Review

Braucht irgendjemand wirklich ein Prequel zu einem Erfolgsfilm?
Mir ist die Notwendigkeit solcher Unterfangen (auf erzählerischem Sektor) immer noch noch nicht schlüssig, aus montetären Gründen macht das aber durchaus Sinn: man kann unbekanntere Schauspieler besetzen (die nicht beim dritten Teil Mega-Gagen fordern), hat auf die Schnelle ein Standarddrehbuch bei der Hand, das man aus Fingerzeigen des Original zusammenbasteln kann und der Erfolgsregisseur hat die Möglichkeit, sich den Po anderswo zu wärmen (bei einer noch grösseren Produktion), während der Ausstatter, FX-Mann oder Make-Up-Maler mal seinen Debutfilm inszenieren darf.
Und ja, Patrick Tatopoulos, hat diese drei Jobs bereits mehrfach ausgefüllt, da kann er auch gleich den Rest erledigen.

Und so wird „Underworld 3“ dann unkomplizierterweise auch einfach eine muntere B-Film-Kreuzung aus „Romeo und Julia“ und „Spartacus“, bei dem uns nicht nur in kurzen Insert-Rückblicken gezeigt wird, wie die Vampire vor einem flotten Jahrtausend oder so die Lykaner (Mensch-Wolf-Hybriden oder Werwölfe für die uncoolen Zuschauer) züchteten, um eine agressive Dienerrasse zu haben, in dem hundertfach durchgekauten Irrglauben, sie könnten sich den Dienern dann gegenüber wie die Axt im Walde benehmen, obwohl sie stark, schnell und intelligent sind.

Die Erstschöpfung Lucien (Michael Sheen, noch als Sonnyboy in „Frost/Nixon“ in Erinnerung als zotteliger Augenroller und Testosteronspringbrunnen) versteckt denn auch bei Vampirfürst Victors Töchterlein Sonja öfters mal auf den Zinnen das Würstchen, was natürlich Tabu und Igittegitt beim degenerierten Lutscheradel bewirkt. Die renitenten Gegenmaßnahmen enden dann in Tod, Verderben und der gesegneten Aufreiberei aller dort ansässigen Langzähne, während die Wuschels künftig einen auf Robin Hood machen wollen.

Das ist zwar prima Stoff, wenn auf so nachtschwarze Kunstfilme steht, in denen Ketten, Metall und bleiches Make-Up die Gothicfans so richtig abgehen läßt, aber bei knapp 90 Minuten Spielzeit auch nicht eben abendfüllend. Die Lykaner, die in den Vorgängern doch eigentlich eher als geifernde Haudraufs bekannt waren, geben hier die personifizierte Menschlichkeit wider dem Sklavenhandel, während Bill Nighy sein erlesenes Kantengesicht freundlichst noch mal mit Kontaktlinsen präsentiert, außer starren Moralvorstellungen aber wenig zu verschenken hat.

Sheen ist ein besserer männlicher Lead als der endlos schwache Scott Speedman, jedoch verkommt Rhona Mitras Auftritt als Heroine dann doch eher zur gewollten Kate-Beckinsale-Kopie, nur mit weniger Latex und mehr Rüstung.
Und dennoch: das ist solide produziert, wenn es auch bitte hochauflösend betrachtet werden muß, da man sonst keinen Bärenarsch erkennen kann. Es rasselt und scheppert ordentlich im Mittelalterland und wenn gekämpft wird, wird auch ordentlich geschlachtet – die PC-Herkunft verschleiert der finstere Look ganz akzeptabel.

Ergo arbeiten sich hier alle ordentlich einen ab und es ist auch leidlich gute Unterhaltung – sollte nur mit gebührender Distanz zu den Vorgängern (Nachfolgern) betrachtet werden, da hier nüscht passiert, was wir in Teil 1 hätte wissen müssen (da kann der kurze Beckinsale-Insert am Ende auch nichts retten). Auch ohne Vorfilme kann man sofort ahnen, worauf das hier alles hinausläuft, insofern sieht man nur wohlvisualisierte Investitionen für Fans, der Rest rätselt bei dieser netten Mär sicherlich, wo Größe und Bedeutsamkeit wohl hin sind – vermutlich sonnen die sich irgendwo am Strand. (5/10)

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