Review

<!--StartFragment -->






Lao-san [ Liu Ye ], der Held von Underdog Knight, die Verkörperung der Titelfigur, der selbsternannte Beschützer der Menschen und Gute Bürger der Nation, hat sein Verstand im Herz begraben. Als ehemaliger Navy Soldat während des Rettungsversuches für einen Kameraden selbst zu lange von der Sauerstoffversorgung abgeschnitten, hat sein Gehirn an den Nachwirkungen gelitten, ist die Intelligenz beeinträchtigt und die Sichtweise auf die Welt zu einer Anordnung aus Schwarz und Weiß ebenso geworden wie zu einem durchdeklinierten Einblick in die Regelkunde. Sein früheres Wesen wurde versimpliziert gleichfalls übernommen wie der strenge Drill seines Lebens, seines Berufes.

Lao-san, der dritte Sohn, hat seine Gegenwart und die Zukunft auf die Vergangenheit dessen orientiert, was er einstmals einstudiert und wie auswendig gelernt verkörpert hat. Das physische Training ist ihm geblieben, die Routine des Tages, an dem zu fixen Zeiten die jeweilige Schulung und Instruktion ebenso eingehalten wie der Diät nachgekommen wird. Nunmehr kämpft er auf kleinerem Rahmen, nicht mehr auf einem U-Boot gegen den lange Zeit unsichtbaren, aber dennoch auf Ewigkeit vorhandenen Feind der Republik, sondern auf den Straßen der Stadt, gegen kleinkriminelles Gesindel. Nichtigkeiten der Gesellschaft, für die die eigentlich zuständige Polizei keinen Blick mehr über oder keine Ressourcen mehr zur Verfügung hat. Taschendiebe, Betrüger aller Sorten von, Raucher im Nichtraucherbereich, Flüchtige Unfallfahrer. "Evil doer". Jeder, der sich gegen die Gesetze oder Ordnungsvorschriften der Allgemeinheit widersetzt, entschieden von seiner schlichten, wenn auch genügsamen Geisteskraft.

Das Böse kommt aus dem Ausland, das Gesicht des Kapitalismus, die Franzosen stellen die Verlockung bereit und die Hongkonger nehmen sich die Beute samt Geiseln ungefragt und skrupellos. Dort der Bonze, da der Ausbeuter, hier die Arbeiterschaft:
Renegade Sheriff Lao-san wird von seiner Umwelt eher belächelt bzw. als etwas abseitig bestaunt, ist aber immer rechtzeitig zur Stelle, wenn es an die Vermeidung von Verbrechen und die Ergreifung des Täters geht. Das bringt ihm aufrichtigen Respekt und Bewunderung seines einzigen Freundes, seines Mini-Mes, des taubstummen Jungen Smile [ Zheng Hong-tao ] ein, aber genauso Ärger mit der von den gefährlichen Taten wenig begeisterten Daffodil [ Liu Yang ], seiner Freundin. Auch die Obrigkeit ist von dem intern als "Kick-and-Run" Benannten nicht wirklich angetan, allerdings haben Captain Jiang [ Yau Yung ] und sein nassforscher Assistent Xiao-hai [ Jiang Yi ] auch ganz andere Probleme. Für eine medial viel beachtete Kunstausstellung erwartet man den Gauner Dragon [ Anthony Wong ], der zusammen mit seiner Geliebten Nancy [ Ellen Chan ] und ihrem Bruder Chang [ Otto Wong ] das Museum überfallen und den wertvollen Speer von Marschall Yue Fei aus der Song-Dynastie stehlen will.

Schwarz und weiß sind die ersten Bilder der ehemals Tough Guy betitelten, bereits September 2007 abgeschlossenen, aber über ein Jahr später angelaufenen Produktion, ein joint investment zwischen Greater China Media & Entertainment Corporation und Mega Vision Productions Limited. Schwarz und weiß und ein wenig Rot in manchen Details der Bilder, ein Rot, das für die Beschriftung zu einem fünfzackigen Stern, dem Symbol für den Kommunismus und seine Klassenlose Gesellschaft als anzustrebendes Ideal verwandelt wird. Auch die nächsten Einstellungen scheinen auf mehr oder minder Propaganda für nationalstaatliches Denken, das theoretische und praxisorientierte System des Militarismus und eine Handlungsanleitung für Vigilantismus und Patriotismus gleichermaßen geeicht zu sein; scheinen zu postulieren, agitieren und manipulieren. Allerdings werden auch die bekannten Gesichter von Yu Rong-guang und Sun Hong-lei auf den Postern extra hervorgehoben, und Beide haben zusammengerechnet keine Minute Auftrittspräsenz. Sie sind zwar vorhanden, aber nur als Täuschung, hier wie dort, wie der gesamte Film retrospektiv absolut nichtig.

Im sprunghaften Wechsel der Perspektive wird die Geschichte vom abenteuerlichen Simplicissimus mit einer ironischen und dramatischen Verteidigung erzählt; zwar wird auch hier viel salutiert, zur Nationalhymne aufgesprungen und inbrünstig intonierend eingestimmt und so scheinbar persönliche Überzeugungsarbeit geleistet, dies aber niemals mit einem pathetischen, sondern eher heiteren oder befreiend naiven Blick begleitet. Genauso, wie man den Heroe in dieser unwiderstehlich bedenkenlosen Kreation nicht lächerlich, nicht derangierend und auch nicht glorifizierend gestaltet, genauso wenig ordnet man den anderen wichtigen Figuren eine eindeutige Kennzeichnung und die Verstärkung dieser Charakterschablone zu. Diese Doppeldeutigkeit und Doppelwertigkeit zeichnet sich auch bei dem sonstig entworfenen Theoriegebäude ab; der besondere Reiz der famos verkörperten Handlung liegt in der befreienden Kraft der Phantasie, die eine Welt mit eigenen Gesetzen, aber nicht völlig konträr zu Logik und Vernunft entwickelt. Das Hinwegsetzen von Lao-san über die Wirklichkeit im unbefangenen Verhalten trifft durch die fast gleichwertige Konzentration auf den Cop und den Räuber auf reale Hindernisse. Diese Denkrichtungen werden im wechselseitigen Verständnis mikro- wie makroökonomisch differenziert, eine reine Lyrik im nahezu absoluten Gleichgewicht.

Nur ist die Stärke des Filmes, sein lockerer Plauderton und das tiefe Vergnügen an einem assoziativen Katz-und-Mausspiel der Gegensätze auch gleichzeitig seine Schwäche. Ungeachtet der unterschiedlichen künstlerischen Position von Autor und Regiedebütant Ding Sheng und Produzent und general consultant Wong Jing fehlen die Craquelés, die feinen Risse in der Unterhaltungspolitur, ein Verdunkeln der Szenerie, verharrt man doch stetig unkritisch, ungenau, liebenswert und gefahrlos bequem. Ein schon interessantes Unterhaltungsbömbli, unaufgeregt ermunternd, diskret und geräuschlos, von Allem ein bisschen und Nichts so richtig. Man ist sympathischer Hans-im-Glück, in äußerster Absichtslosigkeit, dem jedwedes Nachdenken fern liegt, dem nichts passiert, und der trotz aller Variationen doch seltsam formelhaft und festgestellt und fern expressiver Gesten bleibt. Und der trotz zahlreicher kleiner Actionszenen, im Showdown incl. Polizeiaufgebot, Pulverrauch und Tränengas und inszenatorischen Innehalten und Sortieren auch niemals die Kraft findet, diese selbst mit allem eingesetzten Pseudo-Schnickschnack wenigstens einmal zurechnungsfähig zu einem dominierenden Brennpunkt zu formulieren.

Details
Ähnliche Filme