Gerard Butler (Die Nackte Wahrheit, 300) war zuletzt in "Das Gesetz der Rache" in den Lichtspielhäusern zu sehen, in "Gamer" mausert sich der 40-jährige zum Actionheld und macht dabei eine wirklich gute Figur. Dass Mark Neveldine und Brian Taylor ziemlich kreativ sein können, um es im selben Moment wieder maßlos zu übertreiben, haben die Beiden schon mit ihren beiden "Crank" Filmen bewiesen. Das Drehbuch schrieben sie auch, wobei man auf die Story keinen großen Wert legen sollte.
Mit "Slayers" hat das Computergenie Ken Castle (Michael C. Hall) ein perverses Spiel entworfen. Gegen eine hohe Summe enthält ein Spieler die totale Kontrolle über einen Menschen. Dafür müssen Sträflinge herhalten, darunter ist auch John Tillman (Gerard Butler) alias Kable. Gewinnt man dreissig Battles, winkt eine Begnadigung, doch die hat noch niemand überlebt. Aber Kable steht kurz davor, doch er weiss auch, dass Castle ihn niemals gehen lassen wird. Mit Hilfe einer Untergrundorganisation kann er während des Spiels fliehen. Nun macht er sich auf die Suche nach seiner Frau Angie (Amber Valletta) und Tochter Delia (Brighid Fleming). Doch Castle hat die Beiden entführen lassen. Kable muss dem Treiben ein Ende setzen.
"Gamer" bedient sich einer aktuellen Thematik, es gibt aber auch einige Paralellen zu "Running Man", wo die Medienkritik auch nur bedingt funktionierte. Es geht um Killerspiele und wenn es nach einigen Politikern geht, würden diese ganz von der Bildfläche verschwinden. Doch hier geht es um echte Menschen. Ein Sträfling bekommt sogennante Nanex-Zellen implantiert, welche sich drastisch vermehren. Durch diese Zellen kann der Sträfling nun ferngesteuert werden. Gesteuert wird er durch einen Gamer. Der Gamer, oder hier auch Fragger genannt, kann den Menschen voll kontrollieren, ihm jedoch auch die Kontrolle selbst überlassen. Die Sträflinge werden dann in verschiedenen Parcours ausgesetzt, die alle ein sehr montones Anglitz aufweisen. Sie bekommen Waffen, die jedoch erst freigeschaltet werden, wenn das Spiel eröffnet ist. Wer hier jetzt knackige Shootouts erwartet, der sei hiermit gewarnt. Es wird aus allen Rohren gefeuert, Menschen sterben wie die Fliegen, Explosionen, blutige Einschüsse in Massen und selbst Unschuldige Zivilisten gibt es in den Battles. Doch Neveldine und Taylor veranstalten hier eine Schnitt- und Stilmittelorgie, wie man sie schon lange nicht mehr gesehen hat. Es fällt einem extrem schwer, dem Geschehen zu folgen.
Auch wirkt es einfach übertrieben, einen Menschen und dessen gesamte Körperfunktionen steuern zu können. So hat Kable den 17-jährigen Gamer Simon (Logan Lerman), dessen Charakter einmal eine Rolle spielt und dann plötzlich fallengelassen wird. Aber mit einer plausiblen Story hatten Neveldine und Taylor schon immer ihre Probleme. Ausser Kable bleiben die Charaktere allesamt zu oberflächlich, Castles Machenschaften sind sehr leicht zu durchschauen und auch die Medienkritik will nicht so recht funktionieren. Auf der einen Seite kritisiert man das unmenschliche Verhalten, doch auf der anderen fährt "Gamer" selbst jede Form von Brutalität auf. Blutige Einschüsse, zerplatzende Köpfe, das Brechen von Genicken, Armen oder Beinen oder sonstige Hinrichtungen. Es beissen auch massig Unschuldige ins Gras. Neveldine und Taylor langen hier ordentlich zu, wirklich gut geworden sind die Nahkämpfe. Old schoolig gehalten, auf Martial Arts Einlagen wurde verzichtet und man hatte dort Gnade mit dem Publikum, denn es wurde nicht so hektisch geschnitten. Insgesamt kann man mit dem Actionanteil zufrieden sein, langweilig wird "Gamer" nie, aber spannend auch nicht.
Um bei Kable eine menschliche Seite aufzuzeigen, hat man ihm Frau und Tochter verpasst. Seine Frau Angie arbeitet bei "Society", da kann man die Kontrolle über einen Menschen im normalen Alltag übernehmen. Das Sorgerecht für Tochter Delia, ist Angie entrissen worden. Doch eigentlich sind die Beiden nur dafür da, um entführt zu werden, um so Kables finalen Rachefeldzug gegen Castle stärker zu untermauern. Zwischendurch kooperiert Kable mit der Untergrundorganisation, rettet seine Frau und findet in dem brutalen und ungesteuerten Sträfling Hackman (Terry Crews) einen würdigen Gegner. Leider ist das Finale dermaßen enttäuschend und die kleine Gesangseinlage vor dem Kampf einfach nur peinlich.
Aber die Sets sind wahrlich eine Wucht. Auf der einen Seite richtig trist und grau, auf der anderen Bunt und poppig. Da beissen sich die Farbkombinationen und auch die riesen Computerleinwände sind sehr beeindruckend. Hier beweisen Neveldine und Taylor schon Kreativität, auch der fetzige Score ist nicht von schlechten Eltern.
Gerard Butler war die absolut richtige Wahl. Hier ist nun mal ein recht emotionsloses Auftreten gefragt. In den Actionszenen verkauft sich Butler glaubwürdig. Michael C. Hall (Dexter, Paycheck - Die Abrechnung) spielt Butler locker an die Wand. Seine Verkörperung des Genies Castle ist herrlich unsympathisch und überzogen. Kyra Sedgwick (Daddy ohne Plan, Murder in the First) dagegen, ist völlig fehlplatziert. Alison Lohman (Drag me to Hell, Tricks) und John Leguizamo (The Happening, Spun) sind in Nebenrollen zu sehen.
Total übertriebene, oft auch unglaubwürdige Zukunftsversion. Die Medienkritik geht nach hinten los, auch nimmt sich "Gamer" viel zu ernst. Es ist und bleibt anspruchslos, die Action ist zahlreich vertreten und brutal. Allerdings oft verhunzt durch hektische Schnitte oder Stilmittel. Butler hat absolut das Zeug zum Actionstar, auch die oft variierende Optik kann gefallen. Trotzdem für mich ein sehr mäßiger Einstieg ins Kinojahr 2010.