Review

Heiratskomödie streng nach Vorschrift...29.10.2009

Ich bin gegenüber dem Genre der (Hochzeits- ) Liebeskomödien ein gelassener und nachsichtiger Mensch, denn dort erwarten einen die immergleichen Wendungen, keinerlei Derbheiten, es ist die heile amerikanische Welt, derer man hier ansichtig wird. Weil dem so ist, lehne ich mich einfach zurück und lasse mich berieseln. Zumeist ist das ja auch ganz angenehme Unterhaltung, wie der treue Leser meiner Reviews bemerkt haben wird. Doch dieser Streifen nun, ganz aktuell, ist leider nicht mal mittelmäßig. Es hapert hinten und vorn - bei den Darstellern, der Geschichte, der Umsetzung und vor allem bei dem für eine Komödie essentiellen Thema - dem Humor.

Liv und Emma sind seit Kindheit Freundinnen, haben nur einen Traum, nämlich im Plaza-Hotel zu heiraten und ansonsten sehr unterschiedliche Plätze im Leben. Da durch einen Fehler das Plaza aber nur Platz für eine Hochzeit bietet, beide aber am gleichen Tag heiraten wollen, geht es nun darum, die Hochzeit der jeweils anderen zu gefährden. Man zickt sich an, begeht kleine Fiesheiten, aber alles im Rahmen, nichts wirklich gemeines, finales, tatächlich wirksames ist dabei. Und oh Wunder: auf einmal können beide Damen doch am gleichen Tag im Plaza vor den Altar treten, und hier hat der Film dann wirklich ein solchermaßen ekliges, süßes, moralgeschwängertes Finale, daß man sich direkt übergeben will. Nicht nur, daß die Feindinnen sich in den Armen liegen, eine Hochzeit abgesagt wird, weil der Mann sich als unpassend entpuppt - das merkt Frau praktisch erst am Altar - nein, damit die arme Dame nicht alleine bleiben muß, tritt der Bruder der Freundin auf den Plan...

Eklig? Ja, aber es geht noch schlimmer, denn just ein Jahr später sind beide schwanger - und haben den gleichen Termin zur Niederkunft! Das ist lustig, nicht wahr? Man kann sich förmlich ausmalen, wie sehr es die Produzenten gefreut haben muß, ein Megadisneyfamilienfinale als Sahnehaube auf den Hochzeitskuchen draufzuklatschen...der erwachsene Europäer aber wendet sich mit Grausen. Da gucke ich doch lieber nochmals so was wie Ein Trauzeuge zum Verlieben oder von mir aus auch Die Braut, die sich nicht traut - es ist alles besser als dieser Film. Hier nun die fünf wirklich schlimmen Dinge:

  1. Darstellerin Hathaway sieht aus, als habe sie seit einem Jahr nichts mehr gegessen.
  2. Es gibt nicht eine wirklich witzige Szene.
  3. Es gibt einen Junggesellenabschied mitsamt Tanzwettbewerb - Männer sind da nur Statisten, wie im gesamten Film.
  4. Das amerikanische Frauenbild ist unerträglich - mir graust, wenn das wichtigste im Leben einer Frau die Hochzeit in einem bestimmten Hotel sein soll.
  5. Das Finale im Hotel mitsamt dem Nachklapp kann man ob seiner Kitschigkeit nicht ertragen.
Es gibt eigentlich nur eine positiven Effekt: der Film ist kurz. Aber das bitte nicht mit kurzweilig verwechseln, denn alle Darsteller wirken eher wie unter Schlaftabletten, nur ab und an aufgelockert durch Gekreisch. Diesen Film bitte nicht gucken...erst ist nicht schrecklich, handwerklich ganz in Ordnung, aber das war es auch schon - 3/10.

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