Die wohlhabende Galeristin Catherine Lelievre holt sich die schüchterne, verschlossene Sophie als Dienstmädchen in ihr Landhaus. Diese erledigt ihren Job zwar zur vollen Zufriedenheit, verschweigt ihren Arbeitgebern aber, dass sie Analphabetin ist. Eines Tages trifft Sophie im Ort auf die Post-Angestellte Jeanne, die die Lelievres wegen ihrer Borniertheit und ihres Geldes hasst und der Familie hinterher schnüffelt, wo es nur geht. Die beiden Außenseiterinnen freunden sich schnell miteinander an und schon bald merken sie, dass jede von ihnen eine Leiche im Keller (vornehmlich unter ungeklärten Umständen zu Tode gekommene Verwandte) liegen hat. Als Catherines Tochter Melinda herausfindet, dass Sophie nicht lesen kann, erpresst das Dienstmädchen ihr Schweigen damit, ihrem Vater andernfalls von ihrer ungewollten Schwangerschaft zu erzählen. Kurz darauf erfolgt dennoch der Rausschmiss, weshalb sich Sophie zusammen mit Jeanne brutal an den Lelievres rächt... "Biester" ist nach "Blutiger Engel" von 1986 bereits die zweite Verfilmung des Ruth Rendell-Romans "A Judgement in Stone" (zu deutsch: "Urteil in Stein") und mag zwar insgesamt besehen ein wenig prestigeträchtiger sein als die erste Adaptation, wirklich besser als diese ist er jedoch keinesfalls. Ebenso wie der besagte Streifen ist nämlich auch diese Neuverfilmung nur ein höchst langweiliges Filmchen geworden, das weder als reiner Psycho-Thriller nach Genre-Manier noch als Drama mit Schock-Ende so recht funktionieren will, denn dazu lässt Claude Chabrol die eh nicht wirklich aufregende Handlung schleifen und und stellt statt harter Action oder Spannungs-Momenten lieber die sorgsam gezeichneten Charaktere in den Mittelpunkt seiner Inszenierung. Fairerweise muss man anmerken, dass Chabrol, wenn er denn schon mal im Genre gearbeitet hat (was dann doch hin und wieder mal der Fall gewesen ist), selten bis nie reine Thriller gefertigt hat,sondern es ihm bei der Auswahl seiner Stoffe immer um gesellschaftskritische Denkansätze und das Sezieren der gutbürgerlichen Mittelschicht mit all ihren bourgeoisen Macken ging. Okay, von der Warte aus betrachtet ist klar, was ihn an der Rendell'schen Vorlage gereizt haben muss, aber man darf doch konstatieren, dass er seinem selbstgesteckten Ziel, einen auf den ersten Blick hin recht typischen Reißer mit einer gewissen Anspruchs-Denke zu unterfüttern, in seinem 1978er-Streifen "Blutsverwandte" (aka "Revenge - Ein Biest greift zum Messer") eher gerecht geworden ist. Leider sind weder die schauspielerischen Leistungen adäquat, denn die titelgebenden "Biester" Sandrine Bonnaire und Isabelle Huppert spielen ihre Parts gerade mal stocksteif runter, noch kommt gesteigertes Interesse für die 08/15-Psychopathen-Plotte auf, die Hollywood in den 90ern besser auf die Reihe gekriegt hat. Der weitestgehende Verzicht auf vordergründige Gore- und Gewalt-Schauwerte ehrt den Streifen zwar, führt aber auch dazu, dass dieses Melodrama alles in allem betrachtet ein wenig bieder anmutet, denn es dauert wie schon in "Blutiger Engel" mal wieder ganz schön lange, bis das brutale Finale erreicht ist, bei dem die beiden Lower-Class-Psychopathinnen endlich zu ihren Gewehren greifen... ab da kann man sich als Zuschauer aber zumindest auf ein paar graphische Einschüsse freuen, die die Chose nicht so gänzlich blutleer erscheinen lassen. Mittels einer fahlen, in blassen Farben gehaltenen Fotografie versucht Chabrol dann zwar noch, die inhaltliche Kühle der Erzählung passend zu bebildern, aber im Endeffekt hält die Optik den Zuschauer doch nur zusätzlich auf Distanz und ist damit eigentlich genauso abtörnend geraten, wie alles andere an "Biester" auch. Fazit: Auf halbem Weg in Richtung Arthouse liegen geblieben und leider ultra-langweilig!
4/10