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Miloš ist ein gefeierter Pornostar aus dem Balkan. Der Hengst aus Serbien. Doch das liegt hinter ihm. Er führt ein kleines, beschauliches Leben mit seiner bildhübschen, intelligenten und studierten Frau und seinem jungen Sohn. Wenn das Geld knapp wird, dreht er einen Film von mehr oder weniger schrecklicher Qualität. Eines Tages tritt eine ehemalige Kollegin an ihn heran und erzählt ihm von Vukmir, der ein Vermögen für einen Film bietet. Er bekommt lediglich einen Vertrag und die Summe genannt, doch was er drehen soll... weiß er nicht. Und dabei hätte er es auch belassen sollen.

Nun, Freunde und Kenner der Splatter- oder auch der Filmszene im Allgemeinen haben vielleicht im Vorfeld von diesem "skandalösen Film" aus Serbien gehört. Es kursierten 3 Trailer, von denen einer ein 6 minütiger Trailer ist der für extrem hohe "Gorehound-Erwartungen sorgte. Zugegeben, dieser Trailer weckte nicht mein Interesse. Seit "Grotesque", der auch als unglaublich "shocking'" angepriesen wurde, aber im Grunde nichts als ein billiges B-Splattermovie war, bin ich etwas vorsichtig, was Erwartungen an Splatterfilme betrifft. Eine Münchener Firma, die Kameras mit gestochener Optik herstellt, "RED Linse", stellte das Equipment für den Film her und war auch für die Bearbeitung des Bildmaterials zuständig. Beim Durchschauen des Materials wurde die Polizei gerufen und das gesamte Filmmaterial beschlagnahmt wegen Verdachts der Vergewaltigung, Kindesmisshandlung und Mordes. Was sagt mir diese Reaktion? Gut gemachter Snuff? Billiger Amateurfilm? Splatter?
Mein Interesse war geweckt. Ich hab mich informiert und die Trailer und Ausschnitte angesehen. Der Film war vielleicht alles, aber nicht billig.

Doch warum regen sich so viele Menschen auf? Nun, wie oben erwähnt, ist Miloš ein Pornostar aus alten Tagen. Klassisch mit Schnauzer und Vokuhila, später der kurzgeschorene Hengst. Der Zuschauer bekommt Ausschnitte aus seinen Filmen zu sehen. So gesehen der Film im Film. Nicht pornolastig, auch wenn einiges an Brüsten zu sehen ist. Langsam wird der Zuschauer an die Thematik und des Genre Porno herangeführt, ohne dabei aber billig zu wirken. Im Gegenteil, man nimmt sich Zeit und zeigt die Beweggründe für den Ausstieg, warum er mit seiner Frau anders "verkehrt" als mit seinen Kolleginnen. Sein Familienleben ist im Grunde toll, doch fehlt es ihm der Glanz der alten Tage. Das Angebot von Vukmir kommt gelegen, das Geld ist wie bereits erwähnt knapp und rar. Doch ab hier beginnt eine visuelle Tortur. Miloš bekommt nur Regieanweisunge, nichts Sexuelles. Doch etwas ist faul: die gesamte Atmosphäre ist dreckig, Vukmir der Überzeugung, dass Porno Kunst ist, die teilnehmenden Frauen und... Kinder, kindliche Frauen. Das alles ist nichts weiter als eine Art Vorsequenz zu einem Snufffilm. Die beschriebenen Szenen ergeben bis dato knapp 60 min des Films. Was ab hier folgt ist harter Stoff. Spasojevic hat bis dato einen interessanten Einblick in die kranken Gedankengänge eines Irren "Künstlers", der für reiche Perverse Filme auf Bestellung dreht, eingefangen. Es vermischen sich wenige, doch dafür intensive Splattersegmente und der Höhepunkt ist der Auftakt des "Twist", sofern man ihn so nennen kann. Was folgt, ist brutal, realistisch und einfach nur... übel. Das die Reaktionen bei den folgenden Szenen extrem laut wurden, ist vom Regisseur gewollt. Der Film ist klasse gemacht, keine Frage. Hätten die Leute nicht Serbisch gesprochen wäre es nie herauszufinden, dass es ein kleiner Film aus dem Osten Europas ist.

Wenn ich ehrlich bin, die Splatterszenen störten schon fast. Es war ein seltsamer Trip, diesen Film zu sehen und ich kann nicht genau definieren ob der Film nun abartig, schlecht, gut gemacht, interessant oder einfach nur ein effekthaschendes Etwas ist. Es ist definitiv am Anfang eine interessante Millieuwiedergabe ohne Helden, die Trips und vermischenden Träume sind klasse eingefangen. Aber auf einige Sachen hätte man einfach verzichten sollen, dann wäre es ein super Millieuthriller a lá "8MM" geworden, aber eben ohne die Goreszenen, die ein großes Manko sind. Für Splatter etwas zu wenig, für einen Thriller zu viel und für ein Drama so oder so. Doch eine gewisse Ausstrahlung kann man dem Film nicht abstreiten und die Schauspieler sind klasse. Besonders "Miloš"-Darsteller Srdjan Todorovic ist in seiner Heimat ein gefeierter Star. "Sodom und Gomorrah auf Serbisch" wäre die perfekte Umschreibung, Vukmir ist die Verkörperung der Ausschweifungen und des Verfalls aller Werte und Milos die arme Sau, die das ausbaden muss. Wer damit was anfangen kann, bekommt kontroverses Kino in toller Optik, aber eine Story die sehr, sehr, sehr schwer verdaulich ist, mit einem Splatterende das man sich für die kranke Regie wünscht.

Bewertung entfällt. Ich muss das Ende noch verdauen und ich schau mir erst mal Pocohontas und im Anschluss die Glückbärchis an. Das braucht man danach.

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