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Aktuell ist Gerard Butler einer der wenigen Hollywoodakteure, der noch zur Spezies des Actionstars zu rechnen ist – doch auch er bricht immer mal wieder aus dem Schema aus.
Hier also mal wieder eine RomCom darüber, dass Männer vom Mars und Frauen von der Venus sind, mit reichlich geschlechterspezifischen Reibereien. Auf der einen Seite also die holde Weiblichkeit, vertreten durch Abby Richter (Katherine Heigl). Die TV-Produzentin ist die alleinstehende Karrierefrau, an sich ein uraltes Klischee, aber hier mit tapsigem Charme verkörpert, dass man solche Stereotypen gern verzeiht. Außerdem gibt das Script einen nachvollziehbaren Grund für ihr Singledasein: Akuter Stress auf die Arbeit, da die Quoten fallen.
Eine wunderbare Gelegenheit Abbys Gegenteil auftreten zu lassen: Mike Chadway (Gerard Butler). Der hat seine erfolgreiche Show „The Ugly Truth“, in der er gnadenlos mit Verständigungsschwierigkeiten zwischen Mann und Frau aufräumen will, indem er ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen Wahrheiten ausspricht. Dabei ist er prollig bis vulgär, oft aber auch herzlich ehrlich. Die deutsche Betitelung schlägt sich gar nicht schlecht, denn „Die nackte Wahrheit“ deutet auf den sexuellen Subtext vieler Streitigkeiten zwischen Abby und Mike hin.

Der Sender nimmt Mikes Show ins Programm, setzt ihn Abby vor, was dieser gar nicht schmeckt. Es kommt zu einer Wette, als die beiden sich streiten: Verschaffen seine Ratschläge Abby den angehimmelten Traummann, arrangiert sie sich, liegt er falsch, dann verlässt er den Sender mit seiner Show…
Auch „The Ugly Truth“ kommt (wie die meisten Mainstream-Beziehungskomödien heutzutage) nicht ohne ein paar offene Sexwitze und etwas explizitere Dialoge aus, doch im Grunde ist das Geplänkel Karrierefrau contra Vorzeigeproll durchsetzt vom Geist der klassischen Screwballkomödie, wo der Sex (schon allein aus Zensurgründen) eher im Subtext lag. An den großen modernen Nachfahren jenes Genres, „Harry und Sally“, erinnert „The Ugly Truth“ ebenfalls und das nicht nur, weil hier ebenfalls eine Restaurantszene der besonderen Art vorkommt. Denn auch Abby und Mike versuchen sich nach anfänglichen Streitigkeiten als Freunde und der Zuschauer kann schon ahnen, wo und wie das Ganze endet.
Insofern ist es nicht verwunderlich, dass der Plot die Figuren erstmal lange Zeit das Falsche bzw. Abby den Falschen wollen lässt, ehe sie erkennen, dass sie trotz scheinbarer Gegensätze füreinander geschaffen sind. Inwieweit der Film dabei hässliche (oder nackte) Wahrheiten anspricht, ist sicherlich streitbar; aktuell behaupten ja andauernd Beziehungskomödien wie „Er steht einfach nicht auf dich“ das Datingverhalten von Männern und Frauen tatsächlich zu erklären. Doch Vorhersehbarkeit ist hier kein Problem, viel eher das merkliche Nachlassen in den letzten 30 Minuten, in denen das Zusammenkommen der Protagonisten künstlich (und merklich künstlich) hinausgezögert wird und der Witz zurückstehen muss.

Und doch: „The Ugly Truth“ ist ein ausgesprochen beschwingter Vertreter seiner Zunft, dessen Gagtiming erstaunlich gut ist. Mit den derben Sprüchen und Aktionen Mikes spricht man die Freunde des etwas gröberen Humors (klischeehaft gedacht: das männliche, nicht RomCom-affine Volk) an, dazwischen gibt es ein paar Slapsticknummern (gerade was Abbys Tapsigkeit angeht), doch es regiert vor allem das gute alte Wortgefecht und das ist hier echt schmissig geschrieben und weist eine hohe Pointentrefferquote auf.
Vor allem aber sind es die Darsteller, die x-mal Gesehenes schmissig aufbereiten: Gerade Gerard Butlers Actionpersona gibt seinem Mike den markanten Touch, der mal etwas anderes als die üblichen Softies ist. Katherine Heigl bewegt sich dazu in bekannten Fahrwassern, doch sie hat viel Charme, ähnlich viel wie in „Knocked Up“, wo sie in ähnlicher Rolle zu sehen war. Ansonsten bleibt nicht viel hängen, obwohl das Nebendarstellerensemble den Protagonisten freudig in die Hände spielt – allenfalls Bree Turners schnuckelige Assistentinnenrolle bleibt im Gedächtnis haften.

Eine gewisse Formelhaftigkeit kann man „The Ugly Truth“ nicht absprechen, Schwächen gegen Ende auch nicht – und doch: Pointiert geschrieben ist das Ganze auf jeden Fall, die Inszenierung recht beschwingt und die beiden Hauptdarsteller harmonieren toll miteinander. Nichts Großes, aber doch ein schnieker Genrefilm.

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