst genommen werden. Und genau das tut dieser Film leider nicht. Ich bin bereit, die Kröte zu schlucken, dass die gesamte Trek Geschichte (mit Ausnahme von Enterprise) ausradiert wird (gut, das wirft Probleme bezüglich der Zeitreisefolgen der diversen Serien auf, in denen Ereignisse in den Serien beeinflusst wurden)aber die können ja anders gelöst sein, im. Verlauf der "neuen" Realität). Wie das passiert, halte ich für sinnfrei (Spock erfindet eine Möglichkeit, eine Supernova in ein schwarzes Loch zu verwandeln, um Romulus zu retten (?????), scheitert, Zeitreise, Vulkan mit schwarzem Loch zerbröselt, das danach kein Problem mehr ist - äh, ja.), aber gut, suspension of disbelief. Andere Logikprobleme INNERHALB des Universums wiegen schwerer und zeigen, dass Abrams und Co sich einen feuchten Unrat um das Universum scheren, das sie hier melken.
Zum Einen das Alter der Charaktere. Uhura, Spock und Kirk sind zeitgleich auf der Akademie? Das ergibt kaum Sinn, Spock müsste älter als die anderen sein und schon auf der Enterprise dienen. Anders als Sulu und Chekov, ersterer war zu Pikes Zeiten noch nicht auf der Enterprise (genausowenig wie Schwester Chapel), letzterer gar erst während dem zweiten Jahr von Kirks erster Vierjahresmission. Pille in den Mix zu werfen passt von mir aus noch, da er älter ist. Außerdem suggeriert der Schnitt am Anfang, dass Spock und Kirk etwa gleich alt sind, was mMn eben keinen Sinn ergibt.
Dann Anachronismen wie die Erwähnung der Cardassianer, die eigentlich erst später getroffen wurden oder Budweiser und Nokia, die gepluggt werden. Letzteres okay, in dubio pro Paramount, vielleicht gibt es die Firmen ja noch.
Übel auch die Romulaner: zu der Zeit ist die Ähnlichkeit und gemeinsame Abstammung von Romulanern und Vulkaniern noch weitgehend unbekannt, aber keiner wundert sich, dass die Romulaner (die vor rd. 100 Jahren einen verbitterten Krieg gegen die Föderation geführt haben, bei dem aber keiner je einen Romulaner gesehen hat) wieder aufftauchen (eine Kriegserklärung!) und außerdem (fast) genauso aussehen wie die Vulkanier.
Dazu kommen erzählerische Probleme. Die Motivation Neros wird in einer Rückbblende angerissen, aber nicht wirklich ausformuliert, Scotts Einführung in den Film holpert ohne Ende (klar, zufällig landet er da, wo er gebraucht wird, wer ist sein Begleiter, wieso vergisst er später im Film wieder, dass er bei Warp beamen kann?), warum werden die unerfahrensten Leute an Bord plötzlich mit Kommandofunktionen betraut, usw. Von Logiklöchern (natürlich wartet Nero 25 Jahre, die rote MAterie ist die Rettung am Ende, Vulkans Ende ist von einem weit entfernten Planeten zu sehen, "Supernova" und "schwarzes Loch" werden völlig falsch benutzt; und warum ausgerechnet DIESE Zeitreise alles verändert, während bei vorherigen immer alles so kam, wie es kommen musste (auch ohne Wissen der Protagonisten), werde ich auch nicht verstehen) gar nicht zu reden.
Außerdem hatte ich, außer ganz am Ende für 1 Minute oder so, nie das Gefühl, es mit Star Trek zu tun zu haben Alles ist viel zu hektisch, die Enterprise kommt nur am Rande vor (verdammt, da war sogar der vermurkste 5. Teil besser!) und am Ende EXEKUTIERT Kirk eiskalt den Bösewicht, was überhaupt nicht zu Gene Roddenberrys Vision passt.
Positiv anzumerken bleibt die Figur des Spock (alt und jung), die recht gut funktioniert (auch wenn ich mir Wortgefechte zwischen ihm und Pille gewünscht hätte) und die von Uhura, die endlich mehr Raum bekommt. Sonst ist der Film in fast allen Belangen ein ziemliches Desaster, ohne Fingerspitzengefühl und Liebe zum Detail oder für die Figuren geschrieben und inszeniert. Der schlechteste Star Trek Film (und der erfolgreichste und wahrscheinlich bestrezensierte....), und der absolute Tiefpunkt von Star Trek.
Ich weiß, dass ich diese Meinung recht exklusiv habe (was wurde der Film gefeiert) und natürlich habe ich die "Star Trek Brille" auf (welchen nicht Trek.Fan stört z.Bsp. das mit den Romulanern, was mich dauernd raus gerissen hat), aber für mich ist das ein unwürdiges vorläufiges Ende eines meiner Lieblingsuniversen... Vielleicht wird die Fortsetzung ja besser...