Slumdog Millionär ist mit Sicherheit kein uneingeschränktes Highlight. Ich finde ihn sogar leicht überbewertet.
Die Geschichte um Jamal ist durch die Rückblenden anfangs noch sehr interessant, wird aber zunehmend konstruierter und lässt die Beziehungen zu den "Antworten" gegen Ende gänzlich vermissen.
Die Liebesgeschichte selbst ist auf Bollywood-Niveau mit ernsterem Schauspiel und (das wichstigste) ohne Tanzeinlagen (wobei man im Abspann dann doch damit beehrt wird).
Als Jugendliebe angefangen versucht Jamal seine Herzdame immer wieder zu finden und sie mitzunehmen-doch werden seine Pläne immer wieder durchkreuzt.Was fehlt,sind die Momente in denen sich die Liebesbeziehung entwickelm könnte.Für beide, ohne irgendeine Hetzjgdt drumherum, wird nicht genug Zeit geschuldet. Jamal findet sie von Anfang an einfach toll und wie es sich bei ihr entwickelt wird gar nicht klar. Also sollte man an der romantischen Front lediglich seichte Kost erwarten.Es fällt einem einfach schwer durch die oberflächige Charakterzeichnung,gerade bei ihr,sich auf die beiden tiefer einzulassen.
Klar bekommen wir eine Menge von Jamals und dessen Bruders Kindheit gezeigt.Aber im Grunde genommen, werden uns immer nur die Slums und die allgegewärtige Armut vor Augen geführt und wie die beiden versuchen darin zu überleben. Die eigentliche Gefühlswelt bleibt meist unerklärt.Gerade auch was den Bruder zu seinen Taten bewegt,egal ob anfänglich oder gegen Ende.
Sehr gut ist die Kamera,die Bilder von Müll und Armut verfehlen ihre Wirkung nicht. Langweilig ist SM auch zu keiner Zeit,doch kann er den Zuschauer auch nie richtig packen. Die Laufzeit von fast 2 Stunden ist auch zu lang. Stellenweise sind die Rückblenden zu ausufernd und hemmen die Entwicklung.
Die Darsteller sind allesamt gut,egal ob Kind-Jugendlicher oder Erwachsener.(Der Wer-wird-Millonär-Moderator erinnert irgendwie an George Michael)
Ich finde Danny Boyle hat hier zu viel vermischen wollen. Einige Szenen aus den Slums erinnern an City of God,wobei deren Tiefgang nie erreicht wird. Dafür wirkt das gesamte Konstrukt zu realitätsfremd. Die Lovestory ist akzeptabel,aber wenig spektakulär.Man erfährt ausschlielich schwarz-weiß Malerei.
Dennoch ist SM,gerade durch den Anfang,ineterssant zu sehen und ist im Rest auch handwerklich solide.Nur hatte ich mir als Oscarabräumer wesentlich mehr erhofft.
6,5 von 10 Punkten