Review

Ein Film, der sich ausschließlich auf derbe Splattereffekte und leichte Sozialkritik mit symbolträchtigen Szenen stützt, kommt einmal mehr aus Japan.
Dabei steht zu Beginn noch nicht fest: Soll man sich nun total von der Alibi-Story abwenden, die die Gewaltszenen vorbereitet oder das Augenmerk nicht so sehr auf die Gore-Momente richten, um die Bilder einer virtuellen Realität deuten zu können und die Einsamkeit einer jeden Figur spürbar werden lassen.

Konzentriert man sich eher auf die Story, fällt sogleich auf, dass es dem 17jährigen Eiji offenbar möglich ist, in einer Art Kinderzimmer im Dachgeschoss mit PC und Hobby-Baukasten ein Serum zu entwickeln, welches als „Painkiller“ funktioniert, - das Gehirn schüttet jede Menge Endorphine aus und Schmerz wird zur Freude.
Dieses verabreicht er heimlich drei Probanten seiner Mutter, woraufhin sich die Damen selbstzerstörerischen Neigungen hingeben.

Zugegeben, es ist schon ein wenig krank, wenn man einer dabei zusieht, wie sie sich in Nahaufnahme die Brustwarze abschneidet und genüsslich zerkaut, sich die Schamlippe abtrennt und ebenfalls verspeist und als Höhepunkt mit der Gabel den Augapfel herausnimmt, welcher erneut im Mund landet.
Die zweite Teilnehmerin hingegen pierct sich solange, bis der Blutverlust (scheinbar) zum Exitus führt, während der dritten Dame Rika eine besondere Bedeutung zukommt, denn die fuchtelt nicht an ihrem Körper herum.
Die ist nach einem Schockerlebnis hypersensibilisiert in Sachen Hören, flüchtet sich in virtuelle Welten mithilfe einer Art Mind-Machine und zieht sich überwiegend in einen Raum zurück, in dem ihr ein Kaktus Trost, jedoch, das erfährt man im Verlauf, auch etwas anderes spendet.

Nur ist die Angelegenheit für Zuschauer, die mit dem unterkühlt emotionslosen Stil nicht klar kommen, eine furchtbar dröge Erfahrung.
Da mag man zwar in einige Traumsequenzen symbolische Bedeutungen (weites Meer, Kaktus, Loswerden von blutgetränkter Kleidung) hineininterpretieren und die Szene, in der ein nackter Mann nahezu bildlich in den geöffneten Mutterleib zurückkehrt, als visuelle Krönung empfinden, doch spannend ist das alles nicht.
Das weitläufig interpretierbare Ende rettet zwar noch ein wenig, und auch ein Flashback zu Eijis Eltern bringt recht atmosphärische Momente, doch wirklich vertieft wird das Gefüge um Eiji und dessen Eltern, beziehungsweise seiner merkwürdigen Bindung zu Rika nicht.
Vielmehr erhärtet sich gegen Ende der Eindruck, dass eine schwammige Story als Aufhänger für immer exzessiver werdende Gewalt herhält.

Zweifelsohne gehören die Splattereffekte zur Oberklasse expliziter Darstellungen, ob nun ein Schraubenzieher durch einen Unterarm gebohrt wird oder in heißem Fett gebratene Finger abgeknabbert werden, - unbedarfte Betrachter könnten bisweilen allergisch gegenüber einigen Szenen reagieren.
In diesem Bereich schleichen sich allerdings einige Regiefehler ein, da manche Wunden in drauffolgender Szene schlicht verschwunden sind.

In Sachen Gewaltdarstellung ist der 76minütige Streifen schonungslos radikal, während er auf der Ebene Traumwelten und virtuelle Realität eine Menge Freiraum für Deutungen lässt.
Doch beides fügt sich zu keiner Zeit so recht zum einheitlichen Gesamtbild, zumal niemand der Darsteller durch Professionalität glänzt und der Score, bis auf ein Thema von Bach, überhaupt nicht auffällt.
Essenziell betrachtet: Splatter mit surrealistisch anmutender Rahmenhandlung in pessimistischem Grundton.
Mein Fall ist dieser Streifen nicht.
3,5 von 10

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