Kurzinhalt
Nie wieder Schmerz – statt Schmerz, ein wunderbares und angenehmes Gefühl. Eine befreiende Erlösung für die gesamte Menschheit, möglich durch ein neues Mittel, erschaffen von einem Jungen. Zum Beobachtungstest verabreicht er es, im Geheimen, drei jungen Mädchen. Ihren Schmerz spüren sie nun mehr nur als dieses schöne Gefühl – am liebsten ununterbrochen. Das Ergebnis … ist katastrophal. Aber bei einem der Mädchen zeigt es keine Wirkung…
Detailinhalt (Spoiler)
We can now spend the day with a feeling of blue skies and spring. (Eiji)*
Der Film beginnt im kargen Dachzimmer des jungen Eiji, der bei seinen Experimenten ein neues Mittel entdeckt hat, mit dessen Hilfe es möglich ist jegliches Schmerzgefühl ins Gegenteil zu verwandeln. Zu Ehren seines toten Vaters, der ebenfalls Wissenschaftler war, nennt er die Entdeckung „Myson“. Auch seine Mutter arbeitet als Wissenschaftlerin und ist zurzeit an einem Mittel zur Empfängnisverhütung beschäftigt. Das Mittel befindet sich in der letzten Testphase und soll dazu drei Mädchen zum Versuch gespritzt werden. Eiji besucht seine Mutter im Labor. Dabei mischt er unbemerkt sein Myson mit dem anderen Mittel, und beobachtet später, vom Gebäude gegenüber, die Infusion mit seiner Videokamera. Dabei wird er von einem der drei Mädchen entdeckt, die sich aber davon nichts anmerken lässt.
So you don’t sleep at all? (eines der Mädchen)
Etwas später stellt sich heraus, dass dieses Mädchen, Rika, an Schlaflosigkeit leidet. Ebenso findet sich an den anderen beiden Mädchen eine außergewöhnliche Obsession. Während der einen das Essen größtes Vergnügen bereitet, erfreut sich die andere an ihrem eigenen Aussehen. Rika, das Mädchen mit der Schlaflosigkeit, kann ohne Schlaf auch nicht träumen, und flüchtet sich stattdessen in einen traumähnlichen Zustand, indem sie in ihrer Wohnung, über eine VR Brille, eine Verbindung mit einem Kaktus eingeht. Eiji setzt unterdessen seine Videobeobachtungen der Mädchen fort. Diesmal filmt er sie in ihren Wohnungen, unbemerkt vom gegenüberliegenden Dach.
You’d never call it paradise again. (Rika)
Besonders hingezogen fühlt er sich zu Rika. Er verfolgt sie, doch in einer U-Bahnstation konfrontiert sie ihn damit. Zwischen den beiden beginnt sich eine Freundschaft zu entwickeln, und sie gehen gemeinsam in einen Park – Rikas meistgehassten Ort. Dort erzählt das Mädchen ihm von ihrem Problem. Verursacht durch die Krankheit besitzt sie ein verbessertes Gehör, mit dem sie sogar die Geräusche der Pflanzen und kleinen Insekten hören kann. Im Park sind diese Stimmen unerträglich für sie, sie hasst dadurch alles Lebendige und am Ende auch sich selbst. Einzig mit ihrem Kaktus versteht sie sich. Ein Kaktus, der nicht spricht weil er, im Gegensatz zu ihr, ständig schläft. Sie führt Eiji in ihre Wohnung, und lässt ihn mit der VR Brille Kontakt zum Kaktus aufnehmen. Er träumt vom weiten Ozean mit einem kleinen Boot darin, und wird von einem Kuss Rikas wieder zurückgeholt.
What is this? A human brain? It’s full of endorphin. (Eijis Mutter)
Während das Myson bei ihr keinerlei Effekt zeigt, wirkt es bei den anderen beiden Mädchen umso intensiver. Das, von ihrem Aussehen faszinierte, Mädchen bemerkt das neue angenehme Gefühl zuerst beim Ausreißen eines Haares. Das andere Mädchen, mit des Essvorliebe, entdeckt die Wirkung, als sie sich beim kochen in den Finger schneidet, und das Blut genüsslich aufsaugt. Doch bei diesen kleinen Verletzungen bleibt es nicht, und die beiden Mädchen verfolgen das neue Gefühl immer weiter und fügen sich dabei mit jedem male schwerere Verletzungen zu. Das eine Mädchen verziert ihren Körper indem sie ihn an allen Stellen mit Schmuck pierct und sich dabei ständig mit Nadeln weitere Verletzungen zufügt. Das andere badet anfangs ihre Hand in kochendem Öl um sie darauf zu essen, und fängt weiter an sich selbst mit Gabel und Messer aufzuessen. Sie schneidet Teile ihrer Geschlechtsorgane ab, entfernt eines Ihrer Augen und verzehrt alles unter größtem Genuss. Dabei bemerken die beiden nichts von den verheerenden Auswirkungen ihrer Selbstverletzungen.
We’ll break through time and space and head for the Kingdom of Light. (Eijis Vater)
In der Zwischenzeit sieht sich Eijis Mutter vergangene Erinnerungen aus einem alten Film von ihr, gemeinsam mit ihren Mann an. Er forschte an dem Erreichen ewigen Lebens, durch das Eintreten ins Licht, doch erhielt er dabei keine Unterstützung seiner Frau. Im Film sind die beiden, kurz vor Eijis Geburt, am Strand, bis der Vater plötzlich ein Licht am Meereshorizont sieht. Er nähert sich ihm langsam, und verschwindet im Nichts.
I wanted to make a drug for eternal happiness. (Eiji)
Mittlerweile entdeckt Rika ihre beiden schwer verletzten Freundinnen. Auch Eiji ist entsetzt um den verheerenden Fehlschlag, den sein Versuch mit dem Myson verursacht hat. Nachdem auch die Mutter vom Tod der beiden Mädchen erfahren hat ruft sie Rika zu sich ins Labor, um an ihr Untersuchungen vorzunehmen.
My dream has ended. (Eiji)
Eiji und Rika treffen sich später in der Wohnung des Mädchens. Eiji spritzt sich den Rest des Mysons, die beiden verbinden sich mit den VR Brillen und schlafen miteinander. Dabei stellt sich heraus, dass die beiden verletzten Mädchen am Ende von Rika getötet wurden, die auch Eijis Mutter im Labor schwer verletzt hat, indem sie ihr den gesamten Bauchbereich weit aufgeschnitten hat. Am Ende des Liebesaktes tötet Rika auch Eiji mit einer Klinge. Kurz vor dem Tod der Mutter sieht sie wieder ihren vor Jahren verschwundenen Mann, er klettert in ihren aufgeschnittenen Bauch, verschließt in hinter sich, und die beiden verschwinden. Rikas Kaktus zeigt Blüten, und die letzte Szene verschwindet im hellen Licht.
The dream hast not endet yet. (Eijis Sohn)
Ein paar Jahre später – in der Wüste, ein Wohnmobil und daneben wieder ein Kaktus. Rika hat nun einen Sohn, Eiji – genannt nach seinen Vater, und genau wie seine Vorväter führt der Sohn die Gedanken weiter. Wieder mit der Videokamera in der Hand. Rika fährt mit einem Motorrad durch die Wüste und versprüht dabei ein Mittel, während der kleine Eiji am Dach des Wohnmobils mit Videokamera und einem Tonbandgerät sitzt. Mit welchem Mittel die Wüste besprüht wird ist nicht klar. Ob es sich wieder um Myson handelt oder um ein neu entwickeltes Mittel. Und auch ob das Tonbandgerät aufnehmen oder abspielen soll, ist ungewiss. Ein Tonbandgerät vielleicht um die letzten Geräusche der Pflanzen und Tiere aufzunehmen. Das Mittel dann möglicherweise ein Wachstumsmittel um einsame Wüste mit Leben zu füllen, oder vom letzten Leben zu leeren.
*Zitate aus den englischen Untertitel
Interpretation
Der Titel
Hier gibt es wieder einmal ein schönes Beispiel für einen in der Übersetzung verunstalteten Titel. Nicht, dass der Titel „Naked Blood“ so schlecht wäre (einzig mit dem Vortitel Splatter: ist er es), und überhaupt wäre der Originaltitel unmöglich 1:1 übersetzbar, aber der originale Titel strotzt nur so voller Wortspiele und Hinweise auf den Filminhalt, dass man sich auf jeden Fall einmal damit befassen sollte. Meine Japanischkenntnisse bewegen sich zwar irgendwo zwischen ganz wenig bis fast nichts, also kann ich keine 100%ige Garantie auf eine richtige Übersetzung geben, aber ich hoffe es trotzdem ganz gut erwischt zu haben.
„Megyáku: Ákuma no yorokóbi“ Die Phrase nach dem Doppelpunkt heißt in etwa so viel wie „Teufel der Freude“, und steht somit in direktem Bezug zu den negativen Auswirkungen der Droge. Etwas detaillierter wird es im eigentlichen Titelnamen „Megyáku“. Dieser besteht aus den beiden Teilen „me“ und „gyáku“, wobei „me“ sowohl für „Knospe“ als auch für „Auge“, und „gyáku“ soviel wie „umgekehrt“ bedeutet. Sollte das zusammengesetzt ein sinnvolles japanisches Wort ergeben, so habe ich es nicht gefunden, und auch eine direkte Übersetzung ergibt da noch keinen Sinn. Erst in Berücksichtigung des Filminhaltes kommt man zu einem Ergebnis, und die Knospe trifft für Rika gleich in zweifacher Weise zu, zum einen wird sie auch scherzhaft als Pflanze bezeichnet, und zum anderen hat ihr Problem der Schlaflosigkeit gleichzeitig mit dem Eintreten der ersten Periode begonnen. Im Sinne des „Auges“ zutreffend ist es dann für ihren späteren Liebhaber Eiji, der die Mädchen im Rahmen seines Versuches mit der Kamera filmt. So wären in diesem einen Wort beide Hauptdarsteller vertreten. Das zweite Wort „gyáku“ steht im Sinne von „verkehrt“ bzw. „umgekehrt“ und trifft den Verlauf des Experimentes, der ganz im Gegensatz zu Eijis Intention steht. Eine ganze Menge Inhalt in einem Wort!
Nicht viel anders mit dem Alternativtitel „Itainoga suki“. Dieser Titel bezieht sich auf Eiji’s Vater, der die Ewigkeit im Licht sieht, und darin verschwindet. „itai“ steht sowohl für „schmerzhaft“ als auch für „einen anderen Körper“ und spielt auf dessen Verschwinden hin. „no ga“ bedeutet schließlich „von der Motte“. Kombiniert mit „itai“ kommt also raus „anderer Körper der Motte“ mit „schmerzhaft“ als Zusatz. Dazu passt das Sprichwort „Wie die Motte zum Licht“, genau wie es auch auf Eijis Vater zutrifft, der im Licht verschwindet (jedenfalls wenn es dieses Sprichwort auch in dieser Form in Japan gibt, und ich damit auch nichts Falsches verstanden hab). Das „suki“ am Ende steht wieder für zwei Bedeutungen. Einerseits „gern haben“ und andererseits „Leere“. Die Leere als Ziel der „Reise in die Ewigkeit“, und das „gern haben“ hin- und her gerissen zwischen dem schmerzhaften Körper und der erlösenden Leere.
Soweit meine Interpretation dazu, aber wie schon erwähnt – Ich bin kein Japanologe, aber allein vom logischer her treffen die Übersetzungen zu.
Die Darstellung
Die Darstellung der Räume bleibt während des ganzen Filmes so kühl und steril. Die Räume sind fast immer kalt, die Einrichtung karg und es wird an Gegenständen nur das Nötigste gezeigt. Selbst wenn eine andere Umgebung vorkommt, so bleibt so doch eintönig. Sei es nun die leere Wüste, das weite Meer am Strand oder eine undurchschaubare Pflanzendichte.
Auch auffallend der Gegensatz zwischen Wüste und Meer. Auf der einen Seite steht die leere Wüste, in der bereits alles Leben ausgestorben ist, und auf der anderen Seite das Meer, als Lebensspender. Eijis Vater folgt dem Licht und verschwindet im Meer. Eiji erster Traum unter der VR Brille zeigt ihn mitten im Meer, und selbst das Myson strahlt in frischem Ozeanblau, um der Menschheit neues, besseres Leben zu schenken.
Dazupassend die Musik. Sie kommt nur vereinzelt vor und ist minimal gehalten. Über einen Großteil des Filmes bleibt Stille, und dadurch stechen die Geräusche der Protagonisten besonders deutlich hervor. Das Geräusch jedes Schrittes und jedes Tastenanschlags vorm Computer wirkt außergewöhnlich deutlich.
Die Kameraeinstellungen bleiben überwiegen fest, und nur in sehr wenigen Situationen bewegt sich die Kamera. Beispielsweise beim ersten persönlichen Treffen zwischen Eiji und Rika, bei dem sich die Kamera ständig bewegt und so ein kurzes Zeichen von Leben von sich gibt. Ansonsten bleibt nur der starre und kalte Blick fast ohne Bewegung.
Extra deutlich gemacht wird, schon von Beginn weg, der Unterschied zwischen Rika und den beiden anderen Testpersonen. In beinahe jeder Einstellung in der die drei gemeinsam vorkommen (mit Ausnahme während der Injektion) sitzt bzw. steht sie den beiden gegenüber, oder geht ein paar Schritte hinter ihnen.
Wiederkehrende Motive
Während des Films gibt es bestimmte Elemente, die ständig aufs Neue wieder auftauchen. Zum Beispiel die Kamera von Eiji, seinem Vater und seinem Sohn, auch das blaue Meer, das Symbol für Leben, das Allheilmittel (im Licht, im Myson), der Schmerz und die Einsamkeit. Immer wieder wird man im Film damit konfrontiert.
Die Einsamkeit
Von großer Wichtigkeit ist der Aspekt der Einsamkeit. Auf diesen wird von Bild, Musik und Inhalt Bezug genommen. Im speziellen allerdings mit dem Kaktus in Rikas Wohnung und der Wüste. Der Kaktus, ebenso einsam wie die Pflanze Rika, ist er ihr einziger Kommunikationspartner, mit dem die Schlaflose, durch die VR Brille Kontakt in Form eines traumähnlichen Zustandes aufnehmen kann. Während Rika mit ihren, durch die Schlaflosigkeit, gestärkten Sinne alle Stimmen der Pflanzen und Insekten wahrnimmt, ist für sie der Kaktus, die einzige Pflanze, die sie nicht hören kann, die einzige Pflanze, die immer schläft, und die einzige Pflanze, die ihr zu einer Art Traum helfen kann. Eine Pflanze, die Stacheln hat, und die schmerzt, wenn falsch berührt. Nur diese Pflanze kann ihr in ihrer Einsamkeit beistehen.
Leben – Geburt
Ob nun in Eijis schwangere Mutter in den Rückblenden, Eijis Sohn im Epilog oder in der negativen Form als Empfängnisverhütendes Mittel anfangs in Eijis Mutters Testexperiment. Genau so aber in Form des immer wieder kehrenden Wassers. Der Ozean in den Eijis Vater schreitet. Der Pool in dem Rika in ihrem künstlichen Traum fällt und genau so das Meer in Eijis Vision. Noch weitergehend kommt auch immer wieder die Geburt vor. Die Geburt in eine neue Existenz als Eijis Vater das Licht betritt, Die „rückwärtige“ Geburt, als sich der zurückgekehrte Vater am Ende mit Eijis Mutter wieder verbindet. Anstatt wie ein Baby geboren zu werden nimmt er den anderen Weg und klettert in den Körper um so gemeinsam wieder vereint zu werden. Und weiter im negativen Sinne als Nebeneffekt des Mysons in den Selbstverletzungsakten des Mädchens mit der Esspassion, in Form der Selbstverstümmelung ihrer Geschlechtsteile. Auch ist die Geburt am Ende in Rikas Kaktus zu finden, als nach Rikas Liebesakt mit Eiji, überraschenderweise Blüte zeigt. Interessant genauso, dass Rika am Ende des Films eines Sohn hat, obwohl sie zu anfangs das Mittel zur Empfängnisverhütung gespritzt bekommen hat.
Blick der Kamera: Beobachten und beobachtet werden
Das Auge – das Beobachtende und die Kamera. Hier das Auge im Verstümmelungswahn mit der Gabel entfernt, gleichzeitig gegenüber mit der Kamera die Szene gefilmt, und vor dem Bildschirm wird alles beobachtet. Rika setzt die VR Brille über die Augen um träumen zu können. Einmal das Auge im Sinne des Betrachters, der sich aus seiner Einsamkeit flüchtet, und anders als Fähigkeit der Kamera die Vergangenheit (als Film) festzuhalten.
Das Ewige, die Reise in die Leere
Eijis Vater forscht nach der Erlösung, in Form unendlichen Lebens, nach dem Eintritt ins Licht. Bei seiner Frau findet er darin keine Unterstützung, und als er in der Rückblende am Strand das Licht blickt, verschwindet er darin allein, und lässt seine, mit Eiji schwangere Frau zurück. Er wollte einen Weg für das Glück der Menschen finden, doch ist daran gescheitert. Niemand wollte ihm folgen und zurück lässt er die seine Familie. Gescheitert, so wie sein Sohn nach ihm mit seinem Allheilmittel scheitern wird. Doch die Idee dahinter ist für die Ewigkeit, wird von Generation zu Generation weitergegeben, er hat sie an seinen Sohn Eiji weitergegeben, der sein Mittel auch danach nennt – Myson (= mein Sohn und das Glas steht in Eijis Zimmer neben dem Bild des verschwundenen Vaters), und auch Eijis Sohn wird sich dieser Idee weiter annehmen…
Die ewige Wiederkehr des Gleichen
Die Idee wieder übernehmen, und ein weiteres Mal daran scheitern, und das Gleiche danach noch einmal, immer wieder, ohne je ein Ende zu finden. Doch wie damit umgehen? So wie Eijis Vater ins Licht gehen und alle anderen zurücklassen oder wie Eiji selbst und an den Auswirkungen zu Grunde gehen? Es ist wie in dem Boxkampf – als Amateur in den Ring steigen, drei Minuten gegen den Profi durchhalten und zum Schluss das Preisgeld kassieren. Aber so weit wird es nie kommen. Am Ende geht es nur mehr darum gleich aus dem Ring zu flüchten, traurig darin zu Grunde zu gehen, oder mit dem Wissen auf kein gutes Ende weiter standzuhalten.
Der Schmerz im Körper und der Schmerz in der Seele
Doch Myson als Schmerzbefreiendes Mittel wäre so oder so ein Fehlschlag gewesen. Ein grauenvoller wie hier mit seinen, zur Selbstverstümmelung führenden, Nebeneffekten. Aber selbst, wenn damit all körperlicher Schmerz beseitigt werden könnte. Der seelische Schmerz würde bleibe, und ohne seinen Körper richtig fühlen zu können wäre der Mensch auch kein Mensch mehr. Den schmerzlosen Zustand könnte er nur durch den Übertritt ins Licht erreichen.
Make Up Verantwortlicher
Als Goremeister ist übrigens Yuuichi Matsui verantwortlich, der schon früher bei den berühmt – berüchtigten „Guts of a Virgin“ Teilen dabei war und in letzter Zeit öfters mit Takashi Miike zusammengearbeitet hat. Zum Beispiel bei Audition oder bei Ichi the Killer. Von seinem Fach versteht er etwas, das Ergebnis kann sich sehen lassen – und wie. Besonders hier in „Naked Blood“ sind die Effekte unglaublich realistisch dargestellt (zumindest sieht es so aus) und durch die zusätzliche Ernsthaftigkeit des Films erreichen sie eine Wirkung die nur schwer verdaulich ist, und bei den meisten schwerer als bei den anderen.
Zuviel?
Insgesamt nehmen Goreszenen zwar nur einen kleinen Teil des Gesamtfilmes ein, aber trotzdem schaffen sie es durch ihren Realismus und ihre Kompromisslosigkeit den restlichen Inhalt in den Schatten zu stellen. Verstärkt, noch zusätzlich durch das extra darauf hinweisende Cover, aber vor allem durch den Ruf des Filmes, beschränkt sich das Interesse eines Großteils der Seher einzig und allein auf die Selbstverstümmelungsdarstellung, allen voran die berühmte Augenszene, ohne besonderes Interessen für den Film als Gesamtes. Anstatt eines Aussage oder einer bestimmten Message zu suchen, bleibt in solchen Fällen einzig und allein die Sensationsgier nach den berüchtigten und außergewöhnlichen Gewaltdarstellungen, die letztendlich aber nur einen Teil des Films ausmachen. Leider wird das für den Großteil der Seher zutreffend sein, eine Tatsache, die sich nicht ändern lassen wird und auch nicht Grundlage zu großer Kritik sein soll. Wer sich den Film nur wegen des Gores ansehen will, soll dies tun, und wer mehr draus rausholen will, ist mit diesem Film, im Gegensatz zu vielen ähnlichen, bestens beraten.
Und am Ende? die Moral?
Was mit dem Film alles dargestellt werden sollte und was alles bloß Interpretation ist. Am Ende weiß man es nicht mehr so genau, aber das ist dann auch nicht mehr so wichtig. In erster Linie geht es nicht darum das zu finden, das einem der Film vorgeben will, sonder das, was man sich selbst daraus herausholt. So gesehen ist es auch nicht falsch den Film nur aus der Gier nach Gore zu sehen. Dennoch, zu finden gibt es darin viel. Fragen? Antworten? Der Film selbst stellt die Situation dar. Geworfen in eine kalte und einsame Welt. Das Positive ist jenseits des Lichts, und der Schmerz hier. Dem Schmerz zu entfliehen führt ins Verderben (Myson), vor dem Schmerz zu flüchten führt zur Einsamkeit (allein im Licht, die anderen bleiben zurück). Blöde Situation…