Eine finnische Weihnachtsgeschichte? Okay, die sind nah dran am Nordpol, obgleich man davon ausgehen kann, dass der Weihnachtsmann, schon aufgrund des Klimawandels, mittlerweile in Beverly Hills wohnen dürfte.
Hier wohnt er in Lappland und erzählt wird die Geschichte des Weihnachtsmannes von Kindheit an, - eine, die erfreulicherweise sehr bodenständig bleibt und in ruhigen Tönen ohne jeglichen Kitsch auskommt.
Wir erleben zunächst die Kindheit von Nikolas, der kurz vor Jahreswechsel seine Eltern als auch Schwester Ada bei einem Unfall im zugefrorenen See verliert. Zunächst wohnt das Waisenkind in einem Dorf und kommt jedes Jahr zu Weihnachten bei einer anderen Familie unter, bis bei allen Familien kaum mehr Nahrung für den eigenen Bedarf übrig bleibt.
So nimmt ihn der Tischler Iisakki zu sich, der Nikolas zunächst mit unbarmherziger Strenge begegnet…
So eine Weihnachtsgeschichte, zeitlich angesiedelt in einer fast undefinierbaren Zeit (vielleicht um das 10. Jahrhundert herum) versprüht so seinen Reiz, wenn alles sehr urtümlich erscheint, Kerzen in den Behausungen stehen und man von greller Elektronik weit entfernt ist.
Die Menschen gehen Fischen, Handwerk ist gefragt und die Kleidung in dem oftmals verschneiten Dörfchen ist den Umständen angemessen schlicht aber urig.
Die von Schnee umgebene Kulisse bei Nacht mit kleinen Laternen an den Häusern gibt während so mancher Szene ein wunderbares Postkartenmotiv ab und auch einige Landschaftsperspektiven aus der Totalen schüren eine heimelige Atmosphäre.
Das Schöne an der Geschichte ist, dass man nie ins Phantastische abgleitet und niemandem übersinnliche Fähigkeiten angedeiht. Denn zwar ist klar, dass aus Nikolas einmal der Weihnachtsmann werden wird, doch dieser ist ein selbstloser Tischler, der es sich in den Kopf gesetzt hat, alle Kinder im Nachbarort zu Weihnachten zu beschenken und dabei anonym zu bleiben, da er die Aktion nachts erledigt.
Auch der zunächst als Scheusal erscheinende Iisakki erhält einen Hintergrund und eine Charakterentwicklung, denn der verbitterte Tischler wird er nicht auf Dauer bleiben.
Zwar wirkt Nikolas mit seinen langen Haaren und dem zerzausten Bart eher wie ein Schrat mit verschrobenen Eigenschaften, aber im Verlauf wird deutlich, aus welchen Motiven er handelt und welches Trauma der Verlust seiner Familie ausgelöst hat.
Dabei lernt er im Verlauf seines Lebens eine zweite Ada kennen, die Tochter seines besten Freundes, die gegen Ende noch eine Menge Emotionalität ins Spiel bringt, jedoch nie, und das sei nochmals erwähnt, um in irgendeiner Weise auf die Tränendrüse zu drücken, da die Erzählung zwar zuweilen nachdenklich stimmt, aber eben keinesfalls ins Kitschige abdriftet.
So ausgewogen die Geschichte erscheint, so simpel sind die Mittel, um die eine oder andere Stimmung zu erzeugen. Ein kleiner Schneesturm und ein verschwundenes Kind, das Trainieren von Rentieren oder ein Schlüssel für eine Kiste zum Abschied, stellen einfach gestrickte Szenen dar, die dennoch ihre Wirkung erzielen und Schmunzeln, Melancholie oder auch Spannung erzeugen.
Der ausgefeilte Score, der einige sehr gelungene Arrangements beinhaltet, unterstützt das Treiben in jeder Hinsicht.
Wer also meint, dass der Weihnachtsmann eigentlich ein Untoter sein müsste, wird durch diese Geschichte eines Besseren belehrt.
Denn der war nicht schon immer alt, wie der Off-Erzähler gleich zu Beginn vorweg nimmt, sondern er hat in Form von Nikolas eine fast durchweg glaubwürdige Entwicklung durchgemacht. Die eines Menschen, sozusagen als irdisches Pendant vieler amerikanischer Kitsch-Streifen, mit Höhen und Tiefen, aber einer Menge stiller Botschaften zwischen den Zeilen.
Wer es also zu Weihnachten etwas nachdenklicher und nicht so grell mag, dem sei dieser Streifen durchaus ans Herz gelegt.
8 von 10