Die Zeichen der Zeit am ehesten und besten erkannt haben ausgerechnet die beiden unabhängig voneinander auf Romantische Komödien mit Drameneinschlag spezialisierten Filmemacher Patrick Kong und Chan Hing Kar; die, aus dem zumindest gehässigen Munde zwar seit Jahren die gleichen Arbeiten abliefern, aber damit die entsprechende Klientel halten oder wenigstens auch die nachfolgenden Altersgruppen dafür begeistern und so die Zahl der Abnehmer stetig erfrischen können.
Während Kong gemäß seines eigenen Alters, den folgerichtigen Erfahrungen und auch des bisherigen Standes seit jeher die Verjüngungskur bediente, war Chan bisher auf die etwas reiferen, sicherlich nicht gleich betagten, aber doch schon mit beiden Beinen im Leben stehenden Zuschauer anvisiert. La Lingerie, der mehr oder minder die gleiche Ausgangsidee samt altvertrauter Szenerie wie sein 2001 Erfolg La Brassiere verwendet, macht sich nun schließlich und endlich auch daran, die Kreise der Kinogänger mit einer eingeleiteten Regeneration zu beleben. Die Aufmunterung erfolgt geschickterweise gleich mit der Übernahme von Kongs bisherigen Star: Stephy Tang.
Ebenso narrensicher im Marketing ist die wiederum direkt sichtliche Anspielung auf etwas, was abseits aller Thematik um die Liebe und Nichtliebe von Mann und Frau und die Problemchen bis dahin und ab dann auch die Käuferschaft interessiert, die ansonsten um diese Art von Geschichten mit Dank ablehnend einen großen Bogen machen. Die Herrschaften kriegen bei dem Gespräch und Anblick von sexuell aufreizenden Dessous sicherlich nicht gleich die ebenso träumerischen Augen und das verzückte Lächeln im Gesicht wie die Protagonistin in prompt der ersten Szene. Sind aber nicht weit vom heiligen Schauer entfernt. Außerdem verlockt nicht nur der Titel, sondern auch das geschaltete Plakat mit spornstreichs fünf hübschen Damen sich räkelnd in einen Hauch von weißen Nichts. Tagtraum, oder doch Konsumwahn ? Die Anregung einer Phantasie im Begehrungsvermögen als staunende Größe, die betonte Verborgenheit als Geheimnismotivik, die das dazugehörige Produkt so problemlos schüren wie darauf folgend gleich zu widerlegen mag.
Denn, ebenso schnell wie angesichts des wohl bevorstehenden Ganges in das verbotene, anzüglich verruchte und den Meisten auch rätselhaft unverständliche Märchenreich von Spitze, Leibchen, Mieder, String, Torselet die ästhetische Urteilskraft zerfällt, genauso schnell stellt sich die Aussicht auf Mehr als den verstohlenen Blick und die reine Theorie darauf als Trugschluss im Widerstand gegen das Sinneninteresse heraus. Zwar ist man(n) zuweilen von allerlei kunstfertig produzierten body forming Accessoires aus Micropolyamid, Viskose, Lycra oder Elastan in Hülle und Fülle zuhauf, aber nur in einer vorgeblich metaphorischen Bezugsebene umgeben, darf nicht ausschweifend in dieser Betrachtung unwiderstehlicher Macht verweilen, sondern sich die meiste Zeit mit Handlung und Verhalten im emotionalen und moralischen Gefühle beschäftigen. Hier lebt man französisch. Les aventures d'une vierge. Elle a rencontré les hommes de toutes sortes. Elle a pensé qu'elle avait trouvé son oiseau rare:
Die 23jährige Miu Ho [ Stephy Tang ] bewirbt sich erfolgreich für den Job eines Junior Designers bei Chief Operating Officer Lena [ Gigi Leung ], die ihr aber eine dreimonatige Probezeit und damit verbunden die Tätigkeit eines "lingerie researchers" verordnet. Aufgrund dessen, dass gerade ihre Tante Lara verstorben ist, und ihr die Wohnung mitsamt einer im voraus bezahlten Miete überlassen hat, zieht Min Ho zusammen mit ihrer vier Jahre jüngeren Cousine Donut [ Janice Man ] in das durchaus qualitätsvoll gelegene Apartment; wo sie auch schnell Bekanntschaft mit der häufig abwesenden Stewardess Celine [ Kathy Yuen ] als Nachbarin und ihrem ganz speziellen Arrangement James Shum [ Chiu Tien-You ] macht. Während die noch jungfräuliche Miu am Arbeitsplatz die Avancen von Marketing Manager Lucas [ Ronald Cheng ] erfolgreich abwehrt und stattdessen mit diesem eine Freundschaft als Ersatz eingeht, scheint eine Beziehung mit dem von vornherein nur auf sich fixierten Unternehmerssohn Antonio [ Wong Cho-Nam ] genausowenig Aussicht auf Gelingen zu haben. Ihre Freundinnen Donut und CC [ J. J. Jia ], die sich als Clubhostess mit dem schüchternen Harvardstudenten Eugene [ Andy On ] im Siebenten Himmel glaubt, geht es da nicht viel anders.
"La meilleure comédie de l’été", im freien Spiel von Gemüt, Einbildungskraft, Vernunft, irgendwo angesiedelt zwischen den hysterischen amerikanischen Varianten Sex & the City und The Women, und in somit herkömmlicher Einteilung des narrativen Stoffes. Unbestimmte Ideen nur von vorübergehendem Eindruck, der schicken Oberflächlichkeit anheim fallend, eingefangen in einer harmomisch gezügelten, großteils ein wenig unterkühlt erscheinden Farbgebung aus Weiß, Mint und hauchdünnem Orange. Die weiblichen Geschlechtsgenossen in dieser überaus gediegenen Kunstmesse perspektivischer Brechung stehen selbst in der allgemeinen Charakterisierung immer in der Aufmerksamkeit des Geschehens, wahren die Ordnung und Heilighaltung der Dramaturgie und verschaffen nur in ihrem Beisein den Männern ab und zu mal die gelegentliche Beleuchtung. Aufmarsch wird natürlich auch den Vorurteilen und noch mehr den Klischees geboten, die für eine derart märchenhaft unberührbare Affektlosigkeit aber nicht bloß dringend nötig, sondern geradezu erforderlich sind.
So picken sich in verkomplizierender Banalität die doch eigentlich die einzige und wahre Liebe Suchenden mit schnöder und gleichfalls weithin absehbarer Regelmäßigkeit immer genau die Kandidaten heraus, die von vornherein entweder am Schnellsten als "no go" Typen identifiziert sind oder viel zu viel um wahr zu sein zu bieten haben. Außerdem darf der vorübergehende Proband auch nur eine Eigenschaft besitzen, oder in manchen Fällen dieses Vorhandensein einer persönlichen Prägung gar nur vortäuschen. Dieses schlechthinnige Einteilungsprinzip in Aktiv und Passiv und Gut und Böse wird nur deswegen nicht als expressiver Duktus wahrgenommen, weil sich Chans pseudopoetische Inszenierung mittlerweile ein wenig in der Linienführung zurück nimmt und trotz allem moralischen Selbstbehauptungsanspruch niemals zu aufdringlich im Interesse ernsthafter Wirkungsabsichten unterworfen ist. Das meiste Gebaren wirkt vielleicht nicht gleich lakonisch in gezügelten Sinne, aber immerhin weitgehend schlicht, mit ab und zu würdevollen Pausen und dort zaghaften Annäherungen bzw. Verweilungen.
Angesichts der Laufzeit von knappen zwei Stunden, die er wie bei auch Simply Actors [ 2007 ] theoretisch nicht, aber scheinbar für seine eigene Bestätigung als geistiger Urheber und zentraler Gestalter braucht, sind die alltagsferne Formelhaftigkeit inhaltlicher Art und demgegenüber auch manche zum Nachteil auswirkende Auswalzungen wider eines verlässlichen Urteils dennoch frappierend. So ist in dem Geflecht von Beziehungen und Bedeutungen der Subplot mit "Prince" Antonio zwar nicht gänzlich unwichtig für ein Vorankommen der Geschichte, aber komplett falsch, da viel zu kindisch-albern und überzogen konstruiert, um noch in dem sonstig schon wenig glaubhaften Schema von viel Freud und viel Leid hinein zu passen. Überdies bleibt das grundlegende Liaisonsfeld und damit auch das Konfliktpotential der Irrungen, Wirrungen und Auflösungen schlichtweg eine lose Behauptung. Neben der eh schon raumzeitlichen Quasiwirklichkeit kommt nun noch die subjektive Fiktion hinzu, dass gerade die Mädels untereinander trotz sich kaum Sehen, um die Andere sorgen und kümmern oder anderweitig austauschen eine ach so tiefe innere Verbindung zueinander halten.