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Ein unsicherer, tollpatschiger Yakuza träumt nur davon, endlich das große Los zu ziehen und von allen Seiten anerkannt zu werden. Aber leider passieren ihm permanent Missgeschicke und letztlich wird er sogar von herumlungernden Jugendlichen im Park verhauen. Bei einem Job werden sein Godfather und er getötet. Plötzlich erwacht er aber wieder und die Hälfte seines Körpers besteht aus Stahl und Maschinerie. Ein verrückter Wissenschaftler hat seine Organe, die von seinem Godfather und eine Menge Stahl zu einem unbesiegbaren Yakuza-Cyborg zusammengebaut. Der Rachfeldzug gegen seine Mörder beginnt....

Betriebsanweisung für Full Metal Yakuza: Ein paar Kumpels einladen, Kiste Bier kaltstellen, dann noch Knabberzeug und ab dafür. Full Metal Yakuta ist Pocorn-Kino par excellence. Mit Sicherheit alles andere als anspruchsvoll, aber mit Souveränität, Routine und Spaß inszeniert und effektvoll in Szene gesetzt.

Es handelt sich um eine Direct-to-Video-Produktion, d.h. ein Kinoeinsatz wurde gar nicht erst mit einkalkuliert. Solche Filme sterben bei uns im Westen leider komplett aus. Was waren das noch für unglaubliche Zeiten, als man Titel wie „Counterforce 4 – Sie töten, um zu überleben“ oder ähnliche Gülle in unseren Videotheken entdecken konnte. Nicht dass einem durch deren Aussterben wirklich etwas fehlt, aber sie waren der Humus auf denen die guten Action-, Horror-, Kampfsport-, Kriminalfilme gedeihten. Und außerdem verbarg sich so manch eine echte Perle hinter den unsäglichen deutschen Titeln. Aus dieser Tradition entspringt Full Metal Yakuza und gehört zu eben jenen Perlen.

Denn:
Die Inszenierung ist rasant, mit gutem Timing, schnörkellos, dafür aber trotzdem mit der gebotenen Sorgfalt, nicht ohne die Figuren vernünftig zu berücksichtigen, mit harten und blutigen Spezialeffekten und nicht ohne Trash-Charme. Die Darsteller bewegen sich auf gutem Niveau, verbergen sich doch zumeist altgediente Miike-Mimen hinter der Darstellerliste. Das in der Mitte des Films angesetzte Liebesdrama funktioniert sogar ganz vorzüglich und bereitet das wirklich böse und rasante Finale ganz hervorragend vor. Einige fiese kleine Bondageeinlagen werden vor dem finalen Gemetzel zum besten gegeben, wo es dann aber richtig zur Sache geht.

Der Plot ist natürlich komplett bei Filmen wie ROBOCOP und TERMINATOR adaptiert und ins japanische Mangauniversum übersetzt. Einflüsse von TESUO sind zu erkennen, jedoch durch ironische Brechungen sofort wieder außer Kraft gesetzt. Trotzdem schön, dass es Miikes Anspruch ist, selbst in einer solchen Produktion, den Figuren im Ansatz Tiefe und Glaubwürdigkeit zu verleihen. Miikes Stammthema des Außenseiters wird auch hier zum Teil schon fast tragisch beleuchtet.

Die Bild- und Tonabteilung arbeiten genre-typisch effektiv. Die Kameraführung ist unauffällig und dem Produktionsanforderungen angemessen, während Kôji Endôs Musik sich in Teilen komplett am bekannten TERMINATOR-Thema bedient.

Alles in allem kein Film für die Insel, aber 100 min meines Lebens in denen ich mich wohlgefühlt habe.

Eine Veröffentlichung im Westen gibt es leider nicht. Wer kann, besorge sich die japanische DVD (ohne Untertitel), durchforste das Internet oder greife auf eines der kursierenden Bootlegs zurück.

Mirco Hölling (03.07.2003)

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