Spiel oder Realität?
In nicht allzu ferner Zukunft: Brot und Spiele für das Volk gibt es in Form von Society und Slayers. Menschen lassen sich für einen gewissen Geldbetrag von anderen in einer virtuellen Scheinwelt steuern. Der Star von Slayers ist Kable (Gerard Butler), der wie alle seine Mitspieler insgesamt 30 Battles überleben muss, um der Todesstrafe zu entgehen und wieder auf freiem Fuß zu sein.
Das perfide daran ist, dass er keine Kontrolle über sich hat, sondern wie ein Avatar von dem neureichen, jugendlichen Gamer Simon gesteuert wird. Mastermind hinter dieser ganzen Kontrollidee ist Ken Castle (Micheal C. Hall), der sich mit seiner von ihm entwickelten Technik die Menschheit zu seinen Sklaven machen will. Kable könnte für ihn jedoch gefährlich werden weswegen dieser ganz oben auf seiner Abschussliste steht.
Gamer ist grob umschrieben der Running Man des 21. Jahrhunderts. Statt einer Fernsehsendung steht hier "Virtual Reality" im Mittelpunk und statt Arnie prügelt und schießt sich Gerard Butler durch die Szenerie.
Der Film setzt dabei aber nicht wirklich auf Story, sondern liefert viel mehr eine Materialschlacht, die sich gewaschen hat. Ständig explodiert irgendetwas oder es werden Leute getötet. Die wenigen ruhigen Momente dienen dabei lediglich der Verschnaufspause und sind vom schauspielerischen Aspekt wenig erbaulich.
Die Zukunftsvision, die hier gezeichnet wird ist kaum weniger düster als die von Running Man. Die Second Life-Verarsche Society zeigt auf beängstigende Weise, wohin uns der technologische Fortschritt bereits gebracht hat - indem wir uns aus der Realität verabschieden und in ein alternatives Parelleluniversum flüchten, in dem unsere geheimen Wünsche und Sehnsüchte erfüllt werden, die in der Realität wohl nur schwer vorstellbar wären. Der fettleibige Computernerd, der Kables Frau kontrolliert wirkt dabei extrem befremdlich.
Kaum besser ist die Gedankenkontrolle per Nanozellen, die nach und nach das Gehirn übernehmen und das selbstständige Denken außer Kraft setzen. Fremdbeeinflussung durch den Staat oder einen globalen Konzern, ein Szenario ähnlich dem von 1984.
Das Geschehen wird dabei - dem Filmtitel entsprechend - sehr überzogen präsentiert, fast wie ein Videospiel. Viel Wackelkamera und Zeitlupeneffekte machen das Treiben auf dem Schlachtfeld teilweise ein wenig unübersichtlich, so dass man es praktisch kaum nach normalen Filmmaßstäben messen kann. Dies wird aber wohl so von den Machern gewollt sein.
Gerard Butler präsentiert sich hier von seiner harten, wortkargen Seite und verzieht kaum eine Mine. Ist auch nicht notwendig, denn tiefschürfende Dialoge sind hier ebenso wenig vorhanden wie Charaktere mit Hintergrund. Action steht im Vordergrund und die gibt es zur Genüge. Ein wenig enttäuschend und im Vergleich zum Rest des Films auch unspektakulär ausgefallen ist der Showdown, welcher sehr kurz und knapp mit Castles Tod endet. Nach einer weiteren kurzen Sequenz flimmert auch schon der Abspann über den Schirm. Schade, da hätte ich mir irgendwie mehr erwartet.
Im direkten Vergleich - sofern dies auch Aufgrund des Altersunterschieds möglich ist - kommt Gamer nicht ganz an Running Man ran, nicht nur wegen des schwachen Showdowns. Dennoch alles in allem ein recht gelunger Ausblick auf eine (theoretisch) mögliche Zukunft, die uns in dieser Form besser nicht erwartet.