Review

Von einem Kriegsfilm aus Hollywood, speziell wenn er vom 2. Weltkrieg handelt, erwartet man zu allererst ein spektakuläres, actiongeladenes Szenario mit vielen Toten und umherschwirrenden Kugeln. „Hart’s War“ thematisiert aber, untypisch für Hollywood, den geschichtlichen Stoff etwas anders und schildert stattdessen die Vorgänge in einem Stalag (deutsche Abkürzung für Strafgefangenenlager) des Winters 1944/45, in dem die deutsche Wehrmacht mit der Ardennenoffensive ein letztes Mal ihre drohende Niederlage abzuwenden versucht.

In dieses Lager wird der junge Offizier Thomas Hart (Colin Farrell, hier noch etwas grün hinter den Ohren) gesteckt, nachdem er von US-Uniform tragenden deutschen Soldaten gefangen genommen worden ist, die bis zum einfachen Soldaten perfektes Englisch sprechen können? In diesem Lager gibt es zwei Persönlichkeiten, die sich ihrer Verantwortung; aber auch ihrer Macht wohl bewusst sind.

Der deutsche Lagerkommandant Oberst Visser lässt mit Vorliebe Russen (die im weiteren Filmverlauf keinen Zweck mehr haben) hinrichten, schickt diese in die lokale Munitionsfabrik und lässt dabei immer den perfekten, bösartigen, schmierigen, deutschen Klischeenazi raushängen. Ihm gegenüber steht der ranghöchste Gefangene Colonel McNamara (Bruce Willis, gewohnt knorrig solide). Ein Mann mit langer, familiärer Militärtradition, Absolvent von West Point und scheinbar ehrlicher Natur. Als schon bald zwei schwarze Piloten im Lager ankommen und einer von ihnen unter Mordverdacht erschossen , sowie der andere unter Anklage gestellt wird, heizt sich die Stimmung im Lager auf. Ein Tribunal wird einberufen.

Gregory Hoblit inszenierte überraschend bodenständig und überzeugt mit einem erfrischend temporeichen Anfang, der mehr Action als der gesamte Rest des Films zu bieten hat. Die mitunter auftretenden Klischees vom Aufwachen Harts im Massengrab zwischen den Bäumen sei ihm da noch verziehen, aber spätestens wenn man mehrmals kurze Blicke auf Deportationszüge werfen darf und dumme, deutsche Soldaten immer wieder die gleichen Sätze von sich geben, während sie eifrig mit der MP durch die Luft ballern, verliert der Film seine Objektivität.

Atmosphärisch bleibt der Film dabei aber trotzdem auf einem hohen Niveau. Das frostige Winterszenario mit all’ seinen Tücken wie Erfrierungen hat es in sich. Von der Atemwolke, bis zum nächtlichen Bibbern in den Baracken wird der Zuschauer ins frostige Lager entführt, aus dem er nicht mehr entkommen kann, da die Bilder überaus realistisch gerieten. Auch die, nur in kurzen Flashbacks gezeigte, Folter Harts verfehlt sein Ziel nicht und sorgt für Bedrückung.

Es liegt schlicht am langatmigen, titelgebenden Tribunal selbst, dass dem Film der große Wurf nicht gelingt. Harts Ermittlungen im Mordfall sind trotz der Verwicklungen der beiden „Lagerpersönlichkeiten“ nicht spannend genug, regen zu wenig zum mitdenken an. Die Dialoge mit dem undurchsichtigen Oberst bleiben zu oberflächlich, während McNamaras Absichten schrittweise immer dubioser und mysteriöser werden. Das Motiv hinter den ganzen Morden überrascht dann auch nicht mehr wirklich, hat aber ein dramatisches Ende zu bieten.

Mit der stimmungsvollen, passiven Musikuntermalung kann der Film atmosphärisch weiter genauso punkten, wie mit den guten schauspielerischen Leistungen, bei denen nur Farrell noch etwas hinter seinen Möglichkeiten zurückbleibt. Insbesondere Bruce Willis überzeugt mit seiner rauen, undurchsichtigen Schale.

Fazit:
„Hart’s War“ ist ein sehr atmosphärisches Militärdrama, dass gute schauspielerische Leistungen und stimmige Sets zu bieten hat. Nach der guten ersten Hälfte, die anfangs unterhaltsame Action bietet, geht dem Plot aber die Puste aus, so dass das zentrale Motiv langweilig und zäh daherkommt.

Details
Ähnliche Filme