Review

Wollt ihr sie wirklich, die nackte Wahrheit (die laut Originaltitel eine häßliche ist)?
Okay, Katherine Heigl, die nächste Steißgeburt modernen TV-Stardoms, die es ins Kino geschafft hat, wurde erneut in einer Romantikkomödie verbraten, nach "27 Dresses" und "Beim ersten Mal".
Wer dabei jetzt unwahrscheinliche Originalität erwartet, hat offenbar noch nie den Begriff "Starvehikel" mitgekommen und so zielt der Film natürlich aufs konfektionierte Frauenpublikum mit halbwegs zu unterhaltender Männerbegleitung ab.

Damit diese nicht allzu laut murrt, hat man für die Rolle des bärenhaften Aufreißers, Intimfeindes und Beziehungsinstruktors für Heigl überkontrollierte TV-Produzentin halt Gerard Butler verpflichtet, der nicht erst seit "300" auf dem ansteigenden Ast ist.
Und dann zum kleinen Wunder: die ersten 60 Minuten der Nettospielzeit (die sich ziemlich genau auf 90 summiert), sind tatsächlich eine witzige und unterhaltsame Offenbarung.
In bester Screwballmanier (was man heute leider viel zu selten sieht, seit Cary Grant von uns gegangen ist), geht die beiden wie Stiere mit gesenkten Hörnern aufeinander los. Sie ist auf Kompetenz und Niveau aus, er mischt den quotenschwachen Sender mit seiner männerfreundlichen bis beinahe frauenfeindlichen alltäglichen Showeinlage auf und bringt rotzige Weisheiten unters Volk, die auch Ingo Appelt gefallen würden, nur daß Butler mit 6-Tage-Bart immer noch eine Tüte voll Charme mit sich herum trägt.

Es kommt, wie es kommen muß: sie trifft ihren Traummann und er wird auf Wettbasis Beziehungstrainer, worauf Heigl so richtig den Thermostat aufdrehen darf und dabei hervorragendes komödiantisches Potential dank eines guten Drehbuchs beweist - und da mußte die Sequenz mit dem Vibratorslip (bei einem Geschäftsdinner natürlich) noch nicht mal sein.

Dann aber, nachdem sich der Film launig in Fahrt gebracht hat, die häßliche Wahrheit: pünktlich zum Stundenschlag hat sich Mike Shadway (Butler) natürlich in den blonden Nervenkrampf verliebt und sie kann kurzfristig auch seinen testosterongeschwängerten Lippen nicht länger widerstehen. Auch wenn das von vornherein klar ist, verwandelt sich der Film trotzdem von einer Minute auf die andere in einen hoffnungslos konventionellen Hollywood-Stehgeiger für Proseccosäuferinnen, der nur gemütlich die emotionalen Haltestellen abfidelt, bis in einer Heißluftballongondel endlich das große Knutschen angesagt ist.

Schade, denn der Film punktet zu Beginn mit hervorragenden Nebendarstellern, die dann gegen Ende aber alle fallengelassen werden und Sonnenscheinnachbar Colin ist natürlich ein clerasilfreier Klon aus der Bilderbuchkiste, für den man es nicht für nötig befunden hat, überhaut ein Charakterprofil zu entwickeln.
Kaum vorstellbar, wenn die Figur Colin tatsächlich ein Konkurrenzprodukt zu Mikes Lebensentwurf gewesen wäre oder einige frische Verwicklungen aus der Blake-Edwards-Schule das Finale ggf. turbulent hätten werden lassen. Vermutlich wäre es der absolute Kracher gewesen (der es an der Kinokasse übrigens trotzdem war), aber dann hätte man an die Originalstory vielleicht nicht das Damenteam lassen sollen, das schon "House Bunny" zusammen gestückelt hat.
Natürlich erwarten wir nicht mehr als den üblichen Ausgang, aber die Frische, die der Beginn ausstrahlt, geht im Konventionellen (und Abgedroschenen) natürlich dann bald verloren und provoziert letztendlich nur die übliche "war ganz nett"-Reaktion, mit der man dann unbesorgt auch die Arbeitskolleginnen ins Kino schicken kann.

Lob aber für den Einsatz aller Beteiligten und den Verzicht von extremen Grobheiten, obwohl es andauernd nur ums Poppen geht.
8 Punkte für die ersten zwei Drittel, 4 fürs letzte (das aber immer schwerer wiegt), macht: 6/10.

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