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  „Only the brave - (Vin) Diesel back on track"

Der einst gut geölte (Vin) Diesel-Motor stotterte gewaltig in den letzten Jahren. Nach seinem fulminanten Debüt in der Action-Formel 1 (2000-2002) mit gleich drei Überraschungserfolgen hintereinander (Pitch Black, The Fast and the Furious, Triple X), schien der bullige Glatzkopf auf die Poleposition im Adrenalin-Kino abboniert. Doch mit dem schnellen Ruhm kamen auch Selbstüberschätzung und Arroganz. Zu hohe Gagenforderungen ließen den neuen Spitzenfahrer aus voller Fahrt ins Kiesbett abschmieren. Für die Sequels 2 Fast too Furious (2003) und xXx2 - The next level  (2005) wurde er kurzerhand aussortiert und durch die zweite Reihe ersetzt.  Sein Wunschprojekt - den überfrachteten Pitch Black-Ableger Riddick (2004) - setzte er mit einem lauten Knall in den Box office-Reifenstapel. Weder der Ausflug ins seriöse Fach mit Sidney Lumets Find me Guilty, noch die Neujustierung  alter Stärken im französischen SciFi-Actioner  Babylon A.D.  (beide 2006) brachten die erhofften Resultate. So gesehen setzte Diesel zwei Jahre später als Mitverantwortlicher (Produzent) und Aushängeschild (Hauptdarsteller) des vierten Ablegers der Fast & Furious Franchise alles auf eine Karte. Ein erneuter Flop würde unweigerlich das Karriere-Aus in der Genre-Oberliga bedeuten.

Um es kurz zu machen: „Vin still can". Mit einer humorlosen aber effektiven Rückbesinnung auf alte Tugenden und bewährte Teammitglieder, rollt Diesel das Feld von hinten auf und katapultiert Marke wie Repräsentant laut dröhnend in die Erfolgspur zurück. Er gibt erneut den ultracoolen Autoschieber und Hobbyrennfahrer Dom Toretto. Muskelbepackt und lakonisch bis zur Schmerzgrenze, schrammt seine Darstellung hart an der Karikatur vorbei. Die Zeit als Schwarzenegger und Stallone sich fröhlich mit derlei Auftritten abwechselten, ist eigentlich längst passe. Es ist Diesels große Stärke, diesen an sich völlig anachronistischen Heldentypus auf die Leinwand zu knallen, ohne in die Lächerlichkeitsfalle zu tappen. Für das Funktionieren des Films ist das mehr als die halbe Tankfüllung.

Grotesk aufgetunte Boliden in schreienden Farben, nicht minder krachig aufgemotzte Vertreter des zarten Geschlechts die beinahe ausschließlich dekorativen Zwecken dienen und dazu eine sich im übersteigerten Dauer-Posing befindliche Schar narzisstischer Halbwelttypen erfordern strikte Regeln für den uneingeschränkten Filmgenuss: Hirn in den Kofferraum und das Spaßpedal ordentlich durchdrücken, sonst steht ein Horrortrip bevor.

Diesel stapft durch dieses bis zum Anschlag tiefer gelegte Szenario als gäbe es nichts Realeres. Zusammen mit dem - wie bereits in den ersten beiden Teilen - völlig unaufgeregt und beinahe zurückhaltend agierenden Paul Walker verschafft er dem Film das nötige Quäntchen Glaubwürdigkeit und Bodenhaftung, das ihn vor der drohenden Disqualifikation durch Peinlichkeit und unfreiwillige Komik bewahrt. Das erneute Zusammentreffen der beiden „Freund-Feinde" aus dem Originalfilm ist zwar arg konstruiert, aber letztlich der entscheidende Baustein für den Weg zurück ins Hauptfeld. Während Walker Diesels Over-the-top-Performance etwas einbremst, wird seine teilweise zu Musterschwiegersohnhafte Ausstrahlung mit den nötigen Peppeinspritzern getunt.

Von der Story sollte man natürlich nicht allzu viel erwarten, dient sie doch lediglich als Vehikel für halsbrecherische Actioneinlagen, trockene Sprüche und knapp bekleidete Boxenluder. Um so erstaunlicher, dass man sich diesmal eine halbwegs stringente Geschichte einfallen ließ, die hier und da sogar etwas für Spannung sorgt. Drogenbaron Braga hat Doms Freundin Letty (Michelle Rodriguez in einer kurzen aber gepfefferten Neuauflage ihrer Rolle aus Teil eins) auf dem Gewissen. Brian (Walker) - inzwischen beim FBI - und Dom (Diesel) begraben ihre alte Fehde und wollen den Drogenlord im Team zur Strecke bringen. Durch ein illegales Straßenennen und „with a little help from" Brians Brötchengeber werden die beiden Kurierfahrer für Bragas „Transporte". Kurz vor dem Ziel gilt es allerdings noch die ein oder andere ungeplante Schikane zu überwinden ...

Keine Frage, das ist weder sonderlich originell, noch ansatzweise raffiniert oder gar innovativ.  Trotzdem macht der Film ordentlich Laune, insofern man sich auf ein solches Niveau und die entsprechenden Ingredienzien einlassen kann bzw. will. Die Marke ist hier Programm. Fast & Furious die Vierte ist rasend schnell und in seinen Actioneinlagen von durchaus wütend-wilder Wucht. Vor allem die Pre-Title-Sequenz - als Doms PS-Gang einen mehrtonnigen Tanklastzug auseinander nimmt - ist ein perfekt choreographiertes und brachiales Stunthighlight,  bei dem man im erfreulichen Gegensatz zu den inzwischen allseits beliebten Genreunsitten Wackelkameraoptik und Schnittstakkato geradezu einen Panoramablick auf die adrenalinhaltigen Schauwerte genießen kann. Vin Diesel wird mit diesem Sequel garantiert wieder zum Nummer 1-Fahrer im Action-Zirkus, jede Wette. Bleibt für ihn zu hoffen, dass er nicht ein weiteres Mal von der Strecke abkommt. Im Moment jedenfalls macht er seinem „Markennamen" wieder alle Ehre: "For successful living".

(7/10 Punkten)

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