Ali
(Universum Film)
„Let's get ready to rumble!“
Der 1942 in Louisville, Kentucky geborene Muhammad Ali gilt auch heute noch, mehr als dreißig Jahre nach Beendigung seiner aktiven Karriere, als einer der, wenn nicht sogar DER bedeutendsten Schwergewichtsboxer des 20. Jahrhunderts. Dies lag nicht nur an seinem Kampfstil und dem Umstand, das er in 61 Kämpfen 56 mal als Sieger aus dem Ring trat, sondern auch an seinem bewegten Leben, seiner Art, für seine Meinung, auch ohne Rücksicht auf persönliche Verluste, einzutreten und seinem unglaublichen Charisma bei öffentlichen Auftritten!
Unter seinem Geburtsnamen Cassius Marcellus Clay begann er im Jahr 1960 seine professionelle Karriere, wo er im selben Jahr in Rom die Goldmedaille bei den Olympischen Spielen holte. Seine politischen Aktivitäten und Ansichten zeigten deutlich, dass er auch jenseits des Boxrings etwas bewirken wollte und mit fortschreitender Karriere dies auch konnte. Jedoch stand ihm zu Beginn sein eher stilles und höfliches Auftreten im Weg, so dass er sich entschied, seinen Stil auffälliger zu gestalten und seine öffentlichen Auftritte zu einer Kunstform zu erheben. Sein Markenzeichen waren fortan seine schlagfertigen Kommentare, teils in Reimform vorgetragen, die ähnlich seinen Fäusten, in der Regel pointiert ins Schwarze trafen. Muhammad Ali machte zeitlebens aus seinen Ansichten keinen Hehl, so bekannte er sich 1964 öffentlich zur Nation of Islam und vertrat die „Black Supermacy“- Ideologie. Dabei pflegte er einen engen, freundschaftlichen Kontakt zu deren Führern Elijah Muhammad und Malcolm X. In dieser Zeit änderte er auch seinen Namen von Cassius Marcellus Clay in Muhammad Ali.
Michael Mann nahm sich in seiner biografischen Aufarbeitung des Lebens des Boxers diesen Zeitpunkt, versehen mit einigen Rückblenden, die seine politische Entwicklung verdeutlichen, um einen Einblick in die wohl bewegendste Zeit der Karriere Muhammad Alis zu geben. Wir erleben die Aberkennung der Weltmeistertitel auf Grund der Weigerung, den Militärdienst anzutreten, sehen, wie seine religiöse Gesinnung Auswirkung auf seine Beziehung zu Frauen hatte, und verfolgen den Weg bis zu seinem fulminanten Kampf gegen George Foreman beim „Rumble in the Jungle“ im Jahr 1974 in Zaire.
Die Blu-ray aus dem Hause Universum Film zeigt Michael Manns visuell beeindruckende Biografie aus dem Jahre 2001 in einer soliden, unauffälligen aber sehr sauberen und ausbalancierten Bild- und Tonqualität. Leider liegt hier wieder nur die Kinoversion und nicht der verlängerte Director's Cut vor. Bonusmaterial ist nicht vorhanden, lediglich eine Programmshow ist auf der Blu-ray zu finden.
Michael Mann gelingt es, einen fesselnden und faszinierenden Einblick in ein spannendes Leben eines sehr interessanten Mannes zu geben. Dabei verzichtet er glücklicherweise auf eine unangebrachte übermäßige Glorifizierung, sondern zeigt sowohl die charakterlichen Schattenseiten Alis, seine Überheblichkeit und seinen Umgang mit Beziehungen zu Frauen.Ali gewinnt aber nicht nur durch die nahezu perfekte visuelle und musikalische Inszenierung, denn den größten Pluspunkt bringt dem Film die Besetzung der Hauptrolle mit dem damals noch auf seichtere Rollen abonnierten Will Smith, der sich hier die Seele aus dem Leib spielt, und den Boxer nicht verkörpert, sondern Muhammad Ali ist. Gestik, Mimik, Rhythmus, alle dem Sportler typischen Merkmale wurden vom Darsteller so perfekt übernommen und eingesetzt, dass man das Gefühl bekommt, einem jungen Ali zuzuschauen. Dies brachte ihm zurecht eine Oscar-Nominierung ein!
Ali ist ein faszinierender, bis in die kleinsten Rollen perfekt besetzter Film, der nicht nur einen beeindruckenden Einblick in das Leben dieses Mannes gibt, sondern gleichzeitig einen Überblick über die politische und gesellschaftliche Situation dieser bewegenden Zeit vermittelt. Ein spannender, fesselnder, faszinierender Film und deshalb eine ganz klare Empfehlung!
Christian Funke-Smolka