Review

Wenn sich selbst Nosferatu aus Angst versteckt


Wenn Vampire und Frankenstein werden geschaffen, 
dann schonmal eine Lücke zwischen Realität und Wahnsinn kann klaffen.

Erst recht wenn der noch immer radikale und unterschätzte Ken Russell sitzt an den Reglern, 
das gibt dann automatisch starken Wellengang bei den Höllenseglern. 

Wie ein Theaterstück gekreuzt mit einem Drogentrip und teuflischen Visionen, 
ja, Werke von Russell kann man einfach nicht vergleichen, wiederholen oder klonen. 

„Gothic“ ist ein Sammelsurium der skurrilsten, animalischsten Ängste, Triebe und Wünsche, 
wenn das nicht angehende Meister wie Aster, Refn oder Lanthimos beeinflusst hat, dann mich bitte jemand lynche. 

Ähnlich wie sein „The Devils“ zähle ich auch „Gothic“ zum fortgeschrittenen Pflichtprogramm, 
eine legendäre Nacht der Schreiber und Treiber, die mich immer wieder zieht in ihren Bann. 

Allein der fiese Umschnitt und Jumpscare vom Gemälde auf den kauzigen Nosferatu, 
war als kleiner Stöppes wohl mit das stärkste Horrorsaatgut. 

„Gothic“ ist extravagant, selbstbewusst und noch immer verkannt,
vor lauter Ideen und Grauen verläuft manch eine erste Begegnung im Sand. 

Doch guckt man genauer hin, erkennt man genug bleibende, prägende Attribute, 
da muss man bei Verfehlen seiner Wirkung gar nicht ziehen eine Schnute. 

„Gothic“ ist eine harte Nuss zu knacken, 
ein garstiges Gesamtpaket, das man muss erstmal lassen sacken. 

Fazit: Ken Russell in polarisierender und aufreizender, fordernder und feuriger Höchstform. Zwischen Barock und Schock, zwischen Rausch und Graus, zwischen Klassik und Moderne, zwischen Legende und Schande, zwischen Literatur und Horror pur. „Gothic“ ist alptraumhaftes Profiprogramm, nichts für Anfänger oder schwache Nerven und trotz/gerade wegen seiner Ecken, Kanten und surrealen Auswüchse verstörend gut! 

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