Review

Star Trek Reboot Review

Aha, Star Trek also.
Jetzt auch als Reboot. Na toll.
Und JJ Abrams hat ihn gemacht. Na toll.

Aber beginnen wir am Anfang:
Nachdem Rick Berman ud Brannon Braga ,,Star Trek'' sowohl im Fernsehen als auch auf der Kinoleinwand nachhaltig gegen die Wand gefahren haben, herrschte erst mal ein paar Jahre Ruhe um ST.
Im Zuge des allgemeinen Rebootwahns schien sich nun auch Paramount auf die Ursprünge des Universum zu besinnen, sprich auf Kirk, Spock, etc., aber mit einer neuen Besetzung, neuer Origin Story, etc.
Da es sich hier um ST handelt konnte man das ganze schön mit einer Zeitreise/Paralellzeitliniengeschichte erklären.

Der Versuch den Reboot auf diese Weise irgendwie in den bestehenden Hintergrund einzufügen ist aber leider auch das einzig gute an diesem filmischen Totalschaden, denn bereits die Ausführung dieses Vorhabens geht schwer in die Hose. Die Geschichte sieht etwa so aus: In der Zukunft wird der Planet Romulus spontan durch eine Supernova zerstört. Einzige überlebende Romulaner: Ein Minenschiff voller tätowierter Kerle. Diese tätowierten Kerle machen Spock für die Vernichtung ihres Planeten verantwortlich. Der Grund hierfür ist übrigens echt gut: Spock hatte versucht Romulus zu retten (indem er den Stern in ein schwarzes Loch verwandelt [Der dümmste Plan aller Zeiten, denn wieviel besser ist wohl dieses schwarze Loch]), während sich das gesamte Romulanische Imperium ganz offensichtlich an der Kerze gespielt hat. Leider kommt Spock zu spät, und Romulus explodiert. Logische Konsequenz: Die Ledermänner mit den Tattoos schwören Rache. Durch Zufall (und ein schwarzes Loch) reisen Sie in der Zeit zurück, und zwar zum Zeitpunkt von Kirks Geburt. Hier töten Sie Kirks Vater, was dazu führt, daß der junge Kirk zum Arschloch heranwächst, der als derartiger Unsympath durch den Film schlingert, daß man ihn permanent schlagen möchte.
Kirk geht trotzdem zur Sternenflotte, und als er seine Ausbildung beendet hat schlagen die Mantelmänner zu: Ihr Plan ist es, Vulkan zu zerstören, um sich am ebenfalls durch die Zeit gereisten Spock zu rächen.

Das Problem mit diesem Plot ist, daß er keinen Sinn macht. Es fängt an mit der Tatsache, daß Sterne nicht einfach explodieren. Die Vorstufen einer Supernova hätten alles Leben auf Romulus lange Zeit vor der Explosion des Sterns ausgelöscht. Abgesehen davon, daß das romulanische Reich nicht nur aus einem Planeten besteht, und sich wohl nicht alle Romulaner auf einen Schlag auslöschen lassen würden, ist es auch etwas unfair die Schuld auf Spock abzuschieben. Nachdem die Remulaner nun also in der Zeit zurückgereist sind, haben Sie nichts besseres zu tun, als Vulkan zu vernichten, um Rache zu nehmen für ein Ereignis, das noch garnicht stattgefunden hat (wir befinden uns aus ihrer Sicht in der Vergangenheit)?
Wirklich?
Kein Wort über die Möglichkeit, die Zukunft zu ändern?
Spock zu bitten, eine Woche früher loszufliegen?
Solch ein Plot ist eine Beleidigung der Intelligenz des Zuschauers.

Von diesem Punkt an ,,entwickelt'' sich die Geschichte, wie man es von einem JJ Abrams Logikkrater erwarten kann. Zusammenhanglos reiht sich eine Actionsequenz an die nächste, ohne das jeh ein richtiger Erzählfluß entstehen würde.
Am Ende wird die gesamte Geschichte schnell noch durch ,,Rote Materie'' (sprich: Deus ex machina) gelöst.

Toll gemacht, Jungs!

Einzelne Punkte die besonders negativ auffallen sind das von den Autoren von Transformers(!!!!!) verbrochene Drehbuch, das Setdesign, die Schauspieler und eigentlich alles andere auch.

Um das Thema zu vertiefen: Ein Drehbuch, dessen Ausgangssituation keinen Sinn macht, ist immer schlecht. Der Zuschauer hat kein wirkliches Interesse daran, die sich daraus entwickelnde Geschichte überhaupt zu verfolgen. Daher tut Abrams, was er am besten kann: Er präsentiert eine lose Abfolge von Szenen, ohne sich um Logik, Kohärenz oder Dramaturgie zu kümmern.
Ein gutes Beispiel ist die Szene über Vulkan: In einem kurzen Dialog wird erklärt, daß man den transporter nicht benutzen kann, und ein Shuttle wohl abgeschossen werden würde.
Daher entscheidet man sich, per Fallschirm aus dem Orbit abzuspringen, um auf dem seltsamen Bohrer des romulanischen Schiffs zu landen.
So weit, so dumm.
Es springen also Kirk, Sulu, und ein Typ der den Sprengstoff trägt per Fallschirm ab.
Als man sich nun dem Ziel nähert, öffnen alle ihre Fallschirme. Alle? Natürlich nicht, da der Typ mit dem Sprengstoff sich ohne ersichtlichen Grund weigert, seinen Schirm zu öffnen, und natürlich verreckt. Nun zieht Sulu einen bescheuerten Lichtschwertersatz aus dem Rucksack um sich mit ein paar Schlägertypen zu prügeln, bevor er von der Plattform stürzt. Kirk springt hinterher, und da der Transporter wieder funktioniert, kann Chakov die beiden hochbeamen.

Kurz darauf erklärt der Bösewicht Nero Captain Pike seinen Plan, und wer er überhaupt ist.
Bei dieser Gelegenheit behauptet er, Romulus wäre zerstört worden, obwohl er weiß daß er sich in der Vergangenheit befindet.
Die einzige Schlußfolgerung für den Zuschauer ist, daß Nero offensichtlich dümmer ist als ein durchschnittlicher Talkshowgast.
Mal ganz ehrlich: Er hat 25 Jahre Zeit, sich über seine Situation klar zu werden, und er hat es immer noch nicht geschnallt?

Nun gut, jetzt kommt abder der totale Hammer: Nach einer Meinungsverschiedenheit zwischen Kirk und Spock lässt Spock nun Kirk aus dem Schiff schießen. Kirk landet warum auch immer auf dem Planeten Delta Vega, am Rande der Galaxis (Siehe auch TOS ,,Where no man has gone before''). Hier wird nun munter Star Wars Episode 1 (!) zitiert, und Kirk trifft den alten Spock, der ihm die ganze Zukunftsgrütze erzählt, die der Film als Plot ausgibt.
Aus nicht näher geklärten Gründen kann man von Delta Vega aus Vulkan sehen, und zwar so groß, daß man die Zerstörung gut erkennen kann.
Schon mal versucht mit bloßem Auge Mars oder Venus zu beobachten? Sind etwa Stecknadelkopf groß, oder? Und das sind die nächsten Planeten, und befinden sich nicht in einem anderen Sonnensystem.

Kurz darauf finden Spock und Kirk Scotty in einem Außenposten, und glücklicherweise ist Scotty in der Lage, Kirk auf die Enterprise zu beamen, während diese sich mit Überlichtgeschwindigkeit und in einem anderen Sternensystem bewegt.
Die logische Konsequenz daraus wäre eigentlich, daß Raumschiffe total überflüssig sind. Ich schätze, die Enterprise sollte bei ihrem nächsten Docktermin komplett verschrottet werden um aus dem Schrott diese tollen Transporter zu bauen.
Nun gut.
Danach nimmt Nero Kurs auf die Erde, um auch diese zu vernichten, und Kirk und Spock beamen auf sein Schiff. Dieses Mal allerdings müssen Sie sich vorher in den Ringen des Saturns verstecken und warten bis Nero in Reichweite und unter Warp gegangen ist.
Offensichtlich hat Scotty bereits wieder Vergessen wie er die zwei gerade auf die Enterprise gebeamt hat.
Alles endet natürlich mit einer großen Explosion, ausgelöst durch ,,Rote Materie''.


Was soll man noch sagen? Oh, ich weiß!
Nitpicking-time!

Bei Filmen, die im Jahr 2250 oder so spielen, wirkt Product-placement von Nokia und Budweiser mehr als dümmlich. Was soll das? Ich würde nicht in einer Zukunft leben wollen, in der immer noch Eselspisse als Bier verkauft wird! Das ist doch dystopisch!

Auch die Erwähnung der zu diesem Zeitpunkt noch nicht bekannten Cardassianer wirkt deplaziert.

Auf der Brücke der Enterprise würde ich nicht wirklich arbeiten wollen: Sieht aus wie ein verdammter iPod, und ist extrem beschissen ausgeleuchtet, dauernd wird man von irgendwas geblendet. Daß da niemand aus Versehen mal den falschen Knopf drückt ist ein Wunder.

Rote Materie. Was zur Hölle ist das? Welcher Idiot ist darauf gekommen? Oh, richtig! Die zwei Transformersidioten! Noch mal spezieller: Ein Tropfen von dem Zeug erschafft ein schwarzes Loch. Warum hat Spock dann etwa 50 bis 100 Liter davon an Bord? Hat er vor 50 bis 100 schwarze Löcher zu erschaffen? Nein, hat er nicht, denn als die 50 bis 100 Liter am Ende explodieren, ist das Ergebnis auch nur 1 schwarzes Loch. In dem dann wieder Nero verschwindet. In diesem Fall jedoch wird er nicht in die Vergangenheit befördert, sondern zerstört. Warum eigentlich?

Die Phaser. Die neuen Phaser besitzen nun zwei rotierend montierte Abstrahlpole, offensichtlich je eine für tüdlich und betäubend. Warum das?! Es sieht nur lächerlich aus!

Der Maschinenraum. Sieht jetzt aus wie das verdammte Beyerwerk. Und der Warpkern wurde wohl vergessen.

Pavel Chekov. 17 Jahre alt und Probleme mit dem Englischen. Eine einzige Karikatur.

Mir würde wohl noch mehr einfallen, aber ich habe eh schon zu viel Zeit mit diesem Drecksfilm verschwendet.

Abschließende Gedanken:
Die einzigen 2 Typen, die sich über den Film freuen dürften, sind Rick Berman und Brannon Braga, die Star Trek gekillt haben. Aber JJ Abrams hat sich entschieden sich dann nochmal ordentlich an der Leiche zu vergehen.
Apropos Abrams: Das einzige was den von Uwe Boll unterscheidet ist doch auch nur das Budget. Mein Tip an die Produzenten: Für das Sequel einfach Boll engagieren, da spart ihr noch Geld und es würde wenigstens die eine oder andere deftige Szene rausspringen. Auf Sonderschulniveau sind wir ja eh schon angekommen.
Schönen Dank!

1 von 10 Punkten, aber nur weil schlechter nicht geht.

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