Für Thirtysomethings gibt es gar nichts im Kino (außer man ist mental schon im Meryl-Streep-macht-jetzt-Comedy-Modus), also muß man schon dankbar für Filme über Twentysomethings sein. Und wenn dann ein Regisseur wie Jim Field-Smith ankündigt, zwar eine Liebeskomödie umzusetzen, die aber ein klein wenig anders als gewöhnlich zu stricken, dann bin ich ja schon fast interessiert.
Also ran ans altgebackene Pärchenschema: linkischer Kleiderbügel von Typ mit extrem devolutionärer Familie heult immer noch seiner nerdigen Exfreundin hinterher und stolpert dann prompt bei der Ausübung seines Jobs (Flughafensicherheit) über eine freundliche, alles Männliche umpustende Blondine, die ihn fortan verstärkt daten möchte, was erst keiner fassen kann und später keiner fassen will.
Die Welt muß erstmal überzeugt werden, bis dann nach dem unermüdlichen Zuarbeiten der Umwelt irgendwann auch dem zuversichtlichsten Nerd die ersten Zweifel aus der Tasche wachsen.
Wenn das ein Plot ist, dann ist er klein, vorformatiert und überschaubar - nichts daran ist jetzt ausgesprochen superneu oder sonderlich originell, aber das war "Vom Winde verweht" auch nicht (Frau liebt den falschen Mann!). In so einer Situation machen Regisseure jetzt für ihre hormonell gesteuerte Zielgruppe rund um die Volljährigkeit meistens den Fehler, solche Konstellationen mit irre schrägen Nebenfiguren und jeder Menge Pipikaka anzureichern, weil das das Einzige zu sein scheint (oder Hollywood noch glaubt, das es so ist), was diese Leute zum konzentrierten Fünf-Minuten-Zusehen bringt.
Um jetzt die Enttäuschung gleich abzuarbeiten: das ist hier nicht anders, außer daß die Figuren alle schon so Mitte zwanzig bis kurz vor die dreißig sein sollen. Aber manchmal kommt es eben einfach darauf an, wie etwas präsentiert wird, nicht so sehr was. Und da hat Field Smith durchaus so seine Stärken ausgespielt.
Zunächst hat er sich mit Jay Baruchel einen durch Nebenrollen gestärkten aufstrebenden Komödianten gesucht und ein hübsches Mägdelein. Dann noch jede Menge unverbrauchte Gaststars aus dem TV oder aus Filmen wie "Cloverfield" und dann den Plot möglichst so gestaltet, daß man sich nicht ununterbrochen wegen uralter Pointen vor die Stirn kloppen muß.
Dabei ist das ganz einfach, indem man einfach die Erwartungen ein bißchen umschifft: Baruchels "Kirk" ist zwar ein nerdiger Hungerhaken, aber weder doof oder ungeschickt, maximal etwas linkisch. Alice Eves "Molly" hat man den Bitch-Faktor entzogen und den Standardkumpels von der Arbeit eine Generalüberholung verpaßt: der Schönling hat kaum was zu sagen, der lustige Dicke hat den höchsten Vernunftsanteil und die einzige feste Beziehung und der Sportlerklotz ist durchaus zum Denken fähig.
Daraus läßt sich schon einiges machen, vor allem wenn man hauptsächlich daran interessiert ist, den Ton eines Films komisch zu färben, ihn amüsant zu machen, außer bis zum Tod um irgendwelche kurzen, aber krassen Gags zu kämpfen.
Natürlich gibt es auch dafür hier Aussetzer, vor allem die geradezu degenerative Familie ist der Bodensatz an Klischees, wird aber nie so eingesetzt, daß es den Film erdrückt - allein Lindsay Sloane als wendige Ex hätte ein bißchen mehr soliden Anstrich vertragen können.
Was sonst noch so passiert, ist eigentlich eine Kuriosität von Romanze, aber behutsam erzählt und mit wenig Peinlichkeiten garniert.
An Grossouthumor fallen maximal eine etwas obszöne Schmuckdose, eine vorzeitige Ejakulation samt anhänglichem Hund und eine Intimrasur auf, doch stets hält sich der Regisseur zurück, melkt den Witz aus den Situationen, die er nur indirekt und ironisch zeigt, ohne derbe Details oder Bloßstellungen.
Der Rest hat durchaus realistische Züge, denn die Grundkonstellation kommt tatsächlich ja manchmal so vor, selbst wenn die optischen Unterschiede nicht ganz so deutlich erscheinen. Probleme mit dem Selbstbewußtsein, dem Selbstverständnis und dem Aussehen trägt fast jeder mit sich herum und was schlußendlich als gegensätzliche Positionen aufgefahren wird, um die beiden Seiten zu erklären, hat ebenfalls Hand und Fuß.
Schwächeln tut der Film nur da, wo er filmisch sein Thema unbedingt unterstützen will. Baruchel, der hier recht patent spielt, kommt als dermaßen linkischer Hungerhaken daher, daß es schon gewollt wirkt, während Alice Eve, obschon eine hübsche Blondine (allerdings gegen das Klischee intelligent, erfolgreich und zielstrebig), nicht ganz so traumhaft aussieht, wie uns alle Männer in diesem Film immer glauben machen wollen. Letztendlich bleibt so der Klassenunterschied zwar gewahrt, aber etwas mehr Besonderheit beim weiblichen Geschlecht und etwas mehr staubtrockene Normalität beim Mann (man hätte da lieber einen Zach-Braff-Typ gesehen...oder Zach Braff persönlich), hätte dem Film gut getan, noch realistischer zu wirken.
Aber schlußendlich mußte die Produktion ja auch ein Zielpublikum bedienen, so daß die Story dann doch ein bißchen komödienhaft aufgerüscht werden mußte, allerdings bleibt der Film über die ganze Zeit in der Spur - falls man also die Charaktere nicht total ablehnt, bleibt ein durchgehend komischer Streifen von sympathischem Zuschnitt und beachtlichem Charme, der die Erwartungen an die Abfolge meistens unterläuft.
Sicherlich, es ist kein "Nick und Norah", er geht nicht zu Herzen durch einen Hauch streetwisen Realismus, dafür sind allein die Familienmitglieder noch zu sehr Karikatur, aber als leichter Appetithappen ohne Geschmacklosigkeiten der gröberen Art, winken wir "She's out of my league" mal nett durch den Metalldetektor. (6,5/10)