Review

Was man nicht so alles auf alten Tapes findet, die seit Jahrzehnten herumliegen. Komplett mit ARD-Programmansagerin mit Schulterpolstern und Dauerwelle. 

Die Schauspielerin Maria Roth feiert ihren Bühnenabschied am Wiener Theater um ihre Karriere im theatertechnisch bedeutenderen Berlin fortzuführen. Es gilt die Zwischenzeit irgendwie zu überbrücken, und so zieht sie mit ihrem Vater auf ein Landgut im Wiener Umland, was ihr der Theaterchef zum Abschied vermacht hat. Irrtümlich auf dem falschen Gut angekommen, trifft sie auf den Besitzer Stefan von Holtenau, der recht aufdringlich versucht mit ihr anzubandeln. Schließlich lässt er sich auf eine Wette ein, die ihm für zwei Wochen die Illusion einer glücklichen Ehe vorgaukeln soll.Beide verfallen dieser Illusion bis schließlich durch ein Angebot aus Berlin ein Konflikt zwischen Liebe und Karriere entsteht.   

Es fällt mir zugegebenermaßen recht schwer, zu versuchen solch alte Filme nach dem Maßstab der damaligen Zeit zu bewerten. Zu oft reagiere ich auf die dargebotetenen Verhaltensweisen und Reaktionen mit Unverständnis. Eine Kündigung eines Vertrages durch den Verlobten hinter dem Rücken der Betroffenen wird mit einem hohen Maß an Liebe interpretiert („Das zeigt nur wie sehr er mich liebt“), ein Heiratsantrag von einem Kollegen wird mit den Worten „Kannst du mir denn nicht diese kleine Freude machen?“ untermauert die Aussicht auf eine hochkarätige Besetzung am Theater wird mit „Das geht doch nicht mehr, wir wollen doch heiraten!“ torpediert. Ähnliche Dinge gibt es oft und zeugt von einem recht reaktionären Frauenbild in Deutschland der 40er. Es zeigt uns letztendlich, dass sich in den letzen 70 Jahren doch so einiges im Umgang zwischen Mann und Frau verändert hat.  

Kommen wir zu den formalen Qualitäten des Filmes. Diese sind zumindest in der ersten halben Stunde mit der Lupe zu suchen. Bis auf die Feier nach einem gelungenen und beifallstarken Abschiedsauftritt, welcher die Geschichte quasi einleitet, wird man von schrecklichen Banalitäten gequält. Es passiert rein gar nichts, was der Handlung irgendwie zuträglich wäre. Munterer Ringelpiez im Gespensterkostüm, Welpen-Hunderennen und baden im See sind umrahmt von nichtssagenden Dialogen so mit das Einzige, worauf man hier trifft.Dies ändert sich erst als die Schauspieler-Bagage abreist und der Herr von Holtenau sich an das Fräulein Roth heranmacht. Dann wandelt sich der Film von einer totalen Nullnummer in ein zumindest solides Liebesfilmchen. Die Darsteller, allen voran die äußerst sympathische Brigitte Horney, spielen wohlgelaunt und machen das doch recht konventionelle Geschehen zu einer leichtfüßigen Sache. Stilistisch ist ebenfalls nichts Aufsehenerregendes zu erwarten. Ein Stativ wird der Kameramann wohl gehabt haben, von Kamerafahrten braucht man aber nicht zu reden. Zwischenmenschlich bewegt sich alles in konservativen Bahnen. Der Hauptdarsteller wirkt zwar recht notgeil und aufdringlich, gibt sich aber dann doch mit einem hinreißenden Augenaufschlag und einem Gute-Nacht-Küsschen zufrieden. Da reißt einem ein „Und nun zeigen Sie mir wohl das Schlafzimmer!“ fast schon aus der Flirt-Lethargie. Insgesamt aber kaum zu glauben, dass der Film eine FSK16 kassiert hat.Im Prinzip könnte man also sagen, es handelt sich um ein typisches Heimatfilmchen (nur ohne Landschaftsaufnahmen). Man kommt sich näher, ist auch mal eigersüchtig auf eine alte Freundin, aber aufgrund der Ehrlichkeit des Partners auch direkt wieder versöhnlicher gestimmt. Wenn dann die letzte halbe Stunde nicht wäre. Denn es tauchen dunkle Wolken am Stimmungsfirmament auf und ein Konflikt entsteht, dessen Lösung unerwartet konsequent ausfällt und das anfangs geschmiedete Bild des devoten Fräuleins wieder relativiert. Dies schlägt dann sogar ein wenig aufs Gemüt und sorgt dafür, dass der Film nicht im Universum der Banalität sein Dasein fristen muss, sondern durchaus als ordentlicher Beitrag des deutschen Films in einer schwierigen Zeit zu werten ist.  

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