Investigativer Journalismus in einer Demokratie ist eine gute Sache. Manche nennen es auch Nestbeschmutzen aber so wird dank Pressefreiheit auch mal den Mächtigen auf den Schlips getreten. Mag es auch für einen Journalist bedeuten im Dreck eines Freundes zu wühlen. Dies ist auch Reporter Cal McAffrey bewusst, der ein alter Fuchs in Sachen Aufdeckung ist. Ein Kongressabgeordneter, ein Freund von ihm, wird von den Medien beschuldigt am Selbstmord einer seiner Mitarbeiterinnen verantwortlich zu sein. Doch Cal kommt die ganze Geschichte seltsam vor. Zusammen mit der Internet Journalistin Della Frye heftet sich Cal an die Story und findet Zusammenhänge mit einer ominösen Firmengruppe.
Ich muss zugeben die ersten 10 Minuten hatte ich schon die Befürchtung hier ein langweiliges Filmchen mit unsympathischen Charakteren zu sehen zu bekommen. Doch nach diesen bangen Minuten hat mich die interessante Handlung gefesselt und die Figuren gefielen mir. Allen Voran strahlt Russel Crowe als raubeiniger unrasierter Journalist Cal McAffrey. Cal ist wohl so eine Art Cowboy Journalist der aber das Herz am Rechten Fleck hat. Eiskalt ist er wenn es darum geht eine Story zu wittern und zu recherchieren. Er ist auch ganz sicher der Glanzpunkt des Filmes zusammen mit den beiden großartigen Schauspielerinnen Helen Mirren als sein weiblicher Boss und Rachel Adams als seine Kollegin Della Frye. Die Stärke des Films ist es wenn alle drei auftauchen, recherchieren, diskutieren und sich gegenseitig aufs Korn nehmen. Als Zuschauer hofft man natürlich das noch mehr von solchen etwas derben aber gutherzige Journalisten rumlaufen die so ordentlich und gründlich einer Sache nachgehen. Als erfahrener Zeitungsleser weiß man aber dass dies leider nicht der Realität entspricht. Ein wenig wurde ich auch an die TV Serie Lou Grant (Falls die noch jemand kennt!) erinnert. Auch der eine oder andere Seitenhieb auf Medienmacht und dem Sensationsjournalismus darf dabei nicht fehlen. Die Verflechtungen zwischen Politikern, Lobbyisten und Konzernen wird hier recht vereinfacht dargestellt. Diese komplizierten Zusammenhänge werden filmgerecht nur durch wenige Personen verkörpert. Die Cooperation selbst wird nicht als etwas Greifbares dargestellt. So besuchen auch Cal und Della Büroräumlichkeiten der Firma in denen kein Mensch sitzt.
Ein Thriller muss vor allem spannend sein. Und dies ist Regisseur Kevin Macdonald (u.a. The Last King of Scotland) gelungen. Der Film wurde recht düster gedreht wohl um auch die ständige Bedrohung der Protagonisten aufzuzeigen. Ob in U-Bahn Schächten, muffigen Hotels, Parkgaragen, die Gefahr plötzlich getötet zu werden liegt immer in der Luft. Neben Spannung muss es natürlich auch die eine oder andere Überraschung geben. Beginnt die ganze Soße noch recht gemütlich, entwickelt sich die Handlung recht schnell. Etwas unnötig fand ich dass Cal anscheinend in der Vergangenheit ein Verhältnis mit der Frau seines Freundes gehabt hat. Ganz ohne Soap geht es wohl nicht und lähmt den spannenden Fortgang der Handlung etwas. Ben Affleck als Politiker Kumpel mit seiner hölzernen Art wirkte für mich nicht gerade überzeugend. In soliden Nebenrollen sieht man auch bekanntere Gesichter wie Robin Wright Penn und Jeffrey Daniels.
State of Play ist ein Politthriller und kein Action Film. Die Figuren verhalten sich in gefährliche Situationen nicht unnatürlich heldenhaft oder sagen coole Sprüche am Fließband auf. Hier wird ein gut gemachter Journalisten Thriller geboten. Unterhaltend ist der Film durch die Aufdeckungsarbeit als auch vor allem durch die Figur des Cal McAffrey. Dieser wird wiederum fantastisch von Russel Crowe verkörpert. Der ist natürlich Dreh- und Angelpunkt der Geschichte, doch Helen Mirren als streit bare Chefredakteurin und Rachel Adams als Internetkücken dürfen in ihren beschränkten Auftrittszeiten auch brillieren.
FAZIT: Ein gut besetzter und spannender Politthriller. Mehr Davon!