In der heimeligen Vorortsiedlung Sunshine Hills geht der Butzemann um: Regelmäßig werden junge Mädchen entführt, und irgendwann als verstümmelte Leichen wiedergefunden. Allerdings redet niemand darüber, das Geschehen wird als urbane Legende abgetan, selbst von der Polizei. Der 14-jährige Daniel, der rettungslos in seine manipulative Nachbarin Suzie verliebt ist, soll auf ihr Geheiß hin das Rätsel lösen: Wohin sind die Mädchen verschwunden? Was hat das mysteriöse Haus Nr. 46 damit zu tun? Wer wohnt dort? Warum steht die Bewohnerin immer den ganzen Tag am Fenster? Was machen die anderen Nachbaren nachts, wenn die Straßen leer sind und die Privatsphäre gewahrt bleiben sollte? Danny zieht mit seiner Kamera los, heimlich in die Wohnzimmer fotografierend. Er lernt auch die Bewohnerin von Nr. 46 kennen, Jennifer, die allerdings ein Geheimnis zu umgeben scheint. Danny meint, dass Jennifer seine Mutter sei, die kurz nach seiner Geburt gestorben sein soll, und von der es kein einziges Bild im Haus gibt. Selbst die Lebensgefährtin seines Vaters, des örtlichen Polizisten, weiß nichts über das Geschehen mit der Mutter vor 14 Jahren …
BEAUTIFUL hat drei große Nachteile. Zwei davon sind die maue deutsche Synchro sowie der Umstand, dass der (gute) Hauptdarsteller Sebastian Gregory aussieht und agiert wie Elijah Wood als Frodo. Zum dritten Nachteil komme ich noch. Aber bis dahin schwelge ich in wunderschön fotografierten Bildern, in herrlichen Oberflächen, die sich bei näherem Hinsehen als Hort des abgrundtief Bösen entpuppen, und an Schauspielern die wirklich was drauf haben und viel Können zeigen. Vor allem David Lynchs BLUE VELVET wird hier zitiert und hommagiert (nennt man das so?) bis zum Umfallen. Wir haben also traumhafte Kamerafahrten über weiße Häuser, kleine Tiere, liebevoll herausgearbeitete Details wie etwa Isolatoren an Stromspannungsleitungen, … Eine friedliche Idylle, die mit sanftem Lächeln das Grauen bedeckt.
Und damit kommen wir zum dritten Nachteil: Der Handlung. Es ist ja beileibe nicht wirklich schlecht, was einem hier aufgetischt wird, aber ein wenig mehr Eigenständigkeit und Denkarbeit bei der Erstellung des Drehbuchs hätte wirklich not getan. Die Figuren sind sehr schnell durchschaubar, die Abläufe entbehren ernsthafteren Twists (was das ganze etwas vorhersehbar macht), und der Schluss, also die letzten 20 Minuten, scheinen drehbuchtechnisch einer Sauforgie zum Opfer gefallen zu sein. Ich kann mir vieles schön reden und in viele Dinge irgendwelche Sinnhaftigkeiten hineininterpretieren, aber hier tue ich mich extrem hart. Max und Jennifer sind und bleiben MacGuffins, die nur dazu da sind das Böse zu illustrieren, Jennifers Tod ist merkwürdig, Daniels Reaktion darauf noch viel mehr, und das Ende von Daniels Vater (in der Standardversion) ist partout nicht mehr erklärbar (in der Alternativversion mit etwas Mühe noch eher). Und als Krönung kommt dann zu guter Letzt noch ein Monolog, der mehr Fragen aufwirft als die ganzen ersten 90 Minuten miteinander. Ich habe keine Probleme mit Filmen die offene Handlungsstränge hinterlassen, oder nicht alle Fragen beantworten. Aber in der letzten Minute noch einen Handlungsstrang in Form von offenen Fragen zu BEGINNEN, das kann ich nicht wirklich gutheißen.
Überhaupt habe ich das Gefühl, dass O’Flaherty in seinen Regieerstling einfach zu viel hineinpacken wollte, zu viele Geschichten erzählen wollte, und irgendwann selber den Überblick verloren hat. Nun ja, den Juroren mehrerer Filmfestivals hat es anscheinend gefallen (was nichts Gutes über Filmjuroren verrät), aber ich persönlich habe am Schluss ernsthaft den Gefallen verloren an dem großen Nichts, das hier mit schönen Bildern überdeckt wurde.