<!--StartFragment -->Was einstmals als Romantische Komödie angekündigt und als quasi in die Moderne versetztes re-imagining von Tsui Harks von Kritikern und Publikum gleichermaßen geschätzten Peking Opera Blues verkauft wird, ist tatsächlich ein Groteskfilm ohne Geltungsanspruch einer Wahrheit. Der gelehrige Titel All About Women trifft dabei genauso wenig zu wie Arbeitsvarianten She Ain't Mean und Not All Women Are Bad, sondern konstruiert in einer Reduktionsform das falsche Bewusstsein einer radikalen Alternative. Zwar spielt der Film auf den ersten Blick im heutigen Beijing und handelt scheinbar von realen Menschen und ihren ebensolchen Problemen rund um die Liebe und die Nichtliebe, minimiert man diese Wirklichkeit aber schnell durch vollkommen illusorisches Schauspiel und lebensfremdes Erkenntnisinteresses. Was auch immer Tsui Hark und seinen Co-Autoren, den koreanischen Filmemacher Kwak Jae-Yong, welcher mit My Sassy Girl, The Classic, Windstruck weitaus genug eigene Reputation vorweisen kann, zu diesem brüchigen Fehlschluss hat hinreißen lassen, ist dabei leider genauso wenig herauszulesen wie die Botschaft des bewußtseinstrübenden Ganzen.
Denn auch wenn am Ende der [häufig geänderten und hinzugefügten] Geschichte Jeder Suchende seine Gesuchte findet, und umgekehrt, oder doch überraschend die lange Zeit ignorierte Unperson, so gelangen die nötigen Gefühle dafür doch nie zu einer wahrhaft greifbaren Form. Das Höchste der Hingebung und die Unendlichkeit von Empfindungen werden durch allerlei visuelle Spielchen zwar graphisch konkretisiert, bleiben aber schlechtgetrickste Effekte aus dem PC und befriedigen in dieser auf Dauer eher nervenden Abstraktion wohl kaum die Funktion des Pendeln zwischen schmerzvollen Leiden auf der einen Seite und dem sinnlichen Genuss auf der anderen. Am seelischen Tiefpunkt angekommen, in der Überzeichnung die objektiven Verhältnisse kennzeichnet, das Herzklopfen durch moderne Inszenierungsmittel pervertiert und die persönliche Subjektivität durch Synthetik abgelöst wird:
Ou Fanfan [ Zhou Xun ], Ärztin, 27 Jahre alt, leidet an Berührungsängsten und hat trotz der Sehnsucht nach Männern bisher noch keinerlei Erfahrung auf dem Gebiet. Dies ändert sich, als sie eines Nachts eine besonders wirksame Form von Sexualpheromonen entwickelt, die sie auch gleich bei diversen Bekanntschaften antestet. Darunter gehört auch der junge Rockmusiker Sima Xiao-gang [ Stephen Fung ], der dadurch verwirrt ein wichtiges Konzert verpasst und die Sängerin der Band, Tie Ling [ Kwai Lun-mei ] mächtig verärgert. Tie, 19, hat allerdings noch ganz andere Probleme, nämlich in dem "Asian King of Pop" namens X [ Godfrey Kao ] einen treuen Begleiter, der aber nur in ihrer Fantasie sie auf Schritt und Tritt flankiert und ihr durch diese Verhaltensstörung auch den Blick auf den sie real anhimmelnden Mo Qiyan [ Eddie Peng ] verwehrt. Mos Chefin und Cousine, die schwer reiche und auch bei Männern überaus erfolgreiche Geschäftsführerin Tang Lu [ Kitty Zhang ] wiederum, 31, braucht unbedingt die Unterschrift von Professor Wu Mong-gu [ Alex Fong ] unter einen enorm wichtigen Vertrag, fühlt sich darüber hinaus auch plötzlich von dem ökologiebewussten Exzentriker angezogen, muss dabei aber feststellen, dass dieser mehr auf ihre Sekretärin Tian Yuan [ Shen Chang ] fliegt.
Wer da nun Wen am Ende kriegt und ob überhaupt oder doch nicht, gehört noch mit zu dem Wenigen, was die Handlung an sich als Reiz bereithalten kann. Das Objekt allgemeiner Neugier muss sich dabei einen erbitterten Kampf mit den gleichfalls kollektiven Vorurteilen liefern, werden die Geschlechter und ihr ewig währender Zwiestreit doch mit einer großen Portion Reflexionslähmung gezeichnet. Zwar kann die Regie Raum und Zeit der Geschichte und somit auch den Anspruch auf Abbildung der Wirklichkeit rasch von ihrem Evidenzcharakter befreien und trifft der oftmals geführte Vergleich mit den komödiantisch bunten Parallelwelten eines Sex and the City oder The Women auch hierbei unmissverständlich zu, entlastet dies aber nicht von den Aufnahmeschwierigkeiten und folgerichtigen Frustation dieser künstlichen, aseptischen, irrelevant gewordenen Verhältnisse. Die Menschen sind entweder allein oder in einer Hierarchie, oder gleich Dystopie aus viel Weiß, viel Glas, viel Stahl in riesigen und ebenso leeren Räumen.
Wenn man dies als schwerelos freie Traumepisode in rein rhythmischer Prosakomposition und Antipathie gegen all das Gewöhnliche durchgezogen hätte, als impressive production values Fantasy, deren Verhaltensmuster man immer wieder mal kreuzt, hätte aus dem Ganzen mit entsprechender Spontaneität in der Niederschrift durchaus etwas werden können. Wohl möglich sogar problemlos. So begibt man sich aber in die Abhängigkeit von einer niemals vorhandenen Empathie und Sympathie, was mit jedem weiteren Satz misslungene Züge annimmt und lässt unterschiedlich angesprochene Themen wie Feminismus in sozialen und wirtschaftlichen Grundlagen, Umweltschutz, Kulturförderung, und dem Zwiespalt zwischen Institution, Impuls und Identität sang- und klanglos fallen.
Vor allem die fehlende Charakterisierung bzw. die bloß behauptet wirkenden Wünsche, Affekte und Intellekte der Figuren verhindern die Eigendynamik des mehrsilbigen Prozesses zwischen den Frauen und den Männern. Gerade die üblicherweise verdient hochgelobten Schauspielerinnen kommen nie in der extravaganten und einfach nicht stimmigen Rolle an. Vieles in der aufgedonnerten, gleichzeitig sterilisierten high octane wackiness Inszenierung, in der nur Frisuren-, Kleiderwechsel und Innendekoration etwas Kreativität versprühen, schreit nach latenten Spannungen und Höhepunkten, verpufft aber in einer wertlosen Versteifung ohne tiefere Bedeutung. Die Chemie ist weder zwischen den einzelnen Paaren und ihren Situationskontrasten noch den später folgenden Verkettungen spürbar, was sich auf die dramatische Relevanz und die Tragweite eines finalen Umschwungs verheerend auswirkt. Der erste Kuss nach gut 90 von 120min ist nah und trotzdem voll Distanz. Überhaupt strahlen nur Zwei, vielleicht Drei der Personenvielzahl so etwas wie Wärme in der sonstigen Isolierung aus, und dies sind ausgerechnet die Männer in dieser lustlos vereinigten Umgebung, nämlich Professor Wu und das Arbeitstier Mo, die sich aufgrund einer gewissen Natürlichkeit und trockenem Lyrismus der akkurat unsozialen Szenerie entziehen können. Und auch nur zwei, vielleicht drei bilderbogenhafte Szenen [während einer aus dem Ruder laufenden Wohltätigkeitsauktion] deuten das Potential an frequentierender Komik und Dramatik an, die bei aller hektischen Fülle sonst kaum Entsprechung finden.