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Eigentliche sollte man ja meinen, dass das Thema „Funsplatter“ mit Peter Jacksons „Braindead“ endgültig durch, weil nicht mehr zu toppen war. Dennoch erscheinen immer mal wieder kleine Perlen, die diejenigen, die ihren Spaß an blutrünstigen Zombiekomödien noch nicht verloren haben, durchaus zu erfreuen vermögen. Die norwegische Produktion „Dead Snow“ von Regisseur Tommy Wirkola aus dem Jahre 2009 ist so ein Exemplar, das über genügend handwerkliches Geschick, Humor und gerade noch ausreichend Originalität verfügt, um nicht nur pubertierenden Gorebauern zu munden.

Eine Gruppe Medizinstudenten möchte in einer einsamen Berghütte irgendwo in den Bergen Norwegens ihren Winterurlaub verbringen, bekommt es jedoch mit untoten Nazisoldaten zu tun, die seinerzeit auf ihrem Beutezug nach den Goldschätzen von der einheimischen Bevölkerung zum Teufel gejagt wurde.

Zunächst jedoch lernt man die Charaktere kennen, die einerseits gängigen Genreklischees zu entsprechen scheinen – Kunststück, macht „Dead Snow“ doch keinen Hehl daraus, sich vor seinen Vorbildern zu verbeugen und diese zu zitieren (einer der Protagonisten ist gar ein Filmfreak mit „Braindead“-T-Shirt) -, sich andererseits jedoch durch ihre nordeuropäische Natürlichkeit angenehm von den sonst üblichen Reißbrettfiguren abheben. Dadurch ist gewährleistet, dass bereits die recht lange Exposition (sie macht immerhin ca. die Hälfte des Films aus) gut unterhält, zumal der Humor (noch) nicht mit der Brechstange kommt, sondern sich eher subtil im Hintergrund hält. Ja, hier kommt tatsächlich so etwas wie Winterurlaubsstimmung auf, eine gewisse Nachvollziehbarkeit anstelle albernen Overactings und völliger Absurditäten bereitet behutsam auf das kommende Inferno vor.

Als dieses sich dann seine Bahn schlägt, wird das Tempo stark angezogen. Die überaus gelungene Masken- und Make-up-Arbeit, für die die Europäer im Zombiebereich schon immer gut waren, überzeugt sofort und fortan heißt es Splatter’n’Gore galore, wobei CGI nur sehr spärlich, beispielsweise bei ein paar Blutspritzern, Verwendung finden. Nun wird auch der verschärft geschmacklose Schenkelklopferhumor ausgepackt, der unsere Freunde angesichts der Zombie-Nazi-Invasion an Gedärmen hangeln, sich selbst Gliedmaßen abhacken etc., aber auch erstaunliche Nehmer- und Durchhalte-Qualitäten entwickeln lässt. Es wird gekämpft, gestochen, gehackt, geschossen, gesägt, überfahren, zerfetzt, zerquetscht... visuell stets sehr ansprechend, betont blutig und eklig und gnadenlos übertrieben. Doch auch die Unbeholfenheit so mancher Medizinstudenten muss für den einen oder anderen Gag herhalten, beispielsweise wenn es mit den Molotow-Cocktail-Wurf-Talenten nicht allzu weit her ist, weil man anscheinend zu selten an gewalttätigen Stundenprotesten teilgenommen hat.

Dass das ganze Spektakel in der schneebedeckten Gebirgslandschaft Norwegens stattfindet, verleiht „Dead Snow“ eine ganz eigene Optik und damit hohen Wiedererkennungseffekt, der Soundtrack greift gern auf metallische Kost in Landessprache zurück und im Gegensatz zu manch anderer Genreproduktion bleibt tatsächlich bis zum Schluss offen, ob überhaupt jemand und wenn ja, wer die braune Zombieapokalypse überleben wird. All dies trägt dazu bei, „Dead Snow“ zu einer gelungenen Mischung als altbekannten Genremotiven und originellen Alleinstellungsmerkmalen zu machen, die in ihrer Kurzweiligkeit als Partyfilm voll aufgeht. Sicherlich, die Nazi-Thematik hätte man noch weiter ausschlachten können, die wichtigste und in der Realität ja leider wahrhaftig immer wieder in Vergessenheit geratende Aussage ist aber unmissverständlich erhalten: Dass die vermeintlichen „Nationalsozialisten“ nichts anderes als geld- und goldgeile Ausbeuter, also Vertreter des Kapitalismus in ungeschönter Reinkultur, absoluter Zuspitzung und aller Konsequenz sind – zu schön, wie sie vor einem mit einem Hammer und einer Sichel bewaffneten Studenten zurückschrecken, haha.

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