Review

"Must films go on forever imitating the ghosts of the past? I believe the public has a right not alone to expect, but to demand of me, my own interpretation of Robin Hood. If I had thought otherwise I would have refused the chance in the first place." ~ Errol Flynn

Klassisches Beispiel eines funktionierenden Studiosystems, in dem nicht nur der Betreiber wusste, was das Publikum wollte, sondern auch alle Mittel und Wege in Gänge setzte, um dieses Ziel des Angebotes und der entsprechenden Nachfrage zu erreichen. Und keine Mühe und keine Hindernisse scheute, selbst bei von vornherein erhöhten Kosten und einer zusätzlichen Explosion dieser und hinausgezögerten Vollzug im Geschehen. Die Geschichten hinter der Produktion sind bekannt und die Herausforderungen ebenso, konnte der Star zwar mit dem ursprünglichen Regisseur William Keighley sehr gut, aber nicht mit dem als Ersatz engagierten Michael Curtiz, der wiederum deswegen kam, weil Keighley alles war, aber kein Mann für Spektakel- und Actionszenen (wie die Befreiung Robins vor dem Galgen, die finale große Fechtsequenz in der Ritterhalle, die wilden Reitszenen und die Überraschungsangriffe der tollkühnen Gesellen aus der Luft, in der sie sich wie reife Äpfel vom Baum auf den Gegner fallen lassen). Eine Sensation im Filmgeschäft war nötig und von allen Beteiligten angestrebt, galt es nicht nur die eigenen vorherigen Erzeugnisse im florierenden Abenteuergenre wie Unter Piratenflagge (1935) und Der Verrat des Surat Khan (1936) zu übertrumpfen und der hausgemachten und anderweitig auch nicht untätigen Konkurrenz hinfort zu galoppieren, sondern war auch das reflektierte Original Robin Hood (1922) ein im höchsten Maße anerkanntes Zeugnis, dass in Sachen Aufwand und Umsetzung gleichsam Maßstäbe setzte und als Höhepunkt der damaligen Königs von Hollywood, von Douglas Fairbanks Senior galt. [Fairbanks Senior war zu diesem jetzigen Zeitpunkt schon im Ruhestand, der dortige Regisseur und Dolly Shot Erfinder Allan Dwan allerdings noch aktiv und hat parallel hierzu mit dem ebenfalls 2 Mio. USD teuren Suez mit Tyrone Power auch ein Massen- und Prestigeprojekt, nur für die Mitbewerber von 20th Century Fox und auch in s/w inszeniert. Und der Junior selber wollte nicht: "I considered the possibility of inadvertently copying mannerisms of my father. So I made a special effort to avoid comparisons. I was conscious of that danger so I did my best every time to avoid that."]:

In der Abwesenheit von Richard Löwenherz, der bei der Rückkehr vom Kreuzzug in Österreich gefangen genommen worden ist, hat sein Bruder Prinz John [ Claude Rains ] das Land übernommen und mit seinen eingesetzten Handlangern wie Sir Guy von Gisbourne [ teuflisch: Basil Rathbone ] und dem Sheriff von Nottingham [ Melville Cooper ] wie eine reife Zitrone ausgepresst. Als sich der Angelsache Robin von Locksley [ unverschämt gutaussehend: Errol Flynn ] gegen diese Missetaten und den Landesverrat auflehnt, wird er mitsamt anderen zum Geächteten und Feind des Staates erklärt. Zusammen mit seinen Gefährten wie Bruder Tuck [ Eugene Pallette ], Will Scarlet [ Patric Knowles ] und Little John [ Alan Hale Sr. ] nimmt er den Kampf gegen die Normannen auf; nach einigem Zögern wird er dabei auch vollen Herzens von Lady Marian [ bezaubernd: Olivia de Havilland ] unterstützt.

"I am avoiding spectacular jumps which Douglas Fairbanks did so well that few if any could hope equal him." ~ Errol Flynn

Der Film auch als Zeugnis der veränderten Sehgewohnheiten und der Errungenschaften der Technik, war der Tonfilm noch relativ jung und noch lange nicht volljährig, und auch die Einführung des Farbfilmes mit der hiesigen Verwendung von Technicolor noch in den Kinderschuhen und noch nicht alt. Zudem ist die Präsentation trotz all der Stolpersteine hinter der Produktion, des eigenen Anspruchs der Macher nach Perfektion und der beizeiten erhöhten Erwartungshaltung auch des Publikums eine dem Genre folgerichtig unbeschwerte, wird das Thema der abenteuerlustigen Unterhaltung scheinbar schwere- und sorglos zubereitet und so auch noch für die heutigen Zuschauer als Glanzstück der Gattung und des alten Kintopps reflektiert.

"Based upon ancient Robin Hood Legends." wird in der hiesigen Geschichte von den allseits bereits bekannten Zutaten ausgegangen und so ein Aufbau der Handlung weitgehend ignoriert. Die Konflikte werden schon eingangs in der Texttafel erklärt und sich dann aufgrund der Gegensätze in der Geisteshaltung auch binnen Minuten das erste Mal duelliert, der Film hat quasi einen fliegenden Start, dessen Dynamik er selbst in den ausgefeilten, um Unnötiges reduzierten Dialogen nutzt und niemals über die noch kommenden 100min Laufzeit (fast eine Dreiviertelstunde weniger als die '22er Bearbeitung) verliert. Wo dort die Figur des Robin erst in der zweiten Filmhälfte auftaucht und der Darsteller dort auch erst dann so richtig in die Rolle findet und querfeldein und über große Höhen hinweg als Jäger der inländischen Besatzer John und Sir Guy of Gisbourne manövriert, wird Flynn hier schon beim ersten Auftreten als Protagonist und Opponent der Tyrannei eingeführt; die Dramaturgie verzichtet auf Erklärungen bzw. nimmt diese auf dem Wege zum Ziel selber vor, anstatt das vor dem Marsch Richtung Showdown erst lang und breit zu instruieren.

Der ersten Wahrnehmung nach reicht auch das bis dato eher ignorierte und hier scheinbar als natürlich gegebene Missverhältnis zwischen den 'Rassen', die Feindschaft zwischen den Normannen als den Unterdrückern und den Angelsachsen als den Unterdrückten scheint wie naturgetreu zwischen Reich und Arm und – noch präziser bzw. vereinfachter ausgedrückt – zwischen Gut und Böse zu sein, und hält damit automatisch als Deux Ex Machina für den weiteren Verlauf und den Freiheitskampf her. Das Skript selber verzichtet aber auf dieses Schwarz-/Weißzeichnen im Klassenkampf ("...swear this oath. That you, the freemen of this forest, swear to despoil the rich only to give to the poor. To shelter the old and helpless, to protect all women, rich or poor, Norman or Saxon...." oder später gegenüber Marian auch "Norman or Saxon, what's that matter? It's injustice I hate, not the Normans."), und verhält sich wesentlich differenzierter im Subjekt.

Keighley, dem zumeist die weicheren Szenen im Sherwood Forest zugeschrieben werden, und Curtiz, der für das Spektakel zuständig war, das Tempo und die Konfrontationen, ergänzen sich dabei als jeweils für sich eigenständig arbeitendes Team; ebenso wie die Szenerie des in der Blüte des Lebens stehenden Waldes und seiner teilweisen Volksfestatmosphäre mit der ungemütlich grau wirkenden Aura des Schlosses kontrastiert, eine Art besseres Gefängnis, deren steinerne Mauern trotz all der Höhe des Gebäudes nicht verbergen kann, dass die Existenz in den Gemäuern kalt und ohne Empfinden ist.

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