Review

DØD SNØ (2009)
("Dead Snow")

Ein Film von Tommy Wirkola.

"Dein Großvater ist doch Halbjude. Die werden wohl kaum einen rekrutieren, der jüdisches Blut in sich hat."



Nazizombies auf der Suche nach gestohlenem Gold im idyllischen Norwegen? Aber gerne doch. Während ich vor einiger Zeit einen ersten Teaser zu "Dead Snow" gesehen habe, dachte ich mir: "Ja, das könnte recht witzig werden." Als ich mir dann aber heute nochmal den Trailer betrachtet habe und mir einige Stimmen zum Film durch las, klang es eher so: "WU! Her mit dem Ding!"

Doch was für eine Story wird hier eigentlich zum Besten gebracht? Eigentlich keine von Bedeutung. Erneut hat sich eine Gruppe von Studenten eine abgelegene Berghütte diesseits jeglicher Zivilisation eingenistet, um dort einen abenteuerlichen Urlaub zu verbringen. In diesem Fall zieht es eine junge Truppe in die verschneiten Wälder Norwegens, doch mit welchem bösen Spuk dieser Ort verbunden ist, stand leider nicht im Reiseführer. Hier kommen die eben erwähnten Nazizombies ins Spiel, die recht schnell mit einer Hintergrundgeschichte versorgt werden, sodass dem im Trailer versprochene Splatter-Fest folglich nichts mehr im Wege steht.

Aber was ist das? "Dead Snow" macht sich dem witzigen Teil seiner Storyline erst gar nicht zu Nutze. Regisseur Tommy Wirkola beginnt seine Horrorkomödie wie einen halbgaren, x-beliebigen Genrekollegen. Ein üblicher Spannungsaufbau, bei dem auch ein alter Kauz nicht fehlen darf, der die Jungs und Mädels vor dem Bösen in den Wäldern warnt. Das kann zwar als Hommage an eine handvoll Vorbilder verstanden werden - ein etwas korpulenter Student mit "Braindead"-T-Shirt und weitem Filmhorizont sowie einige "Evil Dead"-Zitate untermauern dies - aber die gesamte erste Dreiviertelstunde zieht sich wie zäher Kaugummi dahin. Witz, Spannung und sogar Blut werden zunehmend vermisst. Freilich ist Wirkolas ironischer Unterton erkennbar, jedoch werden bekannte Strickmuster nicht überzeugend durch den Kakao gezogen, sondern mehr oder minder genau so eingehalten. Somit machte sich erste Enttäuschung breit.

Doch danach folgte das versprochene Splatterfest! Und wie. Nachdem die wohl widerlichste Sexszene seit langem ein Ende findet, zeigt Wirkolas Streifen sein eigentliches Können und läuft zu Hochtouren auf. Wer bis dahin ausharrte, wird mit Splatter á la "Bad Taste" gemixt mit einem Hauch Slapstick á la "Evil Dead" belohnt. Aus „Dead Snow“ entwickelt sich recht schnell ein amüsanter Splatter-Ulk, der die erste Hälfte erstmal vergessen lässt. Die zweite Filmhälfte macht „Dead Snow“ zu dem Werk, was es ursprünglich sein wollte: Ein trashig vergnüglicher Partyfilm für alle Horrorfans. Gliedmaßen fliegen umher, das Blut spritzt in Strömen. Norwegens Wälder mutieren zum Blutbad. Hier zeichnen sich auch Make-Up und Effekte aus, die überraschend positiv ausfallen. Ebenso tauen die Protagonisten endlich auf und die Gags fangen an zu zünden.

Das Ende vom Lied ist, dass „Dead Snow“ das Gegenstück zu der Art Filmen darstellt, die ihr Pulver schon in den Anfangsminuten verschießen. Einen unglaublich behäbigen Start hinlegend, entpuppten sich die restlichen 45 Minuten als spritzige Unterhaltung, die der Zuschauer nicht verpassen sollte.

6 / 10

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