Review

Beautiful
(I-On/Störkanal) 

Das mittlerweile nur noch punktuelle in Erscheinung treten der Regielegende David Lynch (Twin Peaks, Blue Velvet) hinterlässt ein großes Loch im filmischen Bereich des „hinter der schönen Fassade lauert das abgrundtief Böse“. Somit wurde es echt Zeit, endlich mal einen ähnlich gearteten Film zu entdecken, der dieses Loch füllt. In seiner 12ten Veröffentlichung zeigt störKANAL nun den mehrfach preisgekrönten (unter anderem in Kopenhagen, Seoul und Adelaide) Film Beautiful von Regisseur Dean O’Flaherty, dem genau dieses gelingt. Mit einer bestechenden Edeloptik erschafft der Regisseur eine geleckt saubere, spießige Oberfläche, unter der jedoch das Böse immer wieder seine Krallen ausstreckt.
Die Geschichte wird aus der Perspektive des schüchternen 14-jährigen Daniel erzählt, der mit der sehr hübschen aber manipulierenden Suzy die Nachbarschaft erkundet. Immer öfter verschwinden Mädchen in der Gegend, was hat es mit dem geheimnisvollen Haus am Ende der Straße auf sich, und warum steht dort eine mysteriöse Dame den ganzen Tag am Fenster und beobachtet die Umgebung? Daniel gerät, auch auf Grund seiner Faszination von Suzy, die ihn immer weiter drängt, in einen schon beinahe surreal anmutenden Strudel aus Gewalt, Sex und Missbrauch, der ihn immer mehr in Gefahr bringt.
Was Beautiful so besonders macht, erst recht, wenn man bedenkt, das es sich hier um ein Regiedebüt handelt, ist der Punkt, das sich vieles der Geschichte in für den Zuschauer nicht sichtbaren Bereichen befindet. Es werden Andeutungen gemacht, Teile erblickt, den Rest malt sich der Betrachter jedoch in seiner Fantasie aus. Dies ist hier die absolute Stärke des Filmes, denn so entsteht auch für den Zuschauer, der das Geschehen ja mit den Augen eines Jungen sieht, eine filmische Sogwirkung, bei dem das Wissen um Realität und Fiktion oftmals auf die Probe gestellt wird, man sich immer wieder neue Lösungsmöglichkeiten ausdenkt, aber oftmals auf der falschen Fährte ertappt, aber eines eben nicht kann: der Geschichte und ihrer Faszination zu entziehen.
Die Veröffentlichung ist auf der technischen Seite makellos. Der Bonussektor der schön aufgemachten DVD (Verpackung im ästhetischen Schuber) bietet neben einem Blick hinter die Kamera noch geschnittene Szenen und ein zehnseitiges Booklet mit Bildern und einem Interview mit dem Regisseur Dean O’Flaherty.
Beautiful ist ein wirklich beeindruckendes Debüt mit charismatischen und hervorragenden Darstellern und einer betörenden Optik. Ein bildgewaltiger, verstörender aber mitreißender und niveauvoller Film eines Regisseurs, den man im Auge behalten sollte.  

CFS

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