Review

Ich habe gerade den Film geguckt und lasse ihn noch etwas auf mich wirken.
Aber im Großen und Ganzen wurden meine Erwartungen voll und ganz erfüllt – Allerdings nicht im positiven sinne.
Aufgrund der Trailer und Bilder die ich mir vorher angesehen habe ließ sich bereits erahnen was da kommen würde. Popcorn-Kino vom feinsten, noch größer, noch bunter, noch mehr von allem als jemals zuvor. Und genau da liegt der Knackpunkt.

Star Trek war nie großes Leinwandspektakel, es waren schöne Bilder, faszinierende Szenen und gute Geschichten.
Darauf hat man in dem neuesten Teil der Reihe offensichtlich keinen Wert so großen Wert mehr gelegt.

Man merkt das J.J. Abrams & sein übliches Team etwas Großes schaffen wollten und von Paramount aus initiiert auch sollten. Eine neue Star-Trek-Ära. Eine mächtige Aufgabe an der man meiner Meinung nach zu gewissen teilen gescheitert ist.
Abrams, wie man mittlerweile weiß durchaus visionär veranlagt, hat sich mit Star Trek bzw. dem Genre dessen auf Neuland begeben. Seine Serien Alias, Lost und Fringe waren allesamt erfolgreich aber hatten nichts mit Sci-Fi zu tun. Genauso wenig die Filme an denen er, entweder als Produzent, Autor oder Regisseur, bisher mitgewirkt hatte.
Viele Explosionen, alles riesig und gewaltig, bunte Laser, sich um sich selbst drehende Objekte und am besten dort hinten noch irgendein gewaltiges etwas das bombastisch aussieht. Die „neue art“ Filme zu machen ist nach dem schon aufwendigen zehnten Teil Nemesis endgültig in Star Trek angekommen. Im Stil eines Transformers oder was sonst gerade gewaltig über die Leinwände oder Fernsehschirme läuft kann man sich zurücklehnen, das Hirn abschalten und mit Warpgeschwindigkeit zwei Stunden seiner Freizeit totschlagen.
Im richtigen Verhältnis mag auch ich solche Werke. Aber von Star Trek her hatte ich immer ein gewisses Anspruchsdenken das ich auch auf den neuesten Teil projiziert habe – offenbar völlig zu unrecht denn es reicht heute wohl mit einer Erklärung ala „Das ist jetzt eine andere Zeitlinie, die ursprüngliche gibt es so nicht mehr“ alles bisherige in 40 Jahren Star Trek über den Haufen zu werfen, Spock und Uhura mal aufeinander zuzuschubsen und einige Jungschauspieler andere, ältere Schauspieler imitieren zu lassen.
Letzteres rechne ich dem Film jedoch sogar positiv an, zumindest da wo es geklappt hat. Kirks freche art kommt besonders in der Bar-Szene sehr gut rüber,
Das McCoy bisher nur Angst vor dem Beamen hatte, nicht vor dem fliegen mit einem Shuttle, hat man vielleicht durcheinander gebracht. James „Scotty“ Doohans trockener, augenzwinkernder Humor der ihn und seine Figur so beliebt gemacht hat? Den hat sich sein Alter-Ego, der Chefingenieur, wohl erst später angeeignet.

Ein ganz großes Highlight war für mich Leonard Nimoys Auftritt. Ja! Herrlich was der Mann mit mittlerweile fast 80 Jahren noch bietet. Besonders in der englischen Originalsprache eine wahre Freude. Die deutsche Synchronstimme irritiert zwar anfänglich aber daran ist nichts zu ändern, der ursprüngliche Sprecher ist bedauerlicherweise nicht mehr am Leben.
Warum hat das eigentlich mit William Shatner nicht geklappt?!

Selbstverständlich hat man versucht das übliche Flair rüberzubringen, auch dem eingefleischten Trekkie das Gefühl zu geben das es sich hierbei um Star Trek handelt indem man viele kleine Gimmicks einbaute, teils mehr schlecht als recht. Sulu berichtet davon das er fechten kann (kennt man aus TOS), fuchtelt aber zwei Szenen später mit irgendeinem mega coolen, sich selbst ausklappenden Samurai-Messer durch die Gegend.
Und natürlich muss auch ein „Red-Shirt“ den Löffel abgeben, so dämlich wie ich noch nie zuvor finde ich. Warum öffnet der denn den Fallschirm nicht wenn es ihm befohlen wird und findet das ganz lustig da auf die Plattform aufzuklatschen?

Jerry Goldsmith, zuständig für die Filmmusik der letzen drei Filme, verstarb bedauerlicherweise 2004. Sein Nachfolger, Michael Giacchino, hat hier hoffentlich das erste und das letzte Mal für einen Star Trek-Film die Musik entworfen. Das soll jetzt nicht heißen dass ich sie prinzipiell nicht mögen würde. Ich habe von ihm den Lost-Soundtrack. Sehr Gut! Aber hier bitte nicht die episch orchestrale Musik mit teils Chor im Hintergrund! Aber womöglich ist auch dies nur ein Resultat des neuen Film-Bewusstseins an das man sich fortan gänzlich gewöhnen muss.

Ich bewerte Star Trek XI oder Star Trek (2009), wie auch immer, auf zwei arten.
Als Star Trek-Film: 5/10
Als normaler Sci-Fi-Film: 7/10

Es fühlt sich nicht so wirklich an wie Star Trek. Es kommt bei mir nicht die gleiche Begeisterung auf. Mag das daran liegen dass alles neu ist und es keine voran gegangene TV-Serie dazu gab? Schnick Schnack! Ich habe auch vorher die ersten Filme mit der Original-Crew gesehen, bevor ich kurz darauf auf die Serie im deutschen Fernsehen aufmerksam wurde und fand beides toll.
Für mich stellt sich die Frage wo Paramount und Abrams (dem man ja die Leitung von Star Trek übertragen hat) mit dem Trek-Universum hinwollen. Kommerziell ausschlachten? Dann weiter so wie jetzt. Oder wirklich noch mal etwas Hochqualitatives auf den Markt bringen, wobei man dies dann nicht nur von Effekten sondern vom Gesamtpaket behaupten können müsste? Dann, bitte, noch mal das bereits begonnene Konzept überdenken!

Ich kann sehr gut verstehen, warum der Film so wurde wie er es ist. Um heute mit so einem Film Erfolg zu haben muss man ihn so machen wie er wohl am besten bei der Masse ankommt. Wer der aktuellen Jugend-Generation täte schon heute noch "Der Zorn des Kahn" freiwillig im Kino sehen. Würde "Der erste Kontakt" heute noch mal das Ergebnis von 1996 liefern? Wohl kaum.
Die Zeit läuft, damit muss auch ein Trekkie sich abfinden und nehmen was da kommt.

Dennoch, ich bin gespannt auf den nächsten Teil und bin eigentlich sogar guter Dinge das vielleicht auch die Zeitlinie wieder repariert wird.

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