Käme es zu einer Zombieseuche, wer wären wohl die Letzten, die davon etwas mitbekommen würden? – Ganz genau: die Bewohner eines „Big Brother“-Containers.
Diese These stellt zumindest die britische Miniserie DEAD SET auf. Neben THE WALKING DEAD also die zweite Serie, die sich Zombies zum Leitmotiv gemacht hat. Und obwohl THE WALKING DEAD bekannter ist und einen größeren Hype erlebte, war doch DEAD SET früher da. Oh ja! Lange – ganze vier Jahre nach der Veröffentlichung in UK – hat es gedauert, bis uns die Serie hierzulande erreicht hat. Die Vorfreude auf blutrünstige TV-Unterhaltung ist groß, auch wenn sich die Serie – mit nur fünf Episoden der ersten Staffel – als eher klein entpuppt.
Schauplatz ist besagter „Big Brother“-Container, der (wie in echt) mit hirnverbrannten Doofies, nervigen Zicken, einem dummen, aber geilen Blondchen, halbstarken Bodybuildern und einem besserwisserischen Sonderlingen angefüllt ist. Draußen erwarten die Massen gerade die Entscheidung, wer von den Kandidaten das Haus verlassen muss. Hinter den Kulissen also im Aufnahmestudio zieht ein schmieriger, cholerischer Produzent die Fäden. Dann plötzlich: der Zombie Outbrake. Zu einem Song der „Scissor Sisters“ bricht der spurtende Tod über England herein. Fans vor dem Container wie das Team im Studio fallen der hungrigen Meute zum Opfer. Die Überlebenden sind überschaubar: eine Praktikantin, der Produzent und Pippa, die hohle Nuss, die frisch aus dem Container geflogen ist. Die einzigen, die nichts von der Invasion der Untoten mitbekommen, sind die „Big Brother“-Insassen.
Soviel zu Episode 1, dem Pilotfilm, der im Gegensatz zu den restlichen Folgen 45 Minuten und nicht 23 Minuten dauert. Schon hier kracht’s gewaltig und man bekommt Appetit auf mehr.
Die weiteren Episoden möchte ich im Folgenden nur kurz zusammenfassen, um nicht zuviel zu verraten.
Folge 2:
Die Praktikantin schafft es ins „Big Brother“-Haus. Der Produzent und die saudoofe Pippa haben sich in einem Raum der Sendezentrale verbarrikadiert Im Container steigen sie aufs Dach, um sich einen Überblick zu verschaffen, und kümmern sie sich um eine gebissene Frau.
Zwei Überlebende, die zuvor nicht in Erscheinung traten, treffen draußen aufeinander.
Folge 3:
Das Blondchen zeigt die Möpse und mutiert zur kampfwütigen Amazone. Ein paar Container-Bewohner brechen aus, schließen einen Wagen kurz und machen sich auf die Suche nach Medizin. Grenzdebile Arschloch-Polizisten mit echt krassen Wummen melden sich auf dem Spielplan. Der Produzent und Pippa sind immer noch in einem Raum im Studio eingeschlossen. Dann ruft Mutter Natur.
Folge 4:
Schießübungen auf dem Dach. Die beiden Überlebenden draußen sehen die „Big Brother“-Bewohner im TV. Einer davon erkennt in der Praktikantin seine Freundin. Der Produzent und Pippa gelangen in den Container.
Folge 5:
Nun sind alle im Container. Ein Fluchtplan entsteht. Zombie Apokalypse.
Unterm Strich: DEAD SET ist durchgehend spannend, schwankt oftmals zwischen todernst und sarkastisch, bietet geile FX, geiles Zombie-Make-Up, krasse Headshots, Gedärme-Gulasch – alles vom Feinster und für eine TV-Serie wahnsinnig brutal! – und spielt ab und an auf die Romero-Klassiker ZOMBIES IM KAUFHAUS und NIGHT OF THE LIVING DEAD an. Ferner erinnert ein Zombiekill stark an die Feuerlöscher-Szene aus IRREVERSIBLE, aber das nur nebenbei.
Sind die ersten Episoden noch gespickt von humoristischen Anwandlungen – die Erklärung für die Seuche lautet laut einem Container-Doofkopf Terroristen oder genetisch verändertes Gemüse – nimmt der Plot zusehends ernstere Züge an. Auch der Doofheitsgrad der Containerianer ebbt ab, was ernsten Thrill zulässt. Im Vergleich zu THE WALKING DEAD kommt DEAD SET um einiges poppiger, weil ja auch überschaubarer daher (Staffel 1 ist in ihrer Gesamtlaufzeit nur ca. 145 Minuten lang!). Nichtsdestotrotz (oder vielleicht gerade deshalb) bietet DEAD SET soviel Thrill, Gore und Serien-Vergnügen, wie man sich nur wünschen kann. Ich meine sogar sie unterhält besser als THE WALKING DEAD, da der Plot (wie auch der Gore) eben zeitlich komprimierter abspielt.
Unter den Schauspielern findet man einige bekannte Gesichter, wie z.B. Riz Ahmed, bekannt aus FOUR LIONS.
Bleibt nur die Frage offen, ob es denn jemals eine zweite Staffel geben wird, biete Staffel 1 doch ein relativ schlüssiges Finale.
„Okay, dann fresst eben mich, ihr hässlichen Scheißhaufen! (…) Meine Gedärme sind voller Scheiße! Fresst die ganze Scheiße auf!“
Fazit:
28 DAYS LATER goes “Big Brother”. Serie – mini, Unterhaltung – ganz groß! 5-teilige Serie, die man sich schon mal an einem Abend im Stück reinziehen kann. Dank fesselnder Story, tollen Darstellern und netten Twists nicht nur für Gorehounds geeignet, sondern ein Spaß für die ganze Familie.