Oh was habe ich die Macher der letzten Star Trek Serie „Enterprise“ verflucht, die eine banale und oft dämliche Episode nach der anderen über die Bildschirme jagten und mir das Franchise so richtig schön vergraulten.
Mein Star Trek Interesse war aber schon mit der vorletzten Serie „Voyager“ auf ein Mindestmaß gesunken. Star Trek hatte sich verändert. Es besaß nicht mehr den Charme, den es zu Roddenberrys Lebzeiten hatte. Schaut man darauf, dass die Studios immer an der Serie herumdoktern wollten und Roddenberry immer um sein Universum kämpfen musste, wird verständlich, dass es nach seinem Ableben nur noch bergab gehen konnte, denn schnell finden sich jene, die nur Profit herausschlagen wollen und denen der eigentliche Kern, der Inhalt, herzlich wenig interessiert.
D.C. Fontana war eine der Autoren für die Originalserie und auch für einige Skripte von Next Generation zuständig. Sie lobte es, dass man kritische Themen, die man im direkten nicht anfassen durfte, in der Serie einbringen konnte und die damit ein hohes Maß an Qualität besaß. Diese Qualität konnte sie in der Konkurrenzserie „Babylon 5“ wieder einbringen und damit hatte J. Michael Straczynski genau die richtige Schreiberin für leider nur drei Episoden engagiert. Das wichtigste ist immer noch ein gutes Drehbuch.
Das alte Star Trek liebe ich auch heute noch und mag besonders Folgen, wie „Bele jagt Lokai“, oder „Pokerspiele“, „Das Loch im Weltraum“ und, und, und. Der Nachfolger „Das nächste Jahrhundert“ ließ nach Roddenberrys Tod etwas nach konnte in den 7 Staffeln aber dennoch ein hohes Maß an Niveau und Qualität halten. Das gelang auch Deep Space Nine, wobei hier noch der Clou eines durch die Serie spannenden Storyfadens gelang und man sich „Next Generation“ Fans durch das Überwechseln von Worf sichern konnte. Damit kamen mehr, als seinerzeit mit Colm Meaney, der ja den Transporterchief auf der neuen Enterprise spielte. Mit Voyager ging es dann bergab und mit Enterprise war die Luft dann raus aus dem Franchise. Dies lag aber wie gesagt an der mangelnden Qualität der Drehbücher.
Im Kino verhielt es sich beinahe ähnlich. Der erste Kinofilm wird auch heute noch sehr unterschätzt. Er ist erstklassig, sei es nun in Sachen Handlung oder von Seiten der Effekte. Es ist Star Trek. Das mutige vorstoßen in Fremde Welten und das Erforschen fremder Zivilisationen. Mit dem zweiten Kinofilm ging es qualitativ hochwertig weiter, doch konnte Regisseur Nicholas Meyer mit dem Genre des Science Fiction gar nichts anfangen. Erst als er sich das Ganze als historisches Abenteuer auf hoher See vorstellte, wurde der Weg für ihn klar und kreierte er das für viele, erste richtige Kinoabenteuer von Star Trek. Das die Macher aber lediglich weite Teile „Captain Horatio Hornblower R.N.“, mit Gregory Peck, nach einem Roman von Cecil Scott Forester, verwendeten wird dabei geflissentlich übersehen. Nichts desto weniger ist der zweite Kinofilm ein echtes Schmankerl und mit „Khan“ kommt einer der beeindruckendsten Gegner von Kirk zurück. Was danach folgte waren zwei Filmchen, die unter Leonard Nimoys Regie entstanden und sie sind wahrlich mit zwei der besten der Kinoserie. Besonders letzterer transportiert eine schöne Massage, auf unsere Umwelt zu achten. Ein Thema was heute aktueller ist denn jäh. Teil 5 wurde von der Fangemeinde mit gemischten Gefühlen aufgenommen. Zu schwach meinen viele und auf den ersten Blick scheint man das zu bestätigen. Schaut man aber genauer hin, so ist es der Film, der sich am eingehendsten mit seinen Figuren beschäftigt. Alle Mitglieder der Crew werden näher beleuchtet, wogegen sie in den vorigen Filmen fast schon zu Statisten wurden, da sich das Geschehen vornehmlich um das Dreigespann, Kirk, Spock, Pille, gestaltete. Für mich ist Film Nummer 5 ein besonderer Film. Er ist in vieler Hinsicht herzlicher. Teil 6 schloss die Ära Kirk ab, wieder unter Nicholas Meyer, der diesmal aber etwas besser zu Werke ging und einen sehr gelungenen Abschluss gab. Der Film war mit der traurigste Abschluss für mich, denn es bedeutete, dass Kirk und Co. Nun nie wieder ein Abenteuer in den Weiten des Alls bestreiten würden. Für den siebenten Streifen, der die Nächste Generation ins Kino brachte kehrten Kirk, Scotty und Chekov zurück, es war aber nicht das Selbe, auch wenn Kirk einen wesentlicheren Punkt einnahm. Hinzu kam, dass der erste Kinofilm mit Picard und Co., eher schwach daherkommt und mit Kirks Tod einen faden Beigeschmack hat, zumal sein Tod bei weitem nicht so gut geschrieben wurde wie seinerzeit der von Spock. Teil 8 ging dann noch einen Schritt weiter in Sachen flacher Story, doch genau wie bei Star Trek II, war es eine zu Grunde liegende Geschichte und ein hohes Maß an Action was den Streifen rettete und viel mehr, ihn zum besten der Next Generation Reihe machte. Die zugrunde liegende Story an die man sich hielt war die von „Moby Dick“. Aus Ahab wurde Picard und der weiße Wahl sind die Borg. Wie seinerzeit Nimoy, saß nun Jonathan Frakes auf dem Regiestuhl und machte seine Sache sehr gut. Teil 9 konnte er aber nicht so erfolgreich gestalten, denn es lag am schwachen Drehbuch. Die Action stimmte, doch die Geschichte war zu unspektakulär, zu seidenweich und mehr wie eine bessere Serienepisode als ein Kinofilm. Teil 10 sollte dann noch mal so richtig aufdrehen und das Franchise retten, das mit „Enterprise“ schon so schweren Schaden erlitten hatte. Doch anstatt zu punkten versetzte man Star Trek einen weiteren Stoß. Wieder fehlt es am Inhalt. Action allein kann macht noch lang keinen Star Trek Film, es ist die Geschichte, die Star Trek zu Star Trek macht. Man hat Roddenberrys Weg verloren, weil nur der Profit zählte und am eigentlichen Universum den wenigsten liegt. Wie viel mehr Star Trek ist, zeigt das ambitionierte Fanprojekt „New Voyages“ von James Cawley. Sieben Folgen umfasst die Fanserie mittlerweile, die die Abenteuer von Kirk und Co weiter führt und zwar im alten Universum. Die eingangs erwähnte D.C. Fontana hat hier sogar ein Drehbuch zu einer Folge geschrieben und es treten alte Gesichter aus den Serien auf. Vielleicht sollte man erwähnen, dass die Serie, die im Internet kostenlos heruntergeladen werden kann, schon einige Preise einheimsen konnte und besonders George Takai und Walter König begeisterten in den ihnen zugedachten Episoden durch ein besonderes Schauspiel.
Als das Fanprojekt damals startete war ich der Meinung, das sei die Zukunft von Star Trek. Es liegt nun in den Händen der Fans, Roddenberrys Vermächtnis, sein Universum, mit dem nötigen Respekt zu behandeln und allen anderen Fans neue Geschichten zu geben.
Als die Ankündigung folgte, J.J. Abrams wolle ein neues Star Trek Abenteuer drehen und die Sache neu aufziehen um neue Fans für das Franchise zu gewinnen und es dabei auch gleich neu zu beleben, war ich zum einen begeistert und zum anderen skeptisch, ob es den Machern gelingen wird, Roddenberrys Star Trek Vision gerecht zu werden. Hatte man aus den vorangegangenen Fehlern gelernt? Das meiste Vertrauen setzte ich in Abrams, der mit einigen interessanten Projekten zeigte, dass er den aktuellen Markt entsprechend bedienen konnte. Die Idee, die Anfänge von Kirk und Co. zu zeigen sah ich nicht so streng, schließlich gibt es auch hier sicher einige interessante Geschichten zu erzählen. Es wäre wohl auch schwierig gewesen völlig neue Charaktere zu etablieren und eine vollkommen andere Geschichte zu erzählen. Die Wahl der Zeitperiode wäre egal gewesen, denn das Universum ist groß und Roddenberry sagte, „dort draußen gibt es unendlich viele Geschichten, die man erzählen kann“.
Mit Star Trek verbindet man jedoch das Dreigespann Kirk, Spock und Pille und gerade in Hinblick auf eine Neuaufrollung der Geschichte ist der Weg über sie sicher der bessere Weg.
„Mal sehen was sie daraus machen“, hab ich mir gedacht und interessiert den Entstehungsprozess verfolgt. Die dann gebotenen Designs wurden von vielen kritisch beäugt, fanden in meinen Augen aber Gefallen. Besonders im Design der Enterprise erkannte ich alte Formen, was ohnehin daran lag, dass man das alte Design nahm und die Kanten nur etwas abschliff. Deutlichere Veränderungen nahm man am Design der Brücke vor. Für mich sieht es so aus als hätte man alle Schiffsbrücken zusammen geworfen. Vielen ist sie nun zu hell, doch sehr hell beleuchtet war ja auch die Brücke im sechsten Kinofilm. Nun kommen Farben und Gesichter wesentlich mehr zum Tragen und gerade in Hinblick auf High Definition hat das sicher seinen Reiz. Andere Schiffe sind dagegen weit weniger gelungen. Die zu sehende USS Kelvin wirkt unglücklich und hat nichts Majestätisches oder Formschönes an sich. Die Elemente der Enterprise zu nehmen und in anderer Form zusammenzusetzen machen noch kein schönes Raumschiff. Da waren die Reliant, oder die Saratoga wesentlich besser gewesen. Dagegen eher passender ist das Aussehen der Brückenuniform. Man orientierte sich an der originalen Uniform und hat das sehr gut hin bekommen. Die übrigen Uniformen sind hingegen gewöhnungsbedürftig, man orientierte sich wohl mehr an heutigen Designs um die Nähe zu unserer Gegenwart zu verdeutlichen.
All dies ersah ich aus den ersten Bildern, die im Netz kursierten und der dann folgende erste, richtige Trailer versprach zumindest ein Aktion geladenes Spektakel, wie nicht anders von J.J. Abrams zu erwarten.
Erzählt wird in diesem neuen Kinofilm, die Vorgeschichte von James T. Kirk, Spock und all den anderen. Das war laut der ersten Meldungen zu vernehmen. Im Detail stimmt dies natürlich nicht ganz, denn vielmehr ist es ein Neuanfang, der mit einem folgenschweren Ereignis beginnt.
Ich finde immer, man sollte über einen Film so wenig wissen wie es nur irgend geht, denn so erhält man sich die Überraschung und ist von einem Film weit mehr gefesselt. Somit sollte ich über den Plot wohl so wenig wie möglich verlieren. Wer sich somit sämtliche Spannung erhalten will sollte sich den folgenden Text nicht durchlesen, da ich nicht sicher bin, ob ich nicht doch noch Sachen ausplaudere, die ich besser nicht sagen sollte. Ich bemühe mich aber, solches zu vermeiden.
Eines sei gesagt (weil es für weitere Ausführungen meinerseits wichtig ist) das Thema Zeitsprünge findet sich auch in diesem Abenteuer. Durch dieses Element war es auch möglich einen alten Charakter einzubringen und zwar jenen von Spock. Man bekommt also Leonard Nimoy wieder in der Rolle seines zu sehen und damit besitzt man einen deutlichen Punkt für die Fans. Leider ist es der einzige der alten Garde, den man zu Gesicht bekommt. Ich persönlich hätte mir zu gern noch William Shatner als alten Kirk gewünscht, doch leider hat er es nicht in den Film geschafft. Das Drehbuch gab es nicht her. Stattdessen bekommt man neue Gesichter und ich finde sie sind sehr gut ausgesucht. Besonders gilt dies für Zachary Quinto, der in die Rolle des Spock schlüpft. Sein Aussehen ist seinem alter Ego wirklich ähnlich. Dieses sehe ich auch in Chris Prine, als Kirk. Doch hier etwas weniger als bei Quinto. Karl Urban als Dr. Leonard McCoy zu nehmen ist vom Visuellen sicher gut, doch fehlt es dem Darsteller am nötigen Format eines DeForest Kelley, da nützen auch die auffälligen, bezeichnenden Gesten und Redeformen nichts, nein, es wirkt sogar unnatürlich und aufgesetzt. Zoe Saldana als Uhura zu casten ist vom Optischen her ebenfalls ein Glücksgriff gewesen. Die Darstellerin bringt ebenso gewisse Ähnlichkeiten mit sich, bleibt aber eher blass, da ihre Rolle nicht so recht ausgearbeitet wurde. Uhura war aber immer schon eher eine Randfigur. Weiter geht es mit der Figur des Sarek, die von Ben Cross gespielt wird, einem Darsteller, der eher in B-Movies zu finden ist und den ich schauspielerisch als nicht so großes Licht sehe. Darstellerische schwächen sind hier aber gut zu kaschieren, denn einen Vulkanier kann man so weit überzeugender spielen. Es wird ja weit weniger Minenspiel verlangt und in dieser Hinsicht kann Cross sehr gut überzeugen, zumal er doch ein einprägsames Erscheinungsbild besitzt. Seine Filmfrau, Spocks Mutter, wird hingegen von einer Schauspielerin verkörpert, die ich in dieser Rolle nicht vermutet hätte. Winona Ryder - ich hatte es doch gleich vermutet als ich sie auf der Leinwand sah – spielt hier, verkommt aber beinah zur Statistenrolle. Kennt man Bilder zum Film, weiß man, dass ihr Part gestutzt wurde, was auf eine längere Auswertung für den Heimkinomarkt hoffen lässt. Gern hätte ich mehr von ihr gesehen, denn sie ist ja keine schlechte Schauspielerin. Captain Christopher Pike wird von Bruce Greenwood gespielt, dem ich auch eine Ähnlichkeit mit dem Ur-Pike attestiere, er sieht Jeffrey Hunter durchaus ähnlich. Sehr weit weg von Ähnlichkeit ist hingegen Simon Pegg als Scotty. Die Figur des Chefingenieurs bekommt deutlichere, geniale Züge, was im Original nicht so gewesen ist und der Chefingeneur wird in meinen Augen nun zur Witzfigur degradiert. Nichts gegen Pegg, doch das passt nicht. Ohne Vorbild, aber eine der wichtigsten Personen des Filmes ist Eric Bana, der den Romulaner Nero verkörpert. Der Name passt dabei zur Figur, nicht nur, weil der zu Grunde liegende Nero auch im römischen Reich aktiv war und das Römische Reich ist ja die Ideengrundlage für die Romulaner gewesen, wie viele Namen offen legen. Bana ist ein ganz guter Bösewicht, doch fehlt es ihm am nötigen Format. Hätte man ihn mehr wüten lassen, dieser Nero wäre, auch wegen Bana, ein wahrhaft diabolisches Individuum geworden und ein noch gefährlicherer Gegner. Zu Banas Gefolge gehört auch Clifton Collins Jr., den ich unter seiner Maske gar nicht richtig erkannt habe und mit dem ich diese Darstellerreflektion nun beenden möchte.
Es sei gesagt, dass fast alle Darsteller aus optischer Sicht gut ausgesucht wurden und einige von ihnen sogar in schauspielerischer Hinsicht punkten können.
Wie so oft, gehe ich beim Stichwort „optisch“ zum visuellen Erscheinungsbild über und möchte in dem Zusammenhang die Kameraführung erwähnen. Verschiedene Arten nutzt Regisseur Abrams hier, wobei die Wackelkamera zu überwiegen scheint. Man rauscht durch den Raum und folgt den Darstellern aus verschiedenen Winkeln und Positionen. Selten steht die Kamera wirklich still, so wie man das von der herkömmlichen Form kennt, wie es heute aber nur noch selten zu erleben ist. Es ist wohl zeitgemäß, macht das Ganze für mich aber auch um einiges unruhiger, zuweilen sogar hektischer. Ich mag es mir eine Szenerie anzusehen, ich muss nicht von Einstellung zu Einstellung hetzen.
Was mir bei der Bildgestaltung aufgefallen ist, ist der Effekt einer virtuellen Spiegelung. Damit meine ich die Erscheinungen, die entstehen, wenn man durch eine Scheibe filmt oder mit der Kamera in die Sonne schaut. Dabei entstehen so seltsame punktierte Reflektionen (kann das schwer in Worte fassen). An einigen Stellen mag es als natürliches Nebenprodukt einer direkten Einstrahlung auf die Kameralinse gesehen werden, doch da Filme heutzutage so glatt gebügelt sind und an vielen Stellen eine solche Reflektion eigentlich nicht wirklich sein könnte – besonders in reinen Effektszenen – ist es für mich ein deutliches Stilmittel, das Abrams eingebracht hat um uns als deutlichen Betrachter einer Szenerie zu deklarieren. Ob das so glücklich ist wage ich zu bezweifeln, denn dadurch betrachtet man das Geschehen unbewusst distanzierter. Aus der alten Serie bekannte Bildkompositionen finden sich in ähnlicher Form auch im neuen Film, doch finde ich sie etwas zu selten. Angesichts der modernen Filmtechniken ist es wohl aber verständlich, dass solche Sachen verloren gehen. Eher Moderne, als Romantik. Ein klarer Pluspunkt stellt sich aber in den gebotenen Effekten dar. Hier werden die klaren Stärken des Science Fiction Abenteuers deutlich. Was in dem Zusammenhang aber stört ist die rasante Kamera in den Weltraumfights. Besonders zu Beginn führt dies zu Unübersichtlichkeit, was mir so gar nicht gefallen wollte. In einigen Szenen setzt es sich fort.
Zum Schluss üblicherweise ein Wort zur Filmmusik. Diese stammt von Michael Giacchino. Dieser bringt im Vorspann, oder besser gesagt der Titeleinblendung, keine Verbeugung vor Goldsmiths Score, sondern etwas Eigenes. Ich muss aber gestehen, sonderlich originell klingt es nicht. Vielmehr scheint sich der Komponist von Kollege Elliot Goldenthal inspirieren lassen, denn irgendwie erinnert mich der Klang des Scores an den von „Batman & Robin“ obschon man die Melodien nicht miteinander vergleichen kann. Es besitzt jedenfalls nichts von Goldmiths genialer Melodie im ersten Kinoabenteuer und die Einbringung der Enterprise hier ist mit einem fast schon kläglichen Versuch unterlegt, dem großen Komponisten nahe zu kommen.
Wie schon angeklungen ist, sagt mir am neuen Film so einiges nicht zu und das wo ich doch so viel Vertrauen in die Macher gesetzt hatte und auf einen mir gefallenden Neuanfang hoffte. Ich saß im Kino und versuchte nur das Positive zu sehen, doch es funktionierte nicht, es sei denn ich würde mich belügen.
Was den vorangegangenen Filmen, der Next Generation fehlte, fehlt auch dem neuen Kinoabenteuer, und zwar eine gelungene Story. Viel zu platt kommt alles daher und so bleiben viele der Figuren flach und man baut keine rechte Beziehung zu ihnen auf. Das trifft auch für die Hauptcharaktere zu. Kirk bekommt zu wenig Hintergrund und wirkt wie ein grober Klotz, ohne Taktgefühl und Erziehung. Der alte Kirk war nicht so primitiv. Mag sein, dass ich das zu sehr mit dem Original vergleiche, doch der Captain der Enterprise wirkt so weit weniger genial, überlegen und weit weniger in der Lage eine Mannschaft entsprechend zu führen. Letztendlich kann man die Entwicklung hier aber auf das Ereignis zu Beginn zurück führen.
Des Weiteren gefällt mir die Einführung des alten Spock nicht. Das ist plump und nicht originell und sein späteres Auftauchen sehe ich in gleichem Licht. Über Scottys Figur hatte ich mich schon ausgelassen, wie auch der von Dr. McCoy. Ein Weiteres ist eine gewisse Liebesbeziehung, auf die ich aber nicht weiter eingehen möchte, um nichts zu spoilern.
Das mit der Zeitreisesache ist auch nicht sonderlich neu, das hatten wir schon in einigen Star Trek Folgen und ist langsam ausgekaut.
Als Star Trek Fan der alten Serien und Filme, sehe ich das sicher zu eng, doch das wichtigste ist ein gutes Drehbuch. Das hier zu Grunde liegende Drehbuch ist nur oberflächlich Star Trek. Ein kritischer Ton fehlt und eine klare Dramatik fehlt ebenso. Das gebotene überzeugt mich nicht, obschon auch gute Ansätze ersichtlich sind.
Was dem Erfolg von „Star Trek“ in meinen Augen im Wege steht ist das extreme buhlen um die Gunst der Fans. Sachen wie der originale Spock, die Gesten und Sprüche von McCoy, Subraumtransport, Gefühlsausbruch von Spock und, und, und sind deutliche Zeichen. Im gleichen Atemzug stößt man den Fan mit Änderungen wie, Liebesbeziehung, Charakterisierung Scotty und Kirk, sowie Chekov (was bitte soll das denn sein) und noch einigen anderen Sachen vor den Kopf. Besonders gestoßen habe ich mich an Kirks Mogelei beim Kobayashi Maru Test. Im Roman „Kobayashi Maru“ (1994) von Julia Ecklar mogelt Kirk ganz anders und zwar auf eine Art, wie sie seinem Charakter weit mehr entspricht. Die Lösung im Film kann ich nur als dumm bezeichnen.
Schaue ich mir „Star Trek“ einmal aus anderer Perspektive an, so muss ich sagen, dass der Streifen durchaus sehr gut unterhält. Dies liegt in den zahlreichen witzigen Szenen begründet, den schönen Aufnahmen und vor allem in den Effekten und der Action, von der es wirklich einiges zu bestaunen gibt. Interessante und gefährliche Aliens, verschiedene Planeten und berauschende Weltraumschlachten. Hier gibt es vieles, was das Science Fiction Herz erfreut. Wenn man den Blick durch die Star Trek Brille lässt, wird man vortrefflich unterhalten, wenn man sich nicht an einer oberflächlichen Geschichte stört.
Bleibt am Ende die Frage, ob es J.J. Abrams gelungen ist „Star Trek“ neu zu beleben. Diese Frage kann ich wohl nicht beantworten. Wird „Star Trek“ ein Kassenknüller kann man davon wohl sprechen und wenn einem weiteren Star Trek Film Erfolg beschieden ist, ist es wohl so. Wenn die jungen Leute von heute an dem Neuanfang Gefallen finden, kann man wirklich davon reden. Ich denke aber, Gene Roddenberry dreht sich gerade im Grabe um, denn solch ein oberflächliches Universum hat er sicher nicht im Sinn gehabt. Er war in seinen Visionen wegweisend und hätte das Star Trek Universum sicher noch in Bereiche geführt, die wir uns kaum hätten ausmalen können.
Anstatt etwas wirklich Neues zu wagen, reitet J.J. Abrams auf altbewährtem herum, getreu dem Motto es allen Recht zu machen um ja so viel Geld wie möglich in die Kassen zu bekommen. Kommerz siegt über Substanz.
Der neue Star Trek Kinofilm ist unterhaltsam, keine Frage, er ist für mich aber auch der Beweis, dass Star Trek weiterhin tot ist, zumindest auf der Kinoleinwand.