Review

Stell dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin!
So geschehen bei „Das Tribunal“, eine dieser legendären Großproduktionen, die mittels eines großen Budgets und ebenso großen Dramas gleichzeitig noch das Starpotential eines frischen Gesichts, in diesem Fall Colin Farrells pushen wollten.

„Das Tribunal“ floppte geradezu beispielhaft an der Kasse, obwohl mit Farrell und Bruce Willis als Star-Stütze zwei namhafte Darsteller an Bord waren.
Offenbar hatte man sich gedacht, im Zuge von „James Ryan“ und „The Thin Red Line“ könnte man wieder mit WW2 ordentlich Kasse machen und stampfte dieses Moral- und Gewissensdrama in einem Kriegsgefangenenlager der Nazis aus dem Boden. „Stalag 17“ und „Gesprengte Ketten“ grüßen dabei natürlich an allen Ecken und Enden, wenn Farrell als Schreibstubentäter plötzlich in der Offizierskette der Gefangenen landet und so etwas wie eine alternative Front kennenlernt.
Als Pflichtverteidiger gerät er in eine rassistische Affäre rund um die Ermordung eines farbigen Piloten und der Mordanklage gegen einen Zweiten, während unter seinen Füßen natürlich ganz andere Sachen abgehen.

Motivsuche und Motivation werden ganz groß geschrieben in diesem düsteren Kriegsstück, das sich auch auf einer Theaterbühne gut machen würde. Ausgebleichte Farben und lange Schatten, grauer Alltag und schmale Kost, so wird ein Drama daraus, das ganz ohne Frauen auskommt. Ein Film für harte Männer also – das würde ich nicht unbedingt behaupten.

Denn die Dramatik kommt einfach nicht in die Gänge. Farrells Figur ist zu naiv, zu behäbig gezeichnet, um das Publikum mitreißen zu können, während Willis mal wieder erfolgreich das Arschloch zu spielen hat. Zu lange braucht das Skript, um das eigentlich Kernthema überhaupt mal anzugehen und man vermeint ein paar Actionszenen nur deswegen im Skript, damit man überhaupt was zu sehen bekommt.

Moralisch ist das relativ ansprechend, die Frage, ob man zwei Menschen für eine ganze Gruppe opfert oder ob die Befehlskette zualleroberst mal Verantwortung übernehmen sollte, aber so beherrschend das Thema sich über den Film legt, so schwermütig macht es ihn auch.
Philosophische Ansätze über Sinn und Unsinn des Militärs sind prima, aber am Ende ist das ein Unterhaltungsfilm, der seinem Zuschauer viel Geduld und guten Willen abfordert.
Immerhin schafft es Gregory Hoblit, uns zeitweise zum Nachdenken zu bewegen, aber das verschafft „Hart’s War“ immer noch keine innere Dramatik.
Der Krieg wird auch immer in unserem Inneren ausgetragen – das war es. (5/10)

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