Review

Im Kino vollends untergegangen, auf DVD kaum beachtet, aber von den Betrachtern meist positiv erwähnt – mit „She’s Out of My League“ flog da eine überraschend brauchbare Komödie unter dem Radar.
Das mag daran liegen, dass die Prämisse vom Nerd, der sich in die Traumfrau verknallt, offenkundig alles andere als neu ist. Dabei nimmt sich „She’s Out of My League“ des Themas selbstreflexiv an, da alle Figuren die Überwindung des Klassenunterschiedes für eine Erfindung Hollywoods halten und sich sowie andere auf einer Wertungsskala von 1 bis 10 verorten. Hauptfigur Kirk (Jay Baruchel) wird als 5 eingestuft, wobei neben dem Aussehen noch Nettigkeit und Witz (als Plus) sowie sein klappriges Auto (als Minus) einfließen.
Molly (Alice Eve) hingegen geht als „perfect 10“ durch, ist sexy, gewitzt und beruflich erfolgreich, weshalb Kirk ebenso wenig wie die Nebenfiguren daran glaubt, dass sie sich für ihn interessieren könnte. Er ist aber der einzige, der sie nicht auf billige Weise anmacht, sie nicht als Sexobjekt sieht und gerade dadurch punktet – was natürlich wieder einem Hollywoodideal entspricht, welches „She’s Out of My League“ aber durchaus ansprechend verpackt.

Problematisch wird es dann nur als Kirk zwar auf Mollys Werben einsteigt, sich dann aber von Selbstzweifeln sowie den Gelaber seiner Freunde, Molly sei nicht seine Liga, beeinflussen lässt…
Vielleicht ist seine fehlende PR der Grund, warum „She’s Out of My League“ ein unterm Strich so sympathischer Film ist, denn zwar ist Jim Field Smiths Film nicht das nächste große Ding, aber doch ein kurzweiliger, mit dem richtigen Tempo erzählter Film über Schubladendenken und dessen negative Folgen, da es eben die üblichen Komödienhindernisse wie ernsthafte Nebenbuhler oder solche Scherze sind, die das Glück der Protagonisten behindern, sondern die Tatsache, dass sie eben (angeblich) nicht in der gleichen Liga spielen – oder um es harsch zu formulieren nicht gleichwertig im Sinne der 10er Skala sind.
Das Happy End kommt natürlich noch, natürlich ändert sich ein wenig was, denn der Flughafenangestellte Kirk rafft sich tatsächlich auf um etwas mehr aus seinem Leben zu machen und seinem Pilotentraum näher zu kommen, aber „She’s Out of My League“ bleibt auf erfrischende Weise im Rahmen, verzichtet auf groben Kitsch und kann sich auf meist stimmiges Figureninventar verlassen: Kirks Freunde und Mollys beste Freundin lassen sich zwar oberflächlich in Schubladen stecken, gleichzeitig werden die Klischees aber angenehm gebrochen: Ausgerechnet der Dicke (also der Notenskala nach der Unattraktivste) hat eine feste Beziehung auf die Kette gekriegt und der scheinbar so prollige beste Kumpel Kirks, Stainer (T.J. Miller), kann am Ende mit einer recht genauen Einschätzung von Kirks Situation aufwarten.

Bis dahin ist der Weg mit einigen Pleiten, Pech und Pannen gepflastert, die mit Ausnahme zweier Szenen (vorzeitige Ejakulation, Intimrasur) aber nicht dem aktuell modernen, Gross-Out-Slapstick anhängen – und bei der Rasur wird auch nur angedeutet, nie gezeigt. Der Witz ist charmant, fährt zwar kaum Oberbrüller auf, weiß jedoch mit putzigem Slapstick, recht pointierten Dialogen und Timing aufzuwarten. Lediglich Kirks groteske Proletensippe, die auch noch Kirks schreckliche Ex-Freundin mitsamt neuem Macker bei sich aufgenommen hat, fällt da in ihrer Überzogenheit aus dem Rahmen, der sich sonst eher betont down to earth gibt. Zudem sind die Gags etwas platt (auch wenn sie teilweise funktionieren), sodass der Film in den Familienszenen am wenigsten punkten kann.
Jay Baruchel gibt mal wieder sympathischen Loser und kann da trotz Typecasting punkten, während Alice Eve diverse Blondinenklischees spritzig gegen den Strich bürstet, aber dann doch nicht ganz soviel Profil wie manche Kollegin entwickeln kann. Beim Supportcast fällt vor allem T.J. Miller extrem positiv auf, doch auch der Rest schlägt sich durch die Bank weg brauchbar.

Das nächste heiße Ding ist Jim Field Smith unterm Strich nicht gelungen, jedoch eine erfreulich nüchtern und sympathisch erzählte RomCom ohne große geschmackliche Ausfälle. Teilweise selbstreflexiv, plottechnisch aber nicht zu originell, das gibt 6,5 Punkte meinerseits.

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