Review

Bronson(2008)

Wer Kino verstehen möchte ist schon auf einer Schwelle angelangt, von der es kein Zurück mehr gibt. Natürlich lässt man dann stückweit den unterhaltsamen No Brainer zum Feierabend weg, natürlich sollten dann nicht nur 3D Blockbuster oder patriotische Hollywoodschnee auf dem Programm stehen. Wer einmal über diese Schwelle schreitet, läuft Gefahr, Filme nach Punkten, Inhalt, Wirkung oder anderen Firlefanz zu durchsuchen, zu analysieren und Referenzen zu ziehen. Oh, und das wird Spaß machen sich in die Tiefen des Arthouse zu schlängeln und die wildesten und extremsten Kreise moderner und klassischer Filmkunst zu durchleben.


Bronson ist da schon ein guter Anfang. Nicholas Winding Refn(Drive, Only God Forgives) lotet seit jeher Grenzen aus, bricht mit Helden, Regeln, Mythen, Happyends, linearen Spannungsbögen und anderen Weichgespülten Dingen, wie einer interessanten Motivation, nachvollziehbaren Charakterentwicklung oder einem pompösen Twist, der alles mundgerecht dem Zuschauer auftischt. Nein; Winding Refn spuckt auf euch alle, auf mich und auf jene die immer nur den gleichen Sülz wollen. Ich will Liebe sehen, tolle Action und ein echtes Finale, das mein Herz im Sturm erobert und mich einen Moment lang in ein hübsches Märchenbuch versetzt. Nicht! Stopp! Bronson macht alles anders.

Michael Peterson ist ein Strafgefangener, der sich irgendwann den Künstlernick Bronson gibt um berühmt zu werden. Er hält sich an nichts, verbringt die meiste Zeit seines Lebens in Haft und will unbdingt brühmt werden...


Es wirkt alles wie eine extrem durchgeknallte Homage an Kubrick. Uhrwerk Orange steht hier in mehrerer Hinsicht Pate. Gerade der visuelle Stil, das Opernhafte, das Zerfahrene, das irre Element und die vielen ausufernden Gewalttaten sprechen dafür. Trotzdem ist es kein Klon und dennoch MUSS man anerkennen, das sich Winding Refn das so einfach zutraut und mit dem Vorbild quasi gleichzieht ohne eine hässliche politsche oder menschelnde Stellung zu beziehen. Es ist DAS Plus von Bronson, dass er wirklich keinerlei Zeigefinger erhebt. Da sitzt eben einer Jahre ein, obwohl es offensichtlich staatlich Willkür ist, da werden eben in einer Psychatrie echte Missstände gezeigt und Leute in Ohnmacht gewürgt ohne wirklich mit einer moralischen Keule zu wedeln. Wer sich die paar Minuten mit dem Bonusmaterial beschäftigt, wird wissen was gemeint ist.


Apprpos Bonusmaterial...das Training von Tom Hardy, der hier die Vorstellung seines Lebens gibt, ist alles andere als Hollywoodstandard. Wer den sportlichen Mimen von anderen Filmen in Erinnerung holt, wird ihn hier nicht wiedererkennen. Glatze, gefärbter Scnurrbart, berstende Muskeln und eine Mimik jenseits weichgewindelter Schauspielkurse. Oscarwürdig. Gerade seine wohlige Stimme verleiht dem Film eine Shizophrene Aura, die sonst höchstens noch ein Daniel Day-Lewis auf Zelluloid bannt. Wahnsinn und nicht umsonst seine Eintrittskarte in Hollywoodland. Schade, dass er das wohl niemals wieder so eine Leistung erreichen wird. Es ist die Rolle, die man nur einmal im Leben angeboten bekommt.


Fazit...ein Film ohne gescheiten Inhalt, ein Film ohne erkennbare Linie, ohne Konstruckt, ohne erkennbare Motivation und ohne rechtfertigende Note. Kann das in dieser audiovisuellen Stilisierung trotzdem ein kleiner Kultfilm sein? Ja. Und nebenbei ist das noch der beste und ungewöhnlichste Gefängnisfilm den man weit und breit finden kann. Der echte Micheal Peterson, der immer noch einsitzt, wäre Stolz auf dieses Werk. Seine Mutter hat ihn gesehen und ist es.

10.0

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