Lost and Delirious (2001)

Nach dem Tod der Mutter landet die schüchterene Mary (Mischa Barton, das vergiftete Mädchen aus „Sixth Sense“) im Internat und findet bald heraus, das ihre beiden Zimmergenossinnen Tori und Pauline mehr als nur Freundschaft verbindet.
Was für Mary nach kurzer Eingewöhnungsphase kein weiteres Problem darstellt gerät jedoch zum Skandal als Toris’ nervige Schwester samt Freundinnen unangemeldet ins Zimmer stürmt und die beiden im Bett erwischt.
Um sich aus der Affäre zu ziehen, beendet die aus „gutem Hause“ stammende Tori die Beziehung Hals über Kopf und gibt sich fortan betont „normal“.
Pauline kämpft jedoch für ihre Liebe – mit dramatischer Konsequenz.

Nein, „Lost & Delirious“ gehört nicht zu der Sorte Film, die mit billiger Lesben-Erotik im Mädchen-Internat zu punkten versucht, es handelt sich um ein sehr gefühlvolles, teils sogar poetisches Drama um die großen Gefühle der ersten Liebe. Das es dabei um zwei Mädchen geht ist erfrischend nebensächlich geraten denn hier stehen die Persönlichkeiten im Vordergrund, nicht irgendwelche Schubladen („Ich bin nicht lesbisch, ich bin Pauly und ich liebe Tori“).
Der Zuschauer erlebt das Geschehen aus Sicht der unparteiischen Mary, einerseits distanziert, gleichzeitig mittendrin.

Was neben den talentierten Jung-Schauspielerinnen am meisten überzeugt, ist das gelungene Eintauchen in die Gefühlswelt der Drei, insbesondere von Pauline, deren Versuche ihre Angebetete zurückzugewinnen von einer gewissen Größe und doch gleichzeitig unendlicher Hilflosigkeit zeugen.
Piper Perabo versteht es vortrefflich, die leidenschaftlichen, von Motiven der klassischen Romantik geprägten Gefühle Paulines ausbrechen zu lassen, sei es im Literatur-Unterricht, beim Versuch, Tori’s neuen Freund auf Degen zu fordern oder dem unerwartet konsequenten Finale.

Das alles, man mag es kaum glauben, kommt völlig ohne nervige Teenie- und Lesbo-Klischees aus, stattdessen dominieren Gefühl, Charakterspiel und eine gehörige Portion romantischen Schwermuts, gewürzt mit einer Prise grotesker Situationskomik.
Eine rundum positive Überraschung und echter Geheimtip!